Spanischer Dopingsünder:Chronologie des Dopingfalls Contador

Am 21. Juli 2010, einem Ruhetag der Tour de France, wird Alberto Contador bei einer Urinkontrolle positiv auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol getestet. Nach mehreren Gerichtsverfahren, öffentlichen Unschuldsbeteuerungen und Lügendetektortests kommt es nun zur Verurteilung des Radprofis. Mehrere Titel werden ihm aberkannt.

Eine Chronologie

21. Juli 2010: Alberto Contador wird am Ruhetag der Tour de France in Pau bei einer Urinkontrolle in A- und B-Probe positiv auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol getestet. Die beim Spanier festgestellte Konzentration lag bei einem Wert von 50 Picogramm und war damit 400-mal niedriger als der Wert, den WADA-Labore in Proben entdecken müssen. Erst ein verfeinertes Analyseverfahren im Kölner Anti-Doping-Labor hatte die positive Probe möglich gemacht. Einen Grenzwert für Clenbuterol gibt es laut WADA-Statuten nicht.

Radprofi Alberto Contador

Alberto Contador bei der Tour de France 2010. Hinter ihm im Bild: Radprofi Andy Schleck aus Luxemburg, der den Toursieg mit der Verurteilung Contadors zugesprochen bekommt.

(Foto: dpa)

25. Juli 2010: Contador gewinnt zum dritten Mal nach 2007 und 2009 die Tour de France.

24. August 2010: Der Radsport-Weltverband UCI unterrichtet Contador von dem positiven Befund und spricht eine vorläufige Sperre gegen den Spanier aus.

30. September 2010: Mehr als einen Monat nach dem positiven Befund geht die UCI mit dem Dopingfall an die Öffentlichkeit. Contador begründet den positiven Test mit kontaminiertem Fleisch. Er habe am Abend vor dem Ruhetag ein aus Spanien stammendes Filetsteak gegessen. Auch die medizinische Kommission der UCI habe ihm bestätigt, dass ein Fall von verunreinigten Lebensmitteln als Grund für den positiven Test möglich sein könne.

12. Oktober 2010: Contador zieht bei einer Verurteilung ein Karriereende in Betracht.

8. November 2010: Nach dem Abschlussbericht einer Expertenkommission nimmt die UCI Abstand von der Unschuldsvermutung, leitet die Unterlagen an den spanischen Radsport-Verband RFEC weiter und fordert die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Contador.

17. November 2010: Die WADA zweifelt in einem Bericht die Argumentation Contadors an. Bei Untersuchungen in der betroffenen Metzgerei und der Schlachterei seien keine Spuren von Clenbuterol gefunden worden. Auch die spanischen Rindfleischzüchter weisen später die Theorie zurück. In 14.179 Kontrollen sei 2010 nicht ein positiver Clenbuterol-Fall gewesen.

27. Januar 2011: Das Wettkampfkomitee des spanischen Radsport-Verbandes RFEC schlägt eine Sperre von einem Jahr vor. Contador ("Ich bin ein Vorbild an Sauberkeit") kündigt daraufhin an, dass er das Strafmaß niemals akzeptieren werde.

15. Februar 2011: Plötzliche Wende in Spanien: Der RFEC sieht von der Einjahressperre ab und spricht Contador vom Dopingvorwurf frei. Zuvor hatte sich auch der spanische Regierungschef Jose Luis Zapatero auf die Seite des Radprofis geschlagen. Contador ist wieder startberechtigt.

16. Februar 2011: 206 Tage nach seinem Toursieg steigt Contador bei der Algarve-Rundfahrt in die Saison ein.

24. März 2011: Die UCI legt vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch gegen den Freispruch Contadors ein.

30. März 2011: Die WADA zieht nach und legt ebenfalls Einspruch ein.

Contador feiert weitere Erfolge im Jahr 2011

20. Mai 2011: Der CAS terminiert die mündliche Verhandlung auf den 6. bis 8. Juni. Das Schiedsgericht setzt sich aus dem Vorsitzenden Efraim Barak (Israel), dem Schweizer Quentin Byrne-Sutton und dem Deutschen Ulrich Haas zusammen.

29. Mai 2011: Contador gewinnt mit über sechs Minuten Vorsprung auf den Italiener Michele Scarponi den Giro d'Italia und feiert seinen neunten Saisonsieg.

31. Mai 2011: Der CAS verschiebt die Anhörung Contadors auf dessen Wunsch auf den 1. bis 3. August. Der Weg zur Teilnahme Contadors an der Tour de France ist frei.

11. Juni 2011: Contador kündigt seinen Start bei der Tour an.

2. Juli 2011: Startschuss der Tour de France an der Passage du Gois in der Vendee.

24. Juli 2011: Contador beendet die Tour de France auf dem fünften Platz

26. Juli 2011: Der Fall wird erneut verschoben, diesmal auf November.

3. August 2011: Contador beendet seine Radsport-Saison 2011.

14. November 2011: Contador meldet 13 Zeugen für den CAS-Prozess, unter anderem die damaligen Astana-Teamkollegen Benjamin Noval, Jesus Hernandez und Paolo Tiralongo sowie Wissenschaftler Louis Rovner, ein Experte für Lügendetektortests.

21. bis 24. November 2011: Anhörung Contadors vor dem CAS. Contador beteuert seine Unschuld und stützt seine These auf die 13 Zeugen und das Ergebnis eines Lügendektortests. Auf der Gegenseite herrscht dagegen Empörung, dass Anti-Doping-Experte Michael Ashenden, einer der Hauptzeugen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), von den drei CAS-Richtern abgewiesen wird war. Ashenden sollte die These von einer möglichen Bluttransfusion des Spaniers stützen, durfte aber nicht.

21. Dezember 2011: Der CAS kündigt ein Urteil für Mitte Januar an.

16. Januar 2012: Der CAS verschiebt das Urteil um zwei Wochen. Hintergrund sind Spekulationen über eine mögliche Befangenheit des Vorsitzenden Richters Ephraim Barak.

23. Januar 2012: Contador startet bei der Tour de San Luis in die Saison und belegt den zweiten Gesamtplatz.

30. Januar 2012: Der CAS verschiebt das Urteil noch einmal um einige Tage auf den 6. Februar.

6. Februar 2012: Contador wird nach Angaben des spanischen Radsport-Verbandes RFEC vom CAS zu einer Sperre von zwei Jahren verurteilt. Die Sperre wird rückwirkend vom 21. Juli 2010 an ausgesprochen und endet am 5. August 2012. Alle Resultate Contadors seit der Tour 2010 werden nachträglich aberkannt. Der Toursieg 2010 wird dem Luxemburger Andy Schleck zugesprochen, der Giro-Sieg 2011 geht an den Italiener Michele Scarponi über.

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