Doping-Vorwürfe:IAAF: Russische Leichtathleten bleiben für Olympia gesperrt

Jelena Issinbajewa

Die russische Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa reagierte mit Entsetzen und großer Wut auf die IAAF-Entscheidung.

(Foto: Michael Kappeler/dpa)
  • Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hält die Sperre für Russlands Leichtathleten auch für die Olympischen Spiele in Rio aufrecht.
  • Die IAAF wirft dem russischen Verband eine "tief verwurzelte Kultur der Toleranz gegenüber Doping" vor.
  • Es geht um systematisches Doping, Vertuschung von Kontrollen und Korruption.

Den russischen Leichtathleten droht wegen der zahlreichen Dopingskandale der Ausschluss von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Der Weltverband IAAF hat die seit November 2015 wirksame Sperre für den nationalen Verband WFLA bestätigt. Das verkündete die IAAF auf einer Pressekonferenz.

Allerdings soll russischen Aktiven ohne Verbindung zum offiziellen System oder Whistleblowern wie der Russin Julia Stepanowa per Ausnahmeregelung die Möglichkeit zum Start bei internationalen Wettbewerben unter neutraler Flagge gegeben werden. Über Olympia-Teilnahmen entscheidet formal in letzter Instanz das Internationale Olympische Komitee.

"Der Ausschluss der WFLA war eine zu erwartende Entscheidung. Es war zu vermuten. Wir werden darauf reagieren", kündigte Russlands Sportminister Witali Mutko an. Die russische Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa reagierte mit Entsetzen und großer Wut. "Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Dazu werde ich nicht schweigen", sagte Issinbajewa nach Angaben der Agentur Tass. Sie kündigte an, vor ein internationales Gericht zu ziehen: "Ich werde für die Gerechtigkeit kämpfen."

Die Entscheidung der 24 anwesenden Council-Mitglieder fiel auf Grundlage und Empfehlung einer von der IAAF eingesetzten Taskforce, die mögliche Reformfortschritte in Russland seit Januar überwacht hat.

Neue Vorwürfe erst vor zwei Tagen

Der völlige Ausschluss eines Verbandes ist laut Regel 45 im Ethik-Code des Weltverbandes bei gravierenden Verstößen gegen Anti-Doping-Regularien zulässig. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hatte am 9. November 2015 einen 323-seitigen Bericht vorgelegt, der ein Schreckensbild der Doping-Praktiken in der russischen Leichtathletik zeichnet. Am 13. November suspendierte die IAAF den nationalen Verband WFLA.

Vorgeworfen werden den russischen Sportlern systematisches Doping, Vertuschung von Kontrollen und Korruption. Trainer und Funktionäre sollen den Betrug befördert und gedeckt haben. Im Moskauer Doping-Kontrolllabor soll ebenfalls gemauschelt worden sein. Selbst Sportminister Witali Mutko sei in viele Vorgänge eingeweiht gewesen.

Erst vor zwei Tagen hatte die Wada neue Vorwürfe erhoben: Zwischen dem 15. Februar und 29. Mai konnten in Russland 736 geplante Dopingkontrollen nicht durchgeführt werden. So sollen Kontrolleure von Athleten massiv behindert und von Beamten des russischen Geheimdienstes FSB eingeschüchtert worden sein.

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