Doppelgänger bei der Copa América:Schweinsteiger aus den Anden

Alejandro Chumacero Schweinsteiger

Einer wie Schweinsteiger, zumindest optisch: Boliviens Alejandro Chumacero (links).

(Foto: dpa)
  • Weil er dem deutschen Nationalspieler frappierend ähnlich sieht, ist Boliviens Chumacero die Kultfigur bei der Copa América.
  • Radio- und TV-Kommentatoren nennen ihn nur noch "Chumasteiger".
  • Dabei ist er seinem optischen Vetter persönlich noch nie begegnet.

Von Javier Cáceres, Santiago de Chile

Wer zuletzt die spanische Wikipedia-Seite wegen des bolivianischen Mittelfeldspielers Alejandro Chumacero konsultierte, erfuhr Erstaunliches: Ab 2015, stand dort zu lesen, würde Chumacero, 24, den Kader von Real Madrid bereichern. Das war einerseits barer Unfug. Andererseits würde es durchaus zu Chumacero passen. Ein Klub vom Weltrang Real Madrids ist ja das Mindeste, was Chumacero verdient hätte. Denn bei der Copa América in Chile ist Chumacero der einzige Profi, der vor der nun anstehenden K.-o.-Runde (Bolivien trifft am Donnerstag im Viertelfinale auf Peru) Kultstatus erreicht hat.

Dies - zugegeben - verdankt Chumacero eher physiognomischen Umständen. Er sieht dem Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger derart ähnlich, dass Chumacero in ganz Lateinamerika mittlerweile als der verschüttete Bruder des deutschen Nationalspielers durchgeht. Chumacero wird auch gar nicht mehr mit seinem eigentlichen Namen gerufen, Radio- und TV-Kommentatoren haben sich längst auf "Chumasteiger" geeinigt, ebenso Nationalcoach Mauricio Soria und die lieben Teamkollegen: "Vamos, Chumasteiger!", rufen sie ihm zu.

"Wer mir diesen Spitznamen verpasst hat? Keine Ahnung. Verwandt bin ich mit Es-suáin-es-táiga jedenfalls nicht", sagt Chumacero mit seiner dünnen Stimme, wenn man ihn darauf anspricht. "Aber mir gefällt das", fügt er hinzu. Tatsächlich spricht der Anden-Schweini über den Voralpen-Schweini wie über ein Idol. "Schweinsteiger ist ein spektakulärer Spieler. Ich verfolge sehr genau, was er in Europa macht", sagt Chumacero. Bislang sei es ihm nicht vergönnt gewesen, seinen optischen Vetter persönlich zu treffen. "Das wäre natürlich das Allergrößte. Ein Traum."

Dass sich die beiden in absehbarer Zukunft auf einem Fußballplatz die Hand geben, darf als vergleichsweise unwahrscheinlich angesehen werden. Zu unterschiedlich sind Niveau und Perspektiven. Zwar ist Chumacero ein ansehnlicher Mittelfeldspieler mit einem respektablen Schuss und physisch stark genug, um von Strafraum zu Strafraum zu eilen. Er galt einmal als hochbegabt, debütierte mit kaum mehr als 16 Jahren bei seinem Stammverein The Strongest La Paz. Allerdings bringt er es, je nach bolivianischer Website, auf eine zumindest nach Europa schwer vermittelbare Körpergröße von 157, 162 oder 165 Zentimetern. Sein einziger Auslandsaufenthalt führte ihn zu Sport Recife in die zweite brasilianische Liga. Sie hatten rasch keine Verwendung mehr für Chumasteiger. Nun spielt er wieder bei The Strongest.

Bei der Copa América in Chile haben die Bolivianer schon jetzt mehr erreicht, als sie sich ausgemalt hatten. "Ich weiß, ihr glaubt nicht an uns, aber lasst uns wenigstens erst mal spielen", flehte Chumacero die Presse vor dem Turnier an. Nach einem Auftakt-Remis gegen Mexiko (0:0) siegte Bolivien dann sogar überraschend gegen Ecuador (3:2). Gegen Gastgeber Chile folgte aber ein Ergebnis (0:5), das schon eher zur jüngeren Fama Boliviens passte. Letztmals waren sie 1994 in den USA bei einer Weltmeisterschaft dabei; bei der letzten WM-Qualifikationsrunde landete Bolivien hinter dem nächsten Copa-Gegner Peru auf dem vorletzten Platz. "Gegen Peru werden wir für eine Überraschung sorgen", sagt Chumasteiger nun, der sich von Schweinsteiger in einem Punkt fundamental unterscheidet: Er mag kein Damentennis.

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