Doping-Verdacht:T-Mobile kündigt Jan Ullrich

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Die am Donnerstag eingetroffene außerordentliche Kündigung des Fahrervertrages will der in Dopingverdacht geratene T-Mobile-Kapitän jedoch nicht akzeptieren.

Bitteres Ende einer jahrelangen Partnerschaft: Wegen des Doping-Verdachts gegen Jan Ullrich hat sich das Team T-Mobile von seinem früheren Kapitän getrennt. Der 32-Jährige kündigte am Freitag an, gegen die Kündigung vorzugehen.

Wegen der Doping-Ermittlungen durften Ullrich und weitere Radsport-Größen an der diesjährigen Tour de France nicht teilnehmen. T-Mobile trennte sich auch fristlos von Ullrichs Teamkollegen Oscar Sevilla.

"Da Jan Ullrich und Oscar Sevilla keinen Beweis ihrer Unschuld angetreten haben, war die Kündigung der notwendige und folgerichtige Schritt nach ihrer Suspendierung", sagte Teammanager Olaf Ludwig. T-Mobile-Sprecher Philipp Schindera sagte, die Kündigung sei die logische Konsequenz aus den Vorfällen der vergangenen Wochen.

Kein Rosenkrieg

"Jan Ullrich hatte ausreichend Zeit, die Vorwürfe zu entkräften." T-Mobile sei nach wie vor gesprächsbereit und hoffe auf eine vernünftige Lösung, betonte Schindera. "Wir wollen ganz sicher keinen Rosenkrieg."

Laut T-Mobile wurde die Kündigung bereits am Donnerstagabend ausgesprochen. Ullrich kündigte Widerstand gegen den Schritt an. "Die Kündigung von T-Mobile ist für mich nicht akzeptabel", erklärte er.

Auch sei er enttäuscht, dass die Entscheidung ihm nicht persönlich, sondern per Fax überbracht worden sei. "Ich finde es beschämend, dass ich nach so vielen Jahren guter Zusammenarbeit und nach allem, was ich für das Team getan habe, wie eine Faxnummer behandelt werde", schrieb Ullrich auf seiner Website.

Sein Manager Wolfgang Strohband erklärte, dass die Kündigung unbegründet sei und dass sie Ullrich gerichtlich anfechten werde, falls das für kommende Woche geplante Gespräch keine Einigung bringe.

Der Anwalt des Radrennfahrers, Ulrich Theune, betonte: "Die Kündigung wird keinen Bestand haben." Ullrich hatte die Doping-Vorwürfe öffentlich bestritten, als er mit seinem Teamkollegen Oscar Sevilla und dem sportlichen Leiter Rudy Pevenage suspendiert worden war. Am Montag hatte der Radsport-Star gesagt, dass seine Anwälte von den spanischen Behörden eine schriftliche Darlegung der Vorwürfe verlangt hätten.

Er betonte außerdem, dass er so lange als unschuldig zu gelten habe, bis das Gegenteil bewiesen sei.

"Eigene ethische und moralische Regeln"

T-Mobile-Sprecher Christian Frommert erklärte, dass zwar das Team Ullrichs Auffassung respektiere. "Aber der Sport, insbesondere der Radsport hat sich eigenen ethischen und moralischen Regeln verpflichtet, die auch in den Verträgen der Fahrer dokumentiert sind."

Auch nach Ludwigs Auffassung müssen die Rennfahrer aktiv mitarbeiten, um den Unschuldsbeweis zu erbringen. Frommert sagte, es sei derzeit unwahrscheinlich, dass Ullrich jemals wieder für T-Mobile fahren werde.

Ende Juni veröffentlichte Ermittlungsergebnisse spanischer Behörden hatten laut T-Mobile eindeutige Indizien dafür geliefert, dass Ullrich und Sevilla versuchten, ihre Leistungen mit Hilfe unerlaubter Mittel zu steigern. Ullrichs langjähriger Berater Pevenage war bereits Anfang Juli wegen der Vorwürfe entlassen worden.

Ullrich war über viele Jahre beim Team Telekom unter Vertrag, das später zum Team T-Mobile wurde. 1997 gewann er als erster Deutscher die Tour de France und wurde fünf Mal Zweiter, davon drei Mal hinter Rekordfahrer Lance Armstrong. Nach Armstrongs Rückzug im vergangenen Jahr wurde der 32-Jährige in diesem Jahr als einer der Favoriten gehandelt.

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