Manuel Neuer verbreitet mit schelmischem Lächeln Schrecken, Jérôme Boateng bewirbt sich um einen Platz in der extraterrestrischen Auswahl und Thomas Müller gewinnt die Mr.-Bean-Blechplakette. Die DFB-Elf in der Turnier-Einzelkritik.
Manuel Neuer: Galt vor dem Turnier in Fachkreisen von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen als weltbester Torwart. Gilt nun auch zwischen Oiapoque und Chuy sowie vom nördlichen Nordpol bis zum südlichen Südpol als weltbester Torwart. Gemäß dem Schweizer Weltfußballpräsidenten Joseph S. Blatter wird ja auch extraterrestrisch Fußball gespielt - auch dort müsste Neuer aber nach irdischem Ermessen keinen Gegner fürchten. Beim mühsamen Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n. V.) war Neuer bester Torwart, bester Abwehrspieler, bester Pass-Spieler, der Mutigste und Klügste. Ausländische Beobachter erkundigten sich deshalb, warum denn die Deutschen ihren besten Feldspieler ins Tor stellten. Beim Viertelfinale gegen Frankreich (1:0) gab er die Antwort auf diese Frage, indem er Karim Benzemas Schrägschuss mit einer Handballgoalie-Geste aus dem Weg lenkte. Der Schuss war 100 Kilometer schnell, vielleicht auch 200 - Neuer genügte es, eine einzige Hand zu erheben.
Der 28 Jahre alte Gelsenkirchener hat zwar immer noch das schelmische Lächeln eines Lausbuben, dennoch ist er inzwischen eine Person zum Fürchten - dies allerdings nur für die gegnerischen Angreifer. Sie werden ängstlich und unruhig, wenn sie Neuer gegenüberstehen. Argentiniens Angreifer Higuaín wird noch lange an den Moment denken, wie plötzlich der riesige Schatten des deutschen Torwarts auf ihn fiel (glücklicherweise braucht er aber keine neuen Jacketkronen). Wenn Neuer den Ruf, den er bei diesem Turnier erworben hat, in den nächsten Jahren ausbaut, kann es passieren, dass die Stürmer schon vor ihm weglaufen, bevor sie einen Schuss abgegeben haben.
Jens Lehmann hat seinem Nachfolger übrigens prophezeit, die besten Jahre kämen noch. Manuel Neuer könne der größte Torwart der deutschen Geschichte werden - ein unglaubliches Kompliment, denn es bedeutet, dass Lehmann unter Umständen, eventuell und vielleicht bereit wäre, Neuer für besser zu halten, als er selber war. Und er war erwiesenermaßen der Beste (Quelle: Jens Lehmann). 1986 war Toni Schumacher der beste Torwart des Turniers und der Welt, dann kam das Finale - und Schumacher hat gehalten "wie ein Arsch", so hat er selbst das formuliert. 2002 war Oliver Kahn der beste Torwart des Turniers und der Welt, dann kam das Finale - und Kahn hat den entscheidenden Ball nicht festgehalten. Im Finale 2014 war Neuer genauso gut wie vor dem Finale. Also bestens.