Doping bei Winterspielen:Nasensprays, Blutbeutel und nächtliche Flucht

Evi Sachenbacher-Stehle ist der zweite deutsche Dopingfall bei olympischen Winterspielen, Johann Mühlegg startete 2002 ja schon für Spanien. Es gab die skurrilsten Geschichten - einmal traf es einen mongolischen Langläufer.

Alle Doping-Fälle in der Geschichte der Winterspiele

Doping bei Winterspielen

1972 Sapporo

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(Foto: imago sportfotodienst)

Evi Sachenbacher-Stehle ist erst der zweite deutsche Dopingfall bei olympischen Winterspielen, Johann Mühlegg startete 2002 ja schon für Spanien. Es gab die skurrilsten Geschichten - einmal traf es einen mongolischen Langläufer. Alle Dopingfälle in der Geschichte der Winterspiele: 1972 - Sapporo: Alois Schloder Die Geschichte des Dopings bei Olympischen Winterspielen beginnt 1972 in Sapporo, doch der vermeintliche Sünder wird später vollständig rehabilitiert. Der deutsche Eishockeyspieler Alois Schloder (im Bild bei der Verleihung des Bayerischen Sportpreises 2012) wird nach dem 6:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Jugoslawien positiv auf Ephidrin getestet, die Folge: 18 Monate Sperre. Einige Zeit später gesteht Mannschaftsarzt Franz Schlickenrieder, dem Sportler das ephedrinhaltige Mittel "RR Plus" verabreicht zu haben. Schloder wird vom Dopingvorwurf freigesprochen und vom Weltverband rehabilitiert. Vier Jahre später holt er als Kapitän mit der Eishockey-Nationalmannschaft die Bronzemedaille.

Doping bei Winterspielen

1976 Innsbruck

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(Foto: imago sportfotodienst)

1976 - Innsbruck: Galina Kulakowa (UdSSR), Frantisek Pospisil (CSSR) Während Loder bei den Spielen in Innsbruck seine Rückkehr feiert, werden zwei weitere Sportler des Dopings überführt. Skilangläuferin Galina Kulakowa (UdSSR, links im Bild) gewinnt Gold mit der sowjetischen 4x5-Kilometer-Staffel und Bronze im Zehn-Kilometer-Lauf. Nach ihrem dritten Platz über fünf Kilometer fällt aber ihre Dopingprobe positiv aus. Ein Schnupfenmittel enthielt verbotene Substanzen. Die ersten beiden Medaillen darf Kulakowa sogar behalten. 1980 in Lake Placid gewinnt sie im Alter von 38 Jahren die Silbermedaille mit der Staffel. Auch bei Eishockeyspieler Frantisek Pospisil (CSSR) sollen Nasentropfen zu einem positiven Dopingbefund geführt haben, ihm wird nach dem 7:1-Sieg seiner Mannschaft gegen Polen die Einnahme des Mittels Codein nachgewiesen. Das Spiel wird nachträglich als Niederlage gewertet, trotzdem gewinnt die Tschechoslowakei noch die Silber-Medaille im Eishockey.

Doping bei Winterspielen

1984 Sarajevo

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(Foto: imago sportfotodienst)

1984 - Sarajevo: Pürevjavyn Batsükh (Mongolei) Nach Spielen ohne Befund in Lake Placid (1980) folgt vier Jahre später in Sarajevo ein weiterer Aufreger. Der mongolische Skilangläufer Pürevjavyn Batsükh (im Bild) wird als Dopingsünder entlarvt und disqualifiziert. Er hatte Methandienone, ein anaboles Steroid. Bei der Medaillenvergabe spielte der Mongole aber auch mit dem unerlaubten Zusatz im Körper keine Rolle. 1988 - Calgary: Jaroslaw Morawiecki (Polen) Den insgesamt fünften Dopingfall in der Geschichte der Olympischen Winterspiele gibt es 1988 in Calgary - und schon wieder ist es ein Eishockey-Spieler: Jaroslaw Morawiecki, bis dahin Polens erfolgreichster Torjäger, werden erhöhte Testosteronwerte nachgewiesen. Er wird für eineinhalb Jahre vom internationalen Spielbetrieb ausgeschlossen. Die polnische Delegation hingegen vermutet Sabotage und macht mangelnde Sicherheitsvorkehrungen für den Fall verantwortlich. Morawiecki seien verunreinigte Nahrungsmittel untergejubelt worden. Polen schied in der Vorrunde aus dem Wettbewerb aus.

