DFB-Sieg gegen die Färöer:Joachim Löw hat die Null gesehen

Färöer - Deutschland

Vertragsgespräche erst im Oktober: Bundestrainer Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Österreich und die Färöer gehören nicht gerade zu den Größten im Weltfußball. Doch das zweite 3:0 binnen weniger Tage hat die Debatte um die deutsche Defensive abgeschwächt. Auch wenn die Qualifikation für die WM 2014 fast geschafft ist: Über seine Zukunft als DFB-Coach will Löw erst im Oktober reden.

Von Victor Fritzen, Tórshavn

Am Mittwochmorgen kehrte auf den Färöern wieder Ruhe ein. Und ein Stück Normalität. Dunkle Wolken hingen tief über dem Eiland im Nordatlantik, Regen und Wind verabschiedeten den DFB-Tross auf dem Mini-Mini-Flughafen Vágar. Joachim Löw, der deutsche Bundestrainer, