Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Sie kamen, verloren - und flogen

Michael Skibbe schaffte 52 Tage als Hertha-Trainer, dann war nach fünf Niederlagen Schluss. Doch es gab sogar weitaus kürzere Trainer-Gastspiele. Die zehn schnellsten Kündigungen der Bundesliga-Geschichte von Berger bis Neururer, von Keller bis Krauss.

Frieder Pfeiffer

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Peter Neururer

Peter Neururer berichtete 2007 von Captagon-Einsatz im Fußball.

Quelle: dpa

Michael Skibbe schaffte 52 Tage als Hertha-Trainer, dann war nach fünf Niederlagen Schluss. Doch es gab sogar weitaus kürzere Trainer-Gastspiele. Die zehn schnellsten Kündigungen der Bundesliga-Geschichte von Daum bis Neururer, von Keller bis Krauss.

Was wären die zehn kürzesten Trainer-Amtszeiten ohne Peter Neururer? Und ohne die Hertha, die es sogar zweimal in diese Auflistung schafft. 1991 verband Neururer und Hertha BSC eine kurze Freundschaft von 76 Tagen. Für Neururer war es das erste Engagement in der ersten Liga. Doch der Mann aus dem Pott war keiner für längere Beziehungen, Kündigungen sammelte er wie Ottmar Hitzfeld Meisterschaften. Der Frühling in Berlin ist dennoch persönlicher Rekord für Neururer: Nach dem 3:7 gegen die Bayern am 31. Spieltag der Saison 1990/1991 war Schluss. Der Abstieg war sicher, die Hertha Letzter. Dort hatten sie sich beim Einstand Neururers elf Spieltage zuvor auch befunden - die einzigen zwei Saisonsiege waren jedoch schon gefeiert. Dazwischen lagen zwei Unentschieden und neun Niederlagen, Neururers Bilanz.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Jörg Berger

Karlsruher SC - Alemannia Aachen

Quelle: dpa/dpaweb

Was Neururer seltenst schaffte, gelang Jörg Berger immer wieder: "Der hätte auch die Titanic gerettet", sagte der frühere Eintracht-Stürmer Jan Åge Fjørtoft einst über seinen Coach, nachdem beide die Frankfurter 2003 am letzten Spieltag aus den Abstiegsrängen geführt hatten. In Hannover, zu Beginn seiner Karriere, war auch Berger noch in den Lehrjahren. In der Winterpause 1985/86 verpflichtet, war nach einem Unentschieden und sechs Niederlagen schon wieder Schluss. Der Klub stieg am Ende der Saison dennoch ab. Vielleicht hätte man Berger einfach weitermachen lassen sollen. Aber das mit dem "Feuerwehrmann" wusste man ja damals noch nicht.

In der Saison 2008/2009 coachte Berger Arminia Bielefeld am letzten Spieltag, konnte den Abstieg jedoch nicht verhindern. Da das Engagement jedoch von vornherein als Ein-Spiel-Lösung angesehen wurde, erhält es wie alle anderen Intermislösungen keinen Eintrag in diese Auflistung.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Hans-Jürgen Gede

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Quelle: SZ

Als Rolf Schafstall (l.) bei Fortuna Düsseldorf entlassen wird, macht Hans-Jürgen Gede (r.) seinen größten Karrieresprung: In einem Tag vom Assistenten zum Chef. Am 24. Januar 1992 stieg er auf, kurze Zeit später holte er den ersten Punkt gegen Dortmund, drei Unentschieden und drei Pleiten später ist jedoch nach 61 Tagen schon wieder Schluss. Irgendwie auch mit der Bundesliga-Karriere. Die folgenden Stationen geben Auskunft über die weitere Entwicklung: Hessen Kassel, Iran, SV Lippstadt 08, Usbekistan, Neftçi Baku, Bangkok Glass FC, Okkthar United.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Jens Keller

VfB Stuttgart - Jens Keller

Quelle: dpa

Es hat sich in den letzten Jahren rumgesprochen, dass es beim VfB Stuttgart auch mal schnell ungemütlich wird für Trainer, die entweder zu locker sind (Veh), zu unlocker (Gross) oder zu bayrisch (Babbel). Alle drei hatten zu Beginn ihrer Tätigkeit jedoch immerhin Erfolg. Den hatte Jens Keller nicht. Die fünfte Niederlage im 13. Pflichtspiel brachte das Ende nach 58 Tagen. "Das hatte nichts mit Abstiegskampf zu tun", sagte Keller nach dem 1:2 gegen Hannover 96. Diese Worte sind so etwas wie das "Time to say goodbye" für Bundesliga-Trainer.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Bernd Krauss