Doping bei Winterspielen

1998 Nagano

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(Foto: REUTERS)

1998 - Nagano: Ross Rebagliati (Kanada) 1998 in Nagano feiert Snowboarden seine olympische Premiere, und gleich die erste Goldmedaille im Riesenslalom wird von Dopingvorwürfen getrübt. Olympiasieger Ross Rebagliati aus Kanada wird nachträglich vom IOC disqualifiziert, weil in seinem Urin Spuren von Marihuana gefunden werden. Rebagliati aber protestiert und erhält 24 Stunden später seine Goldene wieder zurück. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte die Entscheidung umgehend wieder aufgehoben. Begründung: Dem IOC fehle jegliche Rechtsgrundlage. Marihuana stand gar nicht auf der Liste verbotener Substanzen. Rebagliati handelt heute ganz legal mit Marihuana.

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2002 Salt Lake City

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(Foto: N/A)

2002 - Salt Lake City Eine ganze Welle an Dopingfällen gibt es in Salt Lake City, für Aufsehen sorgt vor allem die "Blutbeutel-Affäre" um die österreichischen Langläufer Achim Walcher und Marc Mayer sowie deren Trainer Walter Mayer. Nach Abreise der Österreicher werden in deren Quartier mehrere Spritzen und Beutel gefunden. Die beiden Athleten werden nachträglich wegen unerlaubten Blutaustauschs disqualifiert, Trainer Mayer von den Winterspielen bis einschließlich 2010 ausgeschlossen. Den Langlauf dominiert Johann Mühlegg (im Bild), doch auch er ist nicht sauber. Der Deutsche, der für Spanien an den Start geht, holt Gold über zehn, 30 und 50 Kilometer, in seinem Blut wird Epo nachgewiesen, seine Goldmedaillen aberkannt. Weitere Dopingfälle: Olga Danilowa (Russland): Skilanglauf (Gold Verfolgung, Silber 10 km), Larissa Lassutina (Russland): Skilanglauf (Gold 30 km, Silber 5 km, Silber 15 km), Alain Baxter (Großbritannien): Ski alpin (Bronze Slalom), Wassili Pankow (Weißrussland): Eishockey.

Doping bei Winterspielen

2006 Turin

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(Foto: AFP)

2006 - Turin Die Österreicher stehen auch 2006 in Turin im Fokus der Dopingjäger. Unter erheblichem italienischen Polizeieinsatz fördert eine Razzia im Haus der österreichischen Langläufer und Biathleten mehr als 100 Spritzen, 30 Schachteln mit Medikamenten und diverse Apparate für Bluttests und Transfusionen zu Tage. Zudem hält sich der gesperrte Walter Mayer unerlaubterweise in der Nähe des Teams auf, er setzt sich in einer nächtlichen Flucht ebenso aus Italien ab wie die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann. Sie werden ebenso wie ihre österreichischen Kollegen Roland Diethart, Johannes Eder, Jürgen Pinter und Martin Tauber nachträglich disqualifiziert und auf Lebenszeit von der Teilnahme an Olympischen Spielen ausgeschlossen. Weitere Dopingfälle: Olga Pylewa (Russland)

Doping bei Winterspielen

2010 Vancouver

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(Foto: REUTERS)

2010 - Vancouver: Lubomir Visnovsky (Slowakei) Deutlich ruhiger laufen die Winterspiele 2010 in Vancouver ab. Mit dem slowakischen Eishockeyspieler Lubomir Visnovsky (im Bild vorne, im Trikot der Edmonton Oilers) wird nur ein Athlet positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Visnovsky erklärt, er habe ein Grippemedikament genommen und nicht gewusst, dass es verboten war. Das IOC belässt es bei einer Verwarnung. Am Ende verliert die Slowakei das Spiel um Platz drei gegen Finnland.

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