Diego Maradona:Ein gefallener Gott

Einst ein begnadeter Spieler, vielleicht der beste Fußballer, des es je gab. Dann kamen die Drogen und die Tragik. Jetzt feiert er tatsächlich seinen 50. Geburtstag. Diegos Leben in Bildern.

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"El dios de futbol" - der Gott des Fußballs sollte er einmal genannt werden. Diego Armando Maradona, geboren 1960 in Villa Fiorito, einer Elendssiedlung im Großraum Buenos Aires südlich der eigentlichen Stadt, als Sohn eines italo-kroatischen Vaters und einer von indianischen Ureinwohnern abstammenden Mutter. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und betritt Ende der siebziger Jahre den argentinischen Profifußball. Foto: AP

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Beim Traditionsverein Boca Juniors Buenos Aires wird Diego Maradona zum Star, hier ein Bild von 1981. Trotz großer Proteste der Fans hatte ihn Trainer Cesar Luis Menotti nicht zur Heim-WM 1978 nominiert, weil er Maradona noch für zu jung hielt. Anschließend wird Maradona dreimal zum Fußballer des Jahres in Argentinien gewählt.Foto: AFP

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Schon immer allein gegen alle: Maradonas Ruf eilt ihm zur WM 1982 in Spanien voraus, wie hier die Belgier stürzen sich die Mannschaften auf den großartigen Techniker. Im Spiel gegen Brasilien verliert er die Nerven und sieht nach einem üblen Tritt die rote Karte. Der FC Barcelona kauft ihn trotzdem.Foto: Getty

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1984 wechselt Maradona für die damalige Rekordsumme von etwa zwölf Millionen Euro zum SSC Neapel. Er führt den Verein zu den bisher einzigen beiden Meisterschaften in Italien und zum Sieg im Uefa-Cup. Von den Anhängern in Neapel erfährt Maradona bis heute mystische Bewunderung. Bei der WM 1986 muss er sich wieder den wüsten Attacken der Gegenspieler stellen, hier springt er über das Bein des Uruguayers Eduardo Acevedo. Foto: AP

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Das Viertelfinale gegen England begründet dann auch weltweit seinen Ruf als vielleicht größter Fußballer aller Zeiten. Zuerst übertölpelt Maradona Englands Torwart Shilton mit einem Tor per Hand zum 1:0. Anschließend sagt der Argentinier: "Es war nicht meine Hand, sondern die Hand Gottes". Wenige Minuten später ... Foto: AP

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... bekommt Maradona in der eigenen Spielhälfte den Ball, umkurvt in einem atemberraubenden Tempo die halbe englische Mannschaft, den Torwart und schiebt zum 2:0 ein. Der Umstand, dass vier Jahre zuvor das englische Militär Argentinien im Krieg um die Falkland-Inseln geschlagen hatte, versüßt diesen Sieg für das südamerikanische Land.Foto: AP

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Im Finale stören die Deutschen zwar mit harter Gegenwehr, holen einen 0:2-Rückstand auf. Doch ein Pass von Maradona führt kurz vor Schluss zum 3:2 für Argentinien durch Burruchaga. Maradona ist Weltmeister. Es war sein Titel, der Rest der argentinischen Mannschaft wirkte nur als Beiwerk des Meisters.Foto: AP

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Sein persönliches Glück mit der langjährigen Freundin Claudia Villafañe vollendete sich zunächst 1989, als Maradona vor einem riesigen Publikum heiratet. Sie haben zwei Töchter: Dalma Nerea (1987) und Giannina Dinorah (1989). Die Ehe sollte bis 2004 halten.Foto: AP

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Noch einmal führt Maradona eine mittelmäßige argentinische Mannschaft in ein WM-Finale. 1990 besiegt er mit Argentinien ausgerechnet in Neapel im Halbfinale Gastgeber Italien. Im Finale warten wieder die Deutschen, die diesmal allerdings die Besseren sind. Danach beginnt der lange Abstieg eines Idols.Foto: dpa

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Der Dopingfall 1994. Als er ein Jahr zuvor in die argentinische Nationalmannschaft zurückgekehrt war, hatte er schon ein Sperre wegen Kokainkonsums und eine Pause wegen psychischer Probleme hinter sich. Bis zur WM in den USA hat er auf wundersame Weise Kilo um Kilo (insgesamt 14) abgenommen und erschien topfit. Argentinien gewinnt 4:0 gegen Griechenland, 2:1 gegen Nigeria, dann fällt die Fassade: In einem Dopingtest werden in Maradonas Körper fünf verschiedene Aufputschmittel gefunden, auch Stoffe zur Gewichtsverringerung sind dabei. Am 30. Juni 1994 (Foto) ist seine internationale Karriere beendet. Foto: AP

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Nur zu Hause, bei Boca Juniors, darf er weiterspielen. Hier (im Jahr 1996) zelebriert er einen Treffer seines Kumpels Claudio Caniggia (l.). Der Schmusefreund sollte ein Jahr später wegen Kokainkonsums ebenfalls gesperrt werden. Foto: AP

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Maradonas Umfeld wird immer zwielichtiger. Hier verlässt er 1996 einen Gerichtssaal in Buenos Aires, weil sein persönlicher Manager Guillermo Coppola wegen Drogenkurier-Diensten angeklagt ist.Foto: AP

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Auf dem Platz bleibt er jedoch eine Sensation. Beim Abschiedsspiel für Lothar Matthäus im Mai 2000 zwängt sich der Übergewichtige in ein Bayern-Trikot (hier an der Seite von Oliver Bierhoff), Maradona kann zwar kaum mehr laufen, aber seine Tricks begeistern die 65.000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion. Maradona ist eine Zirkusnummer.Foto: dpa