BORUSSIA DORTMUND -SSV ULM 1846

Quelle: DPA

Bei Borussia Mönchengladbach hatte er Erfolg, auch bei Real Sociedad in Spanien lief es nicht so schlecht. Dann kam Bernd Krauss nach Dortmund. Es war das Jahr 2000 - turbulente Zeiten beim BVB. Das Wort Aktie fiel häufiger als Tore im Training. In der Bundesliga fielen nur noch selten Dortmunder Treffer. Im Winter übernahm Krauss den Job von Michael Skibbe, verpasste in elf Spielen einen Sieg und durfte nach 57 Tagen wieder gehen. Nachfolger wurde Udo Lattek, der die Mannschaft vor dem Abstieg rettete.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Christoph Daum

Eintracht Frankfurt - Christoph Daum

Quelle: dpa

Die 54 Tage des Christoph Daum bei Eintracht Frankfurt hatten so einiges zu bieten. Rund 50 Fotografen, zehn Kamerateams und knapp 100 weitere Journalisten bei der ersten Pressekonferenz, ein Spruch für die Ewigkeit ("Der Kopf ist das dritte Bein") und der überraschende Abstieg in die Zweite Liga nach starker Hinrunde. Der Vertrag verlängerte sich dadurch nicht wie geplant um weitere zwei Jahre. Nur einen Sieg gab es in der Rückrunde - und der gelang Daums Vorgänger direkt vor seiner Entlassung. Der Vorgänger hieß übrigens, natürlich, Michael Skibbe.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Michael Skibbe

Michael Skibbe

Quelle: dpa

Die Beispiele Bernd Krauss und Christoph Daum zeigen: Nach Skibbe wird es noch schlimmer. Was die Hertha also in Zukunft bewegt, bleibt demnach abzuwarten. Die Bilanz nach fünf Spielen (fünf Niederlagen, 1:12 Tore) und der Kältestreik in Stuttgart (0:5) ließen offensichtlich dennoch keine Wahl. Nach 52 Tagen im Amt, mutmaßlich eingekauft für einen sechsstelligen Betrag, würde es Skibbe niemand übelnehmen, wenn es ihn wieder in die wärmere Türkei ziehen würde.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Rudolf Kröner

Rudolf Kröner, 1982

Quelle: imago sportfotodienst

Es war die Zeit, als der 1. FC Nürnberg noch Deutscher Rekordmeister war, also noch ein anderes Selbstverständnis besaß. Seine 41 Tage im Jahr 1983 sollen geprägt gewesen sein von einer gewissen Arroganz seitens des Angestellten Rudolf Kröner, der den Vorstand kritisierte - und von der höchsten Niederlage der Club-Geschichte in der Bundesliga (0:7 gegen den VfB Stuttgart). Nach fünf Spielen blieb ein Punkt übrig. Und ein Spruch: "Wir haben heute ein neues System kreiert: vorne zu- und hinten aufgemacht."

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Jürgen Sundermann

Jürgen Sundermann wird 70

Quelle: dpa

Jürgen Sundermann sagte einmal, die Zeit beim VfB Leipzig sei "die schönste Zeit in seiner Trainerlaufbahn" gewesen. So behaupten es zumindest ehemalige Begleiter. Die Frage bleibt, welche Zeit er genau meint. Es ist davon auszugehen, dass er sich auf die Monate zwischen Mai 1991 und Juni 1993 bezieht. Sundermann, als Aufstiegsheld des VfB Stuttgart aus den siebziger Jahren nach Leipzig gekommen, blieb in der Zweiten Liga nicht ohne Erfolg, 1993 gab es den sensationellen Aufstieg. Deswegen durfte er 1994 wiederkommen. Einen Sieg, ein Unentscheiden und sechs Niederlagen später war jedoch Sundermann in Leipzig, Teil II, nach 33 Tagen bereits wieder beendet. Statt Aufstieg gab es Abstieg.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Robert Körner

Robert Körner (l.) neben Max merkel, 1967, 1. FC Nürnberg

Quelle: imago/Sven Simon

Die kürzeste Amtszeit als Trainer in der Bundesliga hatte ein Österreicher. Robert Körner, hier links neben Max Merkel, verantwortete den 1. FC Nürnberg 1969 genau 18 Tage und zwei Spiele. Beide gingen verloren.

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Kürzeste Trainer-Amtszeiten in der Bundesliga:Jørn Andersen

Eintracht Braunschweig ? Karlsruher SC

Quelle: dpa

Eigentlich hat Jørn Andersen in dieser Aufzählung nichts verloren. Doch der Norweger kann auf das kürzeste Erstliga-Engagement der Bundesliga-Geschichte stolz sein. Nach dem Aufstieg mit dem FSV Mainz 05 im Sommer 2009 wurde Andersen noch vor dem ersten Spieltag entlassen. Schuld waren die DFB-Pokalpleite gegen den Regionalligisten VfB Lübeck und schlechtes Klima im Verein. Die Tage Andersens in der ersten Bundesliga waren noch gar nicht wirklich gezählt.

© Süddeutsche.de/jüsc
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