Dieter Hecking im SZ-Interview:"Das ist nun wirklich Schwachsinn"

03 10 2015 xblx Fussball 1 Bundesliga Borussia Moenchengladbach VfL Wolfsburg v l Schiedsrich

Öfter mal fassungslos: Dieter Hecking (rechts) hat in seiner bald 20-jährigen Karriere als Fußball-Trainer oft Kontakt mit Schiedsrichtern gehabt - so wie hier mit Referee Felix Zwayer (links) -, aber die Einführung des Video-Beweises hat für neue Formen der Diskussionen gesorgt.

(Foto: Jan Huebner/imago)
  • Gladbachs Trainer Dieter Hecking musste über sich lesen, dass er ein Gegner des Videoassistenten in der Bundesliga sei.
  • In der SZ erklärt er, weshalb das Gegenteil der Fall ist - und warum er sich einen erfolgreichen Videobeweis im deutschen Profifußball wünscht.

Von Ulrich Hartmann

Am Dienstag hat Dieter Hecking erfahren, dass er sich das Ende des Videobeweises wünscht. Beim Frühstück hat es der Trainer von Borussia Mönchengladbach in der Zeitung gelesen. Da wusste er, dass jetzt etwas ganz grundsätzlich falsch läuft in der aufgeheizten Debatte um die Videoassistenten und ihre jüngsten umstrittenen Entscheidungen in der Fußball-Bundesliga.

Hecking betont im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, er sei überzeugter Anhänger des Videoassistenten. Und weil er das ist, hatte er am vergangenen Samstag nach einem von mehreren fragwürdigen Entscheidungen geprägten Spiel seiner Gladbacher gegen Mainz gewettert: "Wir geben dem Videobeweis null Chance, und wenn das so weitergeht, dann fürchte ich, dass er zur Winterpause schon wieder eingestampft wird."

Es hat nur drei Tage gebraucht, dann hatte sich seine differenzierte Argumentation in die polemische These verwandelt, Hecking sehne die Abschaffung des Videobeweises herbei. "Aber das", sagt Hecking in der SZ, "das ist nun wirklich Schwachsinn, denn ich bin ein klarer Befürworter." Er befürchtet, dass die zunehmend kritischen Stimmen diese in der Testphase befindliche Regelung womöglich kaputtreden. "Mir wird zu wenig gewürdigt, dass die Anzahl der Fehlentscheidungen schon jetzt deutlich abgenommen hat", sagt Hecking.

"Jahrelang wurde der Videoassistent gefordert, weil die Schiedsrichter viele Fehler machen - jetzt haben wir den Videoassistenten, und jetzt ist auch das nicht gut genug. Was wollen wir denn in Deutschland?", fragt Hecking provokant. "Ich finde die Diskussion kontraproduktiv, und deshalb hatte ich am Samstag gesagt, wenn das so weitergeht, dann wage ich die Prognose, dass der Videoassistent vielleicht schon vom Winter an nicht mehr dabei ist. Ich glaube und hoffe nicht, dass das so kommt. Aber dazu müssen alle toleranter werden."

In der Rückrunde sieht Hecking den Prozess zu mehr Gerechtigkeit im Fußball nicht nur umso mehr auf dem Prüfstand - sondern ernsthaft in Gefahr: "Am Ende der Saison muss das Regel-Board IFAB beim Weltverband Fifa entscheiden, ob der Videobeweis eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Regelwerks ist." Er fordert: "Wir müssen dem Videoassistenten eine realistische Chance geben, und das schaffen wir nicht, indem wir einen immer größeren Druck aufbauen."

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