DFB vor Polen-Länderspiel:Bierhoff mahnt, Özil träumt

Nationalmannschaft - Pressekonferenz

Manager Oliver Bierhoff warnt davor, dass sich der Fußball von den Fans entfernt.

(Foto: dpa)
  • Oliver Bierhoff kritisiert die Auswüchse des Transfermarktes und macht sich um die Bundesliga Sorgen.
  • Mesut Özil will 2016 nach Rio.
  • Thomas Müller stimmt sich auf die EM-Qualifikation gegen Polen ein.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hat angesichts der rasant steigenden Ablösesummen im Fußball vor einer Entfremdung von den Anhängern gewarnt. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht weiter von den Fans entfernen", erklärte Bierhoff. Er selbst sei "zwar auch ein Vertreter davon, dass man wirtschaftlich denken und mehr einnehmen muss", aber es müsse immer klar sein, "dass es um Fußball geht und nicht nur ums Geschäft".

Angesichts der hohen Ablösesummen, die englische Vereine in diesem Sommer für Bundesliga-Spieler ausgaben - zum Beispiel 75 Millionen für den Wolfsburger Kevin De Bruyne oder 41 für den Hoffenheimer Roberto Firmino - sei es zwar "positiv für die Bundesliga, dass Geld aus einem fremden Markt in unseren Markt fließt". Insgesamt macht die Entwicklung Bierhoff aber auch Sorge. "Es ist schon ein kleines Problem für die Bundesliga, dass so viel Geld in den englischen Markt fließt", sagte der 47-Jährige.

Dadurch ginge mancher Spieler in Zukunft "vielleicht nicht mehr nach Leverkusen oder Schalke, sondern nach Southampton oder Tottenham. Da geht der Bundesliga der ein oder andere Spieler flöten." Wichtig sei auch, dass in allen Wettbewerben - den nationalen wie den internationalen - die Schere nicht weiter auseinandergehe. International sei da auch die Uefa gefordert: "Sie muss sich Gedanken machen, wie sie den Wettbewerb im europäischen Wettbewerb interessant gestalten kann. Es sollte immer das Ziel sein, den Wettbewerb interessant und den Sport hochwertig zu halten."

Ein Problem sieht der Europameister von 1996 letztendlich auch darin, dass "provokant formuliert, das Mittelmaß sehr hoch bezahlt wird". Dies könne sich auf die Einstellung vieler Spieler auswirken. "Ob ein Cristiano Ronaldo 10, 15 oder 20 Mio verdient: Er wird immer die gleiche Einstellung haben und den gleichen Anspruch an sich selbst", erklärte Bierhoff: "Der mittelmäßige oder schlechte Spieler, der auf einmal vier Millionen bekommt, glaubt, angekommen zu sein. Das kann ein Problem werden bei dem einem oder anderen Verein."

Weltmeister Toni Kroos, im Vorjahr von Bayern zu Real Madrid gewechselt, sorgt sich derweil nicht vor einer englischen Übermacht. "Natürlich sind die Summen manchmal schwindelerregend", sagte der 25-Jährige: "Aber ich habe ehrlich gesagt keine Sorge, dass England alle überholen wird."

Und so ging es in Frankfurt schließlich auch um Sport, die EM-Qualifikation gegen Polen steht an. Die Nationalspieler rechnen gegen den Tabellenführer der Gruppe mit intensiven 90 Minuten. "Es ist ein sehr wichtiges Spiel gegen den Tabellenersten, da werden wir an die Grenzen heranmüssen", sagte Thomas Müller vor der Partie am Freitag (20.45 Uhr/Liveticker SZ.de). "Wir wollen die Tabelle korrigieren. Wir haben als Weltmeister klar den Anspruch, die Tabelle anzuführen", betonte auch Bierhoff. Alle 23 Spieler waren am Mittwoch im Training, auch der angeschlagene Mesut Özil.

Özil fände Rio "geil"

Der Arsenal-Profi plant derweil aber schon seine weitere Karriere. Er würde bei den Olympischen Spielen 2016 gerne für Deutschland spielen. "Das wäre schon geil. Der Trainer entscheidet aber, ob er mich nominiert. Fragt er mich, würde ich nicht Nein sagen", sagte der 26-Jährige vom FC Arsenal der Sport Bild: "Ich will gerne in Rio bei Olympia dabei sein und helfen, mit unseren Jungs auf Medaillenjagd zu gehen. Die Olympischen Spiele wären sicher nochmals ein echter Höhepunkt in meiner Karriere."

Bundestrainer Joachim Löw hatte Doppelstarts von Spielern bei der EM in Frankreich und Olympia in Rio de Janeiro zu Wochenbeginn aber nahezu ausgeschlossen. "Nein, das kann ich mir angesichts der Terminkonstellation fast nicht vorstellen. Das würde schwierig", hatte Löw dem kicker gesagt.

Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff reagierte überrascht auf Özils Vorstoß. "Ich habe bisher auch nur davon gelesen. Ich weiß nicht, ob er das wirklich ernst gemeint hat und wie sein Verein reagieren wird", erklärte er: "Letzten Endes ist alles möglich. Priorität hat natürlich die EM, und ich kann mir schwer vorstellen, dass er beides machen will." Vor Özil waren bereits die nach dem WM-Triumph zurückgetretenen Per Mertesacker (Arsenal) und Philipp Lahm (Bayern München) als prominente Verstärkungen für das Olympia-Team gehandelt worden.

Beide hatten dies aber praktisch ausgeschlossen. Trainer Horst Hrubesch darf nach Brasilien drei Spieler mitnehmen, die älter als 23 Jahre sind. Vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 steigt die Fußball-EM, vom 3. bis 20. August schließlich das olympische Fußballturnier, für das sich Deutschland durch den Halbfinal-Einzug der U21-Junioren bei der EM erstmals seit 1988 qualifiziert hat.

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