Diego Maradonas Steuerschulden:Das Heiligtum schuldet 38 Millionen Euro

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Der Staat Italien ist hochverschuldet, auf der Suche nach finanziellen Schlupflöchern lässt die Regierung kaum etwas unversucht. Selbst unantastbaren Heiligtümern soll nun der Prozess gemacht werden - denn Diego Maradona schuldet dem Staat sehr viel Geld.

Kathrin Steinbichler

Italien braucht Geld. Richtig viel Geld. Mehr eigentlich, als das normale menschliche Gehirn begreifen kann: rund 1900 Milliarden Euro. So hoch ist die Staatsverschuldung jenseits des Brenners, und selbst hartgesottene Fußball-Impresarios, die das Jonglieren mit großen Summen gewohnt sind, atmen bei so einer Zahl erst einmal ratlos ein. 1900 Milliarden Euro, wo sollen die herkommen?

In Italien und Argentinien eine Ikone, ein Heiligtum: Diego Maradona. (Foto: dpa-tmn)

Mario Monti, Ministerpräsident der italienischen Übergangsregierung, beschäftigt sich Tag und Nacht mit dieser Frage; Einsparungen und Kürzungen bestimmen jetzt den Alltag Italiens, der Kampf gegen die Mafia und auch gegen die Korruption im Fußball wird vorangetrieben. Auf der Suche nach politischen Lösungen und finanziellen Schlupflöchern lässt Italien inzwischen kaum etwas unversucht - selbst bisher sicher geglaubten Heiligtümern wird nun der Prozess gemacht.

In Neapel gilt Diego Maradona seit seiner Zeit beim SSC als Stadtheiligtum. "Steuerprozess gegen Fußball-Legende Maradona begonnen", huschte es nun am Mittwoch in einer ersten Meldung über den Bildschirm, und die Verwunderung hielt sich zunächst in Grenzen - Steuervergehen kommen bei Fußballprofis durchaus vor.

Beim zweiten Lesen aber schlägt die Wucht der Angelegenheit voll durch: In dem Prozess in Neapel, in dem sich Maradona wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in seinen Italien-Jahren verantworten muss, fordert Italiens Fiskus 38 Millionen Euro von dem argentinischen Weltmeister von 1986.

Im Mai vergangenen Jahres noch hatte ein Antrag Maradonas verhindert, dass der Steuerprozess beginnt. Jetzt aber soll die Angelegenheit endgültig geklärt werden. Maradona soll der Steuerbehörde in seiner neapolitanischen Zeit von 1984 bis 1991 einen Teil seines Einkommens verschwiegen haben.

Es geht um ursprünglich 3,07 Millionen nicht versteuerte Euro, die durch Verzinsung und Strafgebühren auf mittlerweile 38 Millionen Euro angewachsen sind. Vor vier Jahren waren von Maradona deshalb bei einem Italienbesuch zwei teure Uhren sowie bereits 2005 das Honorar für die Teilnahme an einer Fernsehshow beschlagnahmt worden.

Vor zwei Wochen wurde Maradona vom Fußballverband der Vereinigten Arabischen Emirate zu knapp 2000 Euro Strafe verurteilt. Der 51-Jährige, der derzeit den Klub Al-Wasl trainiert, hatte auf einer Pressekonferenz die Siegesfeier eines Ligagegners kritisiert, öffentliche Kritik aber gilt in den Emiraten als Beleidigung. Diego Maradona zahlte, beharrte aber darauf, auch künftig seine Meinung zu sagen. Mit diesem Ansatz ist er in Italien bestimmt hoch willkommen.

© SZ vom 12.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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