Doping:Brasilianer stellten vor Olympia Doping-Tests ein

Doping: Schlechtes Timing. Vor den Spielen testete die brasilianische Anti-Doping-Agentur ihre Sportler nicht.

Schlechtes Timing. Vor den Spielen testete die brasilianische Anti-Doping-Agentur ihre Sportler nicht.

(Foto: AFP)
  • Im Zeitraum zwischen dem 1. und 24. Juli wurden brasilianische Athleten nicht auf Doping getestet, das bestätigte das Sportministerium.
  • Schuld daran sei die fehlende Akkreditierung des Anti-Dopinglabors in Rio.
  • Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada spricht von "inakzeptablen" Zuständen.

Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro bekommen eine Doping-Schlagzeile nach der anderen. Wie die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) der britischen Times bestätigte, hat Gastgeber Brasilien im Vorfeld der Spiele bei "führenden Athleten" keine Dopingtests mehr vorgenommen. Die Wada spricht von "inakzeptablen" Zuständen. Die Agentur will am 1. Juli von Luis Horta, einem leitenden Angestellten der brasilianischen Anti-Doping-Agentur, davon unterrichtet worden sein, dass das Sportministerium des Landes bei einigen Top-Athleten unangemeldete Kontrollen gestoppt habe. Auch das nationale Olympische Komitee Brasiliens habe dahingehend Druck ausgeübt, berichtete Horta.

Das Ministerium gab zu, dass zwischen dem 1. und 24. Juli keine Tests vorgenommen worden seien, leugnete jedoch jegliches Fehlverhalten und Einflussnahme von politischer Seite. Demnach hätten keine Tests mehr gemacht werden können, seit die Wada dem Anti-Dopinglabor in Rio am 22. Juni die Akkreditierung entzogen habe.

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Horta sprach von einem Zeitraum von 45 Tagen vor den Spielen ohne Tests. Ziel seien so viele Medaillen wie möglich gewesen - "egal, ob sauber oder nicht". Rob Koehler, stellvertretender WADA-Chef, sagte der Times, die Behörde habe "dem Sportministerium und dem Chef der brasilianischen Anti-Doping-Agentur einen Brief geschrieben, in dem wir unserer Beunruhigung Ausdruck verliehen und verlangt haben zu erfahren, warum die Tests eingestellt wurden". Die Antwort auf das Schreiben sei jedoch "nicht befriedigend" ausgefallen, führte Koehler weiter aus: "Die Erklärung, dass es wegen personeller Wechsel beim Ministerium und der Agentur so gekommen sei, war für uns inakzeptabel."

Professor Horta arbeitete einst als Chef der nationalen portugiesischen Anti-Doping-Agentur. Im Vorfeld der Rio-Spiele sollte er brasilianische Dopingjäger mit finanzieller Hilfe der Unesco in ihrem Kampf unterstützen. Er sollte dort Trainingskontrollen bei 287 Top-Athleten organisieren, gab sein Amt aufgrund der genannten Vorfälle jedoch kürzlich auf. Insgesamt schickt Brasilien 465 Sportler in seine Heimspiele. Laut Horta kam es bereits im Juni zu ersten Problemen. "Das Sportministerium und das Olympische Komitee setzten uns unter Druck und meinten, dass wir zu viele Kontrollen vornehmen und die Athleten so in ihrem Training stören würden", sagte er. In der Regel seien je Sportler drei Tests im Jahr vorgenommen worden, bei den Spitzenathleten im vergangenen Jahr bis zu sechs. Die Behörden hätten sich außerdem darüber beschwert, dass Horta und Kollegen das Meldesystem zu strikt auslegten.

Horta war die rechte Hand von Marcus Aurelius Klein, der am 1. Juli vom neuen Sportminister Picciani Leonardo als Chef der brasilianischen Anti-Doping-Agentur entlassen wurde. Auch Klein hatte gegenüber der Wada seine Bedenken geäußert.

Zudem wurden schon vor der Eröffnungsfeier zwei Athleten positiv getestet. Am Freitag teilte Griechenlands Nationales Olympisches Komitee HOC mit, dass bei einer Kontrolle Anfang Juli einer seiner Sportler auffällig geworden war. Das Teammitglied hat das Olympische Dorf bereits verlassen, ein Name wurde zunächst nicht genannt. Nach Informationen der griechischen Tageszeitung Ekathimerini soll es sich um einen Schwimmer handeln.

Deutlich konkreter wurde das zypriotische NOK. Demnach ist Gewichtheber Antonis Martasidis positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Die Probe wurde am 25. Juli in Athen genommen. Martasidis war in der Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm gemeldet.

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