Dortmund - Bayern:"Wie ein schlechter Traum"

Der Arbeitstag der BVB-Spieler nahm ein bitteres Ende: Bis zur 88. Minute führten die Westfalen mit 2:0, sahen aus wie der sicherer Sieger und mussten in der Nachspielzeit noch den Ausgleich hinnehmen.

Mit einem fulminanten Endspurt und zwei Last-Minute-Treffern hat der FC Bayern München die drohende zweite Saisonschlappe in der Fußball-Bundesliga abgewendet. Der Doppelschlag von Lucio (88.) und Roy Makaay (90./+1) riss Borussia Dortmund beim 2:2 (1:0) am Samstag aus allen Träumen. Der Gast aus München büßte damit zwar weiter Boden im Kampf um die Meisterschaft ein, feierte die Punkteteilung aber wie einen Sieg.

Makaay

Spät, aber nicht zu spät: Roy Makaay rettet den Bayern einen Punkt.

(Foto: Foto: AP)

In der hitzigen Atmosphäre des mit 83 000 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadions hatte Ewerthon (44./69. Foulelfmeter) sein Team in Führung gebracht. Doch auch die vermeintlich sichere Ausgangsposition konnte nicht verhindern, dass die Borussia auch im dritten Heimspiel ohne Sieg blieb.

"Das ist wie ein schlechter Traum. Wir alle saßen in der Kabine und konnten nicht fassen, wie das passieren konnte", klagte BVB-Manndecker Christian Wörns aus Frust über den aus Dortmunder Sicht unglücklichen Spielverlauf. Derweil die Borussen mit hängenden Köpfen das Westfalenstadion verließen, erfreuten sich die Bayern an dem unerwarteten Happy End.

Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge wähnte den FC Bayern gar auf dem Weg in eine bessere Zukunft. "Der Fußball, den wir in den letzten 15 Minuten gespielt haben, ist der, der uns zum Erfolg führt. Vielleicht hat die Mannschaft so ein Schlüsselspiel gebraucht."

Vom hohen Niveau eines Schlagerspiels war die Partie in der Anfangsphase weit entfernt. Auf beiden Seiten wirkte sich das Fehlen der Spielmacher negativ aus: konstruktiver Spielaufbau und Überraschungsmomente waren eine Seltenheit. Der heimischen Borussia fehlte es ohne Tomas Rosicky an Inspiration, den Gästen ohne Michael Ballack und Sebastian Deisler an Durchschlagskraft.

Der erst kürzlich von einer Grippe genesene Ballack musste von der Ersatzbank aus mitansehen, wie das Spiel zusehends an Qualität verlor. Bis auf einen Kopfball von Jan Koller (4.) und einen Volleyschuss des für Leonardo Dede ins Team beorderten David Odonkor (40.) blieben BVB-Chancen Mangelware. Nicht besser erging es den Bayern: Nur der ehemalige BVB-Profi Torsten Frings (29.) sorgte mit einem Freistoß für Torgefahr.

Als sich alle Zuschauer bereits mit einer torlosen ersten Halbzeit abgefunden hatten, brach BVB-Angreifer Ewerthon überraschend den Bann. Der schnelle Brasilianer eroberte sich im Mittelfeld den Ball, überlief die gesamte Bayern-Abwehr und erzielte mit einem 14-Meter-Schuss ins lange Ecke seinen vierten Saisontreffer. Binnen Sekunden verwandelte sich das bis dahin ruhige Westfalenstadion in ein Tollhaus.

Mit Claudio Pizarro, der nach der Halbzeit für den schwachen Vahid Hashemian ins Spiel kam, gaben die Bayern ihre bis dahin passive Spielweise auf. Sie übernahmen die Regie und waren bei zwei Möglichkeiten von Makaay (61./65.) dem Ausgleich nahe. Doch erneut wurden die Münchner kalt erwischt: Ein Foul von Thomas Linke an Koller ahndete Schiedsrichter Markus Merk mit einem Foulelfmeter, den Ewerthon sicher verwandelte. Selbst dieser Rückschlag konnte die Bayern nicht schrecken: In sehenswerten Schlussminuten bewiesen sie Moral und kamen durch Kopfbälle von Lucio und Makaay noch zu einem glücklichen Punktgewinn.

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