Doping bei Olympia:Alle Medaillen weg

Doping bei Olympia: Zwei Olympiamedaillen gewann Soslan Tigiev in seiner Karriere, jetzt hat er gar keine mehr. Wegen Doping erkannte ihm das IOC beide Titel ab.

Zwei Olympiamedaillen gewann Soslan Tigiev in seiner Karriere, jetzt hat er gar keine mehr. Wegen Doping erkannte ihm das IOC beide Titel ab.

(Foto: AP)
  • Das IOC hat mit Nachtests mehrere Sportler des Dopings bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und 2012 in London überführt.
  • Unter ihnen ist auch der Usbeke Soslan Tigijew, der bereits zum zweiten Mal eine Medaille zurückgeben muss.

Im Doping gibt es regelmäßig kuriose Fälle. Da gewinnt ein kanadischer Stabhochspringer die nationalen Meisterschaften und wird dann positiv getestet, weil er vorher angeblich eine Frau geküsst hatte, die Kokain genommen hatte (er wurde nicht suspendiert, verlor den Titel aber wieder). Da wird eine Langläuferin für zwei Monate gesperrt, weil ihr Arzt ihr die falsche Creme für ihren Sonnenbrand verschrieben hatte. Gab es alles schon. Dass jemand gleich zwei olympische Medaillen nacheinander aberkannt bekommt, ist trotzdem ein Spezialfall. So geschehen bei Soslan Tigijew.

2012 schaffte es der usbekische Ringer im Freistil bis 74 Kilogramm auf den Bronzerang - mithilfe der Substanz Methylhexanamin. Die ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und laut dem Kinesiologieprofessor Greg Wells "nicht viel stärker als eine Tasse Kaffee", aber nichtsdestotrotz verboten. Bei einer Dopingkontrolle flog Tigijew auf, noch im gleichen Jahr gab das IOC die Medaille an seinen unterlegenen Gegner Gabor Hatos weiter.

Künstliches männliches Sexualhormon

Vier Jahre lang durfte er sich immerhin noch über eine Silbermedaille freuen, die er schon 2008 in derselben Disziplin in Peking gewonnen hatte. Damit ist es jetzt ebenfalls vorbei. Das IOC macht seit 2015 Nachtests einzelner Dopingproben von den Sommerspielen 2008 und 2012. Nach neuen Regeln kann es diese bis zu zehn Jahre in gefrorenem Zustand aufheben, testen und bei Bedarf ein Verfahren eröffnen. Damit ist es möglich, Jahre später neue, genauere Testmethoden auf die Blut- und Urinproben anzuwenden, um bisher unentdeckte Substanzen zu finden. Bei Soslan Tigijew fanden sie welche: Er hatte vor seinem Wettkampf Turinabol eingenommen, ein künstliches männliches Sexualhormon, das schnelles Muskelwachstum bewirkt und früher auch im DDR-Leistungssport gerne verwendet wurde.

Tigijew, acht andere Athleten, die bei den Olympischen Spielen in Peking dabei waren, sowie acht Teilnehmer von London 2012 werden nun nachträglich disqualifiziert. Unter anderem verliert auch Tigijews Bruder Taimuras seine Silbermedaille von 2008, er ist ebenfalls Freistilringer, tritt allerdings für Kasachstan an. Auch er nahm Turinabol. Im Fall von Soslan Tigijew werden wohl die hinter ihm platzierten Murad Hajdarau und Kiril Tersiew profitieren und nachträglich Silber und Bronze zuerkannt bekommen. Tigijew muss nun also erneut eine Medaille an das IOC zurückschicken, ebenso seine Urkunde und eine Anstecknadel. Das Prozedere ist ihm bereits bekannt.

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