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Bald schon sind die Paparazzi wieder hinter ihm her: Aus der Zirkusnummer Maradona wird für viele eine Lachnummer. Seine Fans machen sich Sorgen.Foto: Reuters

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Berechtigte Sorgen. Maradona erleidet im Januar 2000 während eines Aufenthaltes im Badeort Punta del Este (Uruguay) einen schweren Herzinfarkt, der auf eine Überdosis Kokain zurückgeführt wird. Anschließend absolviert er eine Entziehungskur.Foto: AP

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Er fliegt zu diesem Zweck nach Kuba, und bald schon genießt er wieder die Laster des Lebens.Foto: Reuters

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Weltstars unter sich. In der Sendung "Wetten dass ...?" treffen Maradona und Matthäus sich 2001 wieder. Zwei WM-Finals haben die beiden gleichaltrigen Fußballer gegeneinander bestritten, jeder durfte eines gewinnen. Maradona scheint erholt.Foto: AP

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Doch im Jahr 2004 folgt der nächste Tiefschlag: wegen hohen Blutdrucks, Atemnot und einer Lungenentzündung wird Maradona, wieder mit guter Körperfülle, in eine Klinik in Buenos Aires eingeliefert. Gerüchte besagen, es handelt sich erneut um die Folgen einer Überdosis Kokain. Foto: AP

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In Buenos Aires, im Stadtviertel Boca, indessen tut das der Verehrung des Fußballgottes keinen Abbruch. Auch für Touristen sind seine Bilder an den Hauswänden ein Pflichtsouvenir.Foto: AP

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Auch in Neapel wird der Argentinier weiterhin verehrt wie sonst nur die Gottesmutter. Foro: AP

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Um eine Drogentherapie zu absolvieren, wird Maradona in Buenos Aires in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen trifft er dort Staatspräsident Néstor Kirchner. Maradonas Gesundheitszustand ...Foto: AP

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... bessert sich erheblich, in Folge einer Magenverkleinerung nimmt er schließlich 60 Kilo ab. Im Mai 2005 gibt er schon wieder Interviews mit argentinischen Fernsehen. Vielleicht entsteht hier die Idee ... Foto: AP

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... für Diego Maradona eine eigene TV-Show zu organisieren. Im August 2005 jedenfalls beginnt in Nebelschwaden seine Fernsehsendung. Sie heißt: "La Noche del 10" - Die Nacht der Nummer 10. Maradonas Entwicklung geht zurück von der Lachnummer zur Zirkusnummer.Foto: AP

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Beweglich wie ein Tänzer: Zusammen mit der bekannten Sängerin und Moderatorin Rafaella Carra bewegt sich Maradona elegant, fast wie früher.Foto: AP

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Er lädt auch einen seiner ausgerufenen Nachfolger ein: Lionel Messi (l.) soll Maradona auf den argentinischen Fußballthron folgen. Immerhin: Messi erzielt für Barcelona ein Tor mit der Hand, außerdem dribbelt er einmal von der Mittellinie durch die gegnerische Abwehr und vollendet. Ganz wie sein Vorbild, wenngleich Messi nur die Spieler des FC Getafe ausspielt und nicht die englische Nationalmannschaft.Foto: AP

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Maradona nutzt die Sendung auch für politische Zwecke: Seit seiner Entziehungskur in Kuba pflegt er eine Freundschaft mit dem dortigen Diktator Fidel Castro, dem er in "La Noche del 10" eine schöne Plattform bietet.Foto: AP

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Auch der Linksaußen aus Venezuela, Hugo Chávez, darf sich mit dem Fußballidol zeigen. Sie alle verbindet ...Foto: dpa

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... eine Abneigung gegen den amerikanischen Präsidenten George W. Bush.Foto: Reuters

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Doch eigentlich ist es schöner, Maradona mit den angenehmen Dingen des Lebens in Verbindung zu bringen. Etwa mit einem in Italien nach ihm benannten Wein. Oder: ...Foto: AFP

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... mit Fußball. Wenn Argentinies Nationalmannschaft oder sein Klub Boca Juniors spielen, fiebert Maradona auf der VIP-Tribüne. So manch einem High-Society-Girl fiel da schon die Erdbeere vor Schreck aus dem Proseccoglas.Foto: AP

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Am 28. Oktober 2008 folgt die Sensation: Diego Maradona wird neuer Trainer der argentinischen Nationalmannschaft. Und freut sich enorm. Foto: dpa

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Bei der WM 2010 sollte er Argentinien zum Titel führen. Maradona präsentiert sich als Trainer mit schickem Bart, feinem Zwirn und viel Freude an der Spieler-Busselei - doch er präsentiert sich auch als Trainer ohne Plan. Mit 0:4 verliert Argentinien im Viertelfinale gegen Deutschland, nur wenige Wochen später ist seine Karriere als argentinischer Nationaltrainer vorbei.

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Zu Maradonas 50. Geburtstag hat die Findungskomission des argentinischen Fußballverbands immer noch keinen Nachfolger als Nationaltrainer präsentiert. Und Maradona wäre nicht Maradona, würde er sich nicht insgeheim doch noch Hoffnungen machen. Das Bild zeigt ihn mit dem verstorbenen Ex-Präsidenten Néstor Kirchner, der sich 2011 eigentlich erneut zum Staatsoberhaupt wählen lassen wollte. Lieber Diego: Dieses Amt wäre also auch noch zu haben. Und: Alles Gute zum 50. Geburtstag!

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