Doping im Reiten:Der Verfall eines Edelsports

In der Vorstellung vieler Sportfans hatte der Reitsport immer etwas Edles und Erhabenes. Doch nun mehren sich auch bei den Vierbeinern die Dopingfälle.

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Josef Neckermann

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Die Nostalgiker unter den Reitsport-Fans mögen sich in diesen Tagen an bessere, schönere und vor allem Dopingmeldungen-freie Zeiten erinnern. An Hans Günter Winkler oder Josef Neckermann (hier auf einem Foto von 1982) und an Zeiten, in denen der Pferdesport für viele etwas Edles und Erhabenes hatte - und nichts zu tun mit diesem grausigen Wort Doping. Da ist sicherlich viel Klischee dabei - wie in anderen Sportarten auch. Zweifelsfrei fest steht aber: In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Dopingfälle deutlich vermehrt. Ein Überblick.

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Christian Ahlmann

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Bei den olympischen Reiterwettbewerben in Hongkong wird das Pferd Cöster von Christian Ahlmann positiv auf die verbotene Substanz Capsaicin getestet. Der Internationale Verband FEI sperrt den Springreiter aus Marl wegen verbotener Medikation im Wettkampf für vier Monate. Dem deutschen Verband (FN), der das Vergehen als Doping wertet und den Reiter für zwei Jahre für das Nationalteam ausschließt, genügt das nicht. Er reicht Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne ein. Die CAS-Richter geben dem deutschen Verband Recht, Ahlmanns Strafe wird auf acht Monate bis zum 20. April dieses Jahres verlängert. Der Reiter selbst hatte argumentiert, das Mittel Equi-Block benutzt zu haben, um den Rücken des Pferdes einzureiben.

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Marco Kutschers

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Marco Kutschers Pferd Cornet Obolensky erhielt nach der ersten Runde des olympischen Teamwettbewerbes eine Injektion mit den Mitteln Arnika und Lactanase. Diese Medikation durch eine Pflegerin war nicht angemeldet. Die FEI will Kutscher nun suspendieren. Das FEI-Bureau stellt einen entsprechenden Antrag an das Sportgericht des Verbandes, nachdem eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet wurde. Die verbotene Medikation war bei keiner Probe nachgewiesen worden, sondern durch Medienberichte bekannt.

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Ludger Beerbaum

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Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum sagte über den Umgang mit Medikamenten bei seinen Pferden: "In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird." Und: "Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht." FN-Chef Breido Graf zu Rantzau reagiert entsetzt und geschockt und kündigt eine Untersuchung an. Brisant: Die deutsche Springreiter-Mannschaft hatte nach den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Goldmedaille verloren, weil bei Beerbaums Pferd Goldfever Spuren von Betamethason gefunden worden war, was zwar nicht als Doping, aber als verbotene Medikation eingestuft wurde.

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Isabell Werth

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Bei der fünfmaligen Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth aus Rheinberg (hier mit "Warum nicht" beim Grand prix in Wiesbaden) liegt für das Pferd Whisper eine positive A-Probe vor. Bei Werths zehnjährigem Wallach wurde das Psychopharmaka Fluphenazin gefunden. Die Reiterin ist vorläufig suspendiert. "Ich bin erschüttert", sagt FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau: "Das ist eine Katastrophe für den Pferdesport." Ende Mai 2009 hatte die FN die Kader der drei olympischen Disziplinen aufgelöst und eine unabhängige Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit der Befragung der Reiter beauftragt.

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Ire Cian O'Connor

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Der Ire Cian O'Connor (im Bild) gewann bei den Olympischen Spielen von Athen Gold. O'Connor durfte sich aber nur kurz über das Edelmetall freuen. Die Medaille wurde ihm wenig später wieder aberkannt. Grund: In der Urinprobe seines Pferdes "Waterford Crystel" fanden sich Spuren von Antidepressiva. O'Connor wurde zudem für drei Monate gesperrt. O'Conner sitzt längst wieder im Sattel. Anfang Juni 2009 gewann er auf seinem Pferd "Independent Echo Beach" den CSIO in der Schweiz.

Weitere Dopingfälle erschütterten den Reitsport: Der Norweger Tony André Hansen wurde bei den Olympischen Spielen in Peking suspendiert, weil sein Pferd Camiro positiv auf Capsaicin getestet wurde. Hansen erhielt eine Sperre von viereinhalb Monaten, ob das norwegische Team die Bronzemadaille im Mannschafts-Wettbewerb an die Schweiz abgeben muss, ist ungewiss - das Berufungsverfahren läuft noch. Der Ire Denis Lynch (Lantinus) und der Brasilianer Bernardo Alves (Chupa Chup) wurden ebenfalls in Peking suspendiert, weil Spuren von Capsaicin in ihren Pferden gefunden wurden.

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