Doping-Affäre um Claudia Pechstein:"Ich habe nicht gedopt!"

Claudia Pechstein streitet den Vorwurf des Blutdopings trotz belastender Indizienkette vehement ab - und bekommt Rückhalt durch die deutschen Verbände. Zugleich gesteht sie, die Öffentlichkeit belogen zu haben.

Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat sich erstmals zum Vorwurf des Blutdopings geäußert - und ihre Unschuld beteuert. "Ich habe nicht gedopt!", betonte die Athletin in einer ausführlichen Erklärung auf ihrer Website.

Doping-Affäre um Claudia Pechstein: Claudia Pechstein bei der EM 2006.

Claudia Pechstein bei der EM 2006.

(Foto: Foto: dpa)

Es habe in ihrer "rund 18-jährigen Karriere nicht einen einzigen positiven Dopingbefund" gegeben. Die Erklärung dafür: Sie habe nie etwas Verbotenes genommen, "so einfach ist das eigentlich". Einen "Fehler" gestand sie dennoch - und zwar den, sich auf einen "Kuhhandel" mit der Eislauf-Weltverband ISU, der Pechstein am Freitag wegen "abnormaler Werte und abnormaler Veränderungen" im Blutprofil" für zwei Jahre gesperrt hatte, eingelassen zu haben.

Als ihr in der Nacht zum 8. Februar 2009, zur Halbzeit der Mehrkampf-WM, die Nachricht der gemessenen erhöhten Retikulozytenwerte überbracht wurde, habe man ihr gesagt: "Wenn Du dich krank meldest, dann werden wir die Öffentlichkeit nicht informieren. Und die ganze Angelegenheit kann in aller Ruhe geklärt werden." Pechstein akzeptierte: "Meine Angst, öffentlich des Dopings beschuldigt zu werden und die Hoffnung, die Angelegenheit ohne Aufsehen klären zu können, waren stärker als mein Verlangen es heraus zu schreien, unschuldig des Dopings bezichtigt zu werden. Heute weiß ich, dass dies ein Fehler war. Ein Fehler vor allem deshalb, weil ich die Öffentlichkeit und meine Fans belogen habe."

Der Skandal um ihre Sperre komme einer "öffentlichen Hinrichtung" gleich, nun könne es "nur noch besser werden", so Pechstein. Sie kündigte für den Verlauf des Tages mehrere Interviews an sowie einen Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF am Samstagabend (Beginn: 23 Uhr).

Die Indizienkette, die gegen Pechstein gefunden werden konnte, muss sehr stark sein. Denn aufgrund unregelmäßiger Blutwerte ist bisher noch kein Athlet gesperrt worden. Bei der Allround-WM am 7. und 8. Februar in Hamar gab Pechstein eine Probe ab, welche die Experten stutzen ließ.

Am 5. März landete der Fall in der Disziplinarkomission der ISU. Nachdem alle Belege schriftlich ausformuliert waren, Pechstein und die Deutsche Eisschnelllaufgemeinschaft DESG sich geäußert hatten und Experten-Meinungen eingeholt worden waren, gab es am 29. und 30. Juni eine weitere Sitzung der ISU-Disziplinarkomission zu dem Fall in Bern. Zeugen und fünf Experten traten auf. Die Entscheidung, Pechstein zu sperren, fiel am 1. Juli.

Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gilt in der Causa Pechstein die Unschuldsvermutung. Das gab das DOSB-Präsidium am Morgen in einer Pressemitteilung bekannt.

"Das Präsidium des DOSB ist bestürzt über die Dopingsperre gegen Claudia Pechstein, die der Internationale Eislauf-Verband ausgesprochen hat", teilte das Präsidium mit. Es stellte fest, "dass ein positiver Dopingtest nicht vorliegt und die Sanktion allein auf Indizien beruht".

Die Beweiskraft dieser Indizien werde "von namhaften Sachverständigen bezweifelt". Es hänge nun von dem laufenden Verfahren ab, ob dem Internationalen Verband der Beweis eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regeln gelingte, heißt es in der Erklärung weiter.

Claudia Pechstein habe dem DOSB-Präsidium gegenüber beteuert, niemals gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben. Dies wolle sie gegenüber dem Internationalen Sportgerichtshof CAS belegen. "Während bei einem positiven Test die Unschuldsvermutung aufgehoben wäre, gilt sie im vorliegenden Fall aufgrund der völlig unterschiedlichen Sachlage weiter", heißt es in der Pressemitteilung.

Auch die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) gewährt der Athletin Rückhalt: "Die DESG steht an der Seite der Athletin und geht bis zur rechtskräftigen Verurteilung von ihrer Unschuld aus", heißt es in einer vom Verbandspräsidenten Gerd Heinze und Anwalt Marius Breucker unterzeichneten Erklärung.

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