Doping im Radsport:Giftige Post für Petacchi

Der Sprinter Alessandro Petacchi trägt das Grüne Trikot, er fährt eine traumhafte Tour de France. Ein Brief aus Padua könnte damit Schluss machen: Gegen den Italiener wird wegen Dopings ermittelt. Durfte er überhaupt starten?

Birgit Schönau

Alessandro Petacchi ist bei der Tour de France die große Hoffnung des dahin siechenden italienischen Radsports. Er hat zwei Etappen gewonnen, er kämpft noch gegen Thor Hushovd noch um das Grüne Trikot, er ist mit 36 erstmals seit 2003 wieder in Frankreich dabei und noch einmal den Jüngeren davongefahren.

Le Tour 2010 - Stage Eleven

Alessandro Petacchi steht unter Verdacht, ein Blutdopingmittel genommen zu haben. Es wäre nicht sein erstes Vergehen.

(Foto: getty)

Schön war der Traum, doch nun droht das Aus: Kurz vor dem Start der Tour soll Petacchi einen Ermittlungsbescheid der Staatsanwaltschaft Padua erhalten haben - die Behörde hat gegen den Lampre-Radprofi eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Einnahme unerlaubter Substanzen eingeleitet.

Doping also, in Italien ein Straftatbestand. Petacchi hätte demnach gar nicht antreten dürfen. Er selbst versicherte aber vor dem Start der 16. Etappe: "Die Vorladung (für den 28. Juli; d. Red.) ist bei meinen Anwälten am 12. Juli eingetroffen." Die Tour begann am 3. Juli.

Wie auch immer, die Sache stand am Dienstag daheim in allen Zeitungen: "Gift bei der Tour", schrieb La Repubblica, und der Gazzetta schwante: "Das gibt Ärger." Vermutlich sogar großen Ärger, auch wenn Petacchi mitteilte, er sei unschuldig.

Petacchi steht jedoch unter Verdacht, das Blutdopingmittel Perfluorocarbon genommen zu haben. Diese synthetische Substanz wird aus Erdöl gewonnen und in der Anästhesie eingesetzt. Das für die Leber extrem schädliche Mittel hat einen ähnlichen Effekt wie Epo, ist aber schwieriger nachzuweisen.

Die Staatsanwälte hatten im April bereits bei Petacchi und dessen Lampre-Kollegen Lorenzo Bernucci Hausdurchsuchungen vorgenommen. Bei Bernucci wurden Dopingmittel gefunden, bei Petacchi nicht.

Die Fahnder haben einen Krankenhausarzt im Visier, der Radfahrer betreut haben soll und offenbar eng mit dem Giro-Veranstalter RCS zusammenarbeitet. Petacchi war schon beim Giro 2007 mit dem Asthmamittel Salbutamol aufgefallen und für ein Jahr gesperrt worden.

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