Doping:Schwere Vorwürfe gegen russische Biathleten

Biathlon World Cup in Nove Mesto

Anton Schipulin beim Weltcup in Nove Mesto.

(Foto: dpa)

Unbeeindruckt von schweren Dopingverdächtigungen gegen sein Land ist der Russe Anton Schipulin beim Sprint in Nove Mesto als Zweiter auf das Podest gestürmt. Der Biathlet blieb am Donnerstag fehlerfrei und wurde nur von Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade geschlagen. Der Franzose musste zwar einmal in die Strafrunde, holte sich mit einem Vorsprung von 1,6 Sekunden aber trotzdem seinen fünften Saisonerfolg und den 52. Weltcup-Erfolg seiner Karriere. Zu dem sich anbahnenden Doping-Skandal sagte Fourcade in der ARD: "Als erstes möchte ich die Beweise sehen, die Fakten."

Die deutschen Sportler schafften es nicht auf das Podest. Arnd Peiffer blieb zwar fehlerfrei, lag als Elfter über eine halbe Minute hinter Fourcade. Danach äußerte sich auch er zum Dopingthema: "Ich habe angefangen, den McLaren-Report durchzulesen. Es sind eine Menge Indizien", sagte Peiffer, der schon zuvor klar Stellung gegen Doping bezogen hatte. Aber es sei "ein juristisches Problem, Athleten zu sperren, wenn keine Fakten vorliegen." Peiffer forderte den Biathlon-Weltverband IBU zum Handeln auf.

Je einen Fehler schossen Erik Lesser als 15. und Simon Schempp als 17. Benedikt Doll lag nach drei Fehlern über eine Minute zurück und schaffte es wie Matthias Bischl in den Verfolgungswettkampf. Matthias Dorfer verpasste das Jagdrennen am Samstag.

Vor dem Rennen hatte Weltverbandschef Anders Besseberg die Vorwürfe gegen Russland öffentlich gemacht. Dem Weltverband IBU liege eine Liste mit 31 dopingverdächtigen russischen Athleten vor, sagte der Norweger. Darunter seien auch Sportler, die noch aktiv laufen würden. Einige der Athleten seien schon gesperrt, andere hätten ihre Karriere bereits beendet. Hinzu kämen Athletinnen oder Athleten, die bislang noch gar nicht bei internationalen Wettbewerben aufgetaucht seien. Namen nannte der Norweger nicht. Schipulin sagte nach seinem zweiten Platz in Nove Mesto: "Ich bin sauber, ich habe ein reines Gewissen."

Dass keine Namen veröffentlicht werden, begrüßt Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig, dessen Mannschaft um Weltcup-Spitzenreiterin Laura Dahlmeier am Freitag im größten Biathlon-Stadion der Welt ran muss. "Mit einer Vorverurteilung oder einem Rundumschlag wäre ich ganz vorsichtig." Schweden-Coach Wolfgang Pichler, der selbst einmal in Russland als Biathlon-Coach angestellt war, sagte in der ARD: "Das ist ein Angriff auf den Sport. Zur Tagesordnung kann man nicht mehr übergehen." Experten aus fünf Nationen haben bereits begonnen, die Vorwürfe aus dem McLaren-Report aufzuarbeiten. Möglicherweise gibt es schon vor Weihnachten Ergebnisse.

Wie IBU-Chef Besseberg bestätigte, habe sein Verband von der Anti-Doping-Agentur Wada einen Bericht mit über 300 Seiten zum McLaren-Report erhalten. "Wenn man sich für Sperren entscheidet, werden die betroffenen Sportler noch vor dem nächsten Weltcup Anfang Januar in Oberhof gesperrt", sagte er.

Sollten sich die Vorwürfe gegen die russischen Biathleten bestätigen, drohe Russland auch der Entzug der Junioren-WM im Februar in Ostrow sowie des Weltcups im März in Tjumen, wie Besseberg erklärte. "Wir wissen, dass es genügend andere Kandidaten gibt, die diese Veranstaltungen austragen würden. Das ist zeitlich kein Problem", so der IBU-Präsident. Noch unklar sei, was mit der in das westsibirische Tjumen vergebenen WM 2021 passiert. "Das ist ein Fall für den IBU-Kongress im nächsten Jahr", sagte Besseberg.

Ermittler McLaren hatte am 9. Dezember seinen Abschlussbericht zum Doping-Skandal in Russland vorgelegt. Demnach sollen über 1000 russische Athleten in 30 Sportarten in der Zeit von 2011 bis 2015 in einem staatlich gelenkten und weit verbreiteten Betrugssystem involviert gewesen sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: