Doping-Vorwürfe gegen Voigt:"Die leben in ihrer Parallelwelt"

Radprofi Jens Voigt wehrt sich gegen die Doping-Anschuldigungen seiner früheren Teamkollegen: Er betont seine Unschuld und sagt auch, von verbotenen Praktiken im Team nichts mitbekommen zu haben. Die Vorwürfe seien für Voigt vielmehr Versuche, eigene Vergehen zu bagatellisieren.

Jens Voigt

Jens Voigt (mi.) betont, seine Erfolge ohne Doping eingefahren zu haben. 

(Foto: AP)

Radprofi Jens Voigt hat sich vehement gegen die Doping-Anschuldigungen seiner früheren Weggefährten Jörg Jaksche und Tyler Hamilton gewehrt. "Diese Reaktion war klar. Die leben in ihrer Parallelwelt und können es einfach nicht glauben, dass auch welche sauber waren", sagte der 41-Jährige im Interview mit Sky Sport News HD. Seiner Meinung nach würde "eine Scheinwelt zusammenbrechen, wenn sie bemerken, dass auch ohne Doping die Leistung erbracht werden kann."

Voigt selbst bestritt Doping erneut entschieden: "Ich kann nicht für alle bürgen, aber ich habe nichts gemacht." Nach Tyler Hamilton hatte auch der ehemalige deutsche Radprofi Jörg Jaksche zuvor seinen früheren Teamkollegen der Doping-Lüge bezichtigt. Der Ansbacher, der 2004 mit Voigt für den dänischen Rennstall CSC gefahren war, sagte der Süddeutschen Zeitung: "Wer bei CSC nicht mitbekommen hat, dass andere Fahrer - inklusive mir - gedopt haben, dem kann ich nicht glauben." Hamilton sagte außerdem, er glaube definitiv, dass Voigt auch selbst gedopt habe.

Voigt nahm diese Aussagen nach leichten Anlaufschwierigkeiten gelassen auf. Er gestand, zunächst in Rage gewesen zu sein, danach sei aber nur noch "ein mildes Lächeln geblieben. Die versuchen, das zu bagatellisieren. Das ist die normale Schutzreaktion. Es ist aber gewiss nicht so, wie sie es darstellen, dass jeder mit jedem über Doping spricht", sagte Voigt. Nach dem Festina-Skandal sei Doping während seiner Zeit in Frankreich ein "absolutes No-Go" gewesen. "Die Leute denken, wir sitzen am Lagerfeuer und lachen uns tot. So ist das aber nicht", sagte Voigt: "Aber die Zweifler bekommt man leider nie überzeugt."

"Ich habe es so satt"

Für ihn sei die aufkommende Kritik am Radsport verständlich, denn "wir selbst haben die Munition geliefert, mit welcher auf uns nun geschossen wird", sagte Voigt. Der Doping-Kronzeuge Jaksche hatte bei seinen Vorwürfen auf folgende Umstände hingewiesen. "Zufälligerweise war Voigt immer bei den Teams mit den zweifelhaftesten sportlichen Leitern", sagte er der SZ. "Voigt hatte außerdem seine erfolgreichste Zeit, als Epo noch nicht nachweisbar war, insofern sind seine Aussagen mehr als fragwürdig. Und diejenigen, die nach Dopingskandalen immer sagen, das sei doch Vergangenheit, veräppeln die Leute eh am meisten", sagte Jaksche.

Auch der ehemalige Dopingsünder Hamilton hatte Jens Voigt in einem Interview mit der dänischen Tageszeitung B.T. vorgeworfen, in Bezug auf Doping in ihrem damaligen Rennstall CSC (2002 und 2003) nicht die Wahrheit zu sagen, wenn er erkläre, er habe im Team von Bjarne Riis niemals etwas davon mitbekommen. "Du musst von Blinden umgeben sein, wenn du in deiner 15-jährigen Karriere nie etwas gehört oder gesehen haben willst", hatte Hamilton erklärt. Er glaube definitiv, dass Voigt auch selbst gedopt habe. "Aber ich habe keine spezielle Kenntnis davon", sagte Hamilton.

Trotz dieser massiven Anschuldigungen denkt Jens Voigt offenbar nicht an juristische Schritte gegen Hamilton. Der Berliner Tageszeitung B.Z. sagte der 41-Jährige scheinbar gelassen: "Dagegen kann ich nichts machen. Er behauptet ja nicht, dass ich gedopt habe", sagte Voigt, "ich werde keine Rechtsmittel einsetzen." Verärgert war er über die Aussagen aber dennoch. "Tja, es sieht so aus, als würde es nie enden, oder? Bin gerade vom Training nach Hause gekommen und habe die Nachricht gelesen. Ich habe es sooo satt", twitterte Voigt, der in der vergangenen Woche der B.T. gesagt hatte, er habe nie etwas von Doping im Team gehört und auch nichts gesehen. Hamilton bezichtigte in seinem Rundumschlag auch Bjarne Riis der Lüge. Dieser hatte behauptet, nie Kontakt zum mutmaßlichen Dopingarzt Dr. Eufemiano Fuentes gehabt zu haben. Dazu erklärte Hamilton, man habe sich 2003 einmal zusammen in einem Hotelzimmer in Spanien am Rande der Baskenland-Rundfahrt getroffen.

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