Doping-Debatte:"Stigmatisierung"

Robert Harting

Sein Kampf gegen Doping geht weiter: Diskus-Olympiasieger Robert Harting.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Robert Hartings jüngste Vorschläge zur Bekämpfung von Dopern bringen dem Diskus-Olympiasieger heftige Kritik ein.

Robert Harting bekommt in seinem Kampf gegen Doping zunehmend Gegenwind zu spüren. Für seine jüngsten Vorschläge, Wettkämpfe mit vielen Dopingsündern mit einem TV-Boykott zu belegen und Betrüger mit roten Startnummern zu kennzeichnen, erntete der Diskus-Olympiasieger deutliche Kritik. "Wie würde es Herr Harting wohl finden, wenn das Diskusfinale bei Olympia in Rio nicht im Fernsehen gezeigt würde, weil zu viele Ex-Doper dabei sind?", fragte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Er hält nichts von den Vorstößen Hartings, der bei der WM in Peking nicht am Start ist: "Es wäre unfair und diskriminierend, wenn andere Sportler in Sippenhaft genommen würden."

Harting hatte in der Sport-Bild angeregt: "Wenn in einem Finale mehr als vier der acht Starter überführte Doper sind, müsste man die TV-Übertragung verbieten. Das bedroht deren wirtschaftliche Existenz." Für ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky ist das keine Option: "Unsere Aufgabe sehen wir nicht darin, durch Bildschirmboykotte das Verbandsverhalten zu beeinflussen, sondern durch saubere journalistische Arbeit. Keine Zeitung würde aufhören, vom 100-Meter-Lauf zu berichten."

Hartings bereits am Sonntag verbreiteten Vorschlag, überführte Doper mit roten Startnummern zu kennzeichnen, lehnt Prokop ebenfalls ab. "Eine solche Stigmatisierung wäre juristisch problematisch", erklärte der Richter. Auch für Dagmar Freitag, DLV-Vizepräsidentin und Sportausschussvorsitzende im Bundestag, geht Harting zu weit. "Bei allem Verständnis für den teilweise grenzenlosen Frust sauberer Athleten muss das, was wir als rechtsstaatliche Prinzipien bezeichnen, gewahrt bleiben", sagt die SPD-Politikerin: "Dazu passt eine öffentliche Stigmatisierung von Dopern nach Verbüßung ihrer Sperre nicht."

Selbst Julia Fischer, die jüngst mit ihrem Freund Robert Harting und weiteren Athleten in einem Videoclip den Weltverband IAAF kritisiert hatte, vertritt eine andere Meinung als ihr Lebensgefährte: "Ich weiß nicht, ob man die (überführten Dopingsünder, d. Red.) so plakativ an den Pranger stellen sollte." Prokop betonte, grundsätzlich jedes Engagement eines Sportlers im Kampf gegen Doping zu begrüße, "doch diese müssen auch realisierbar sein. Die beiden sind es nicht".

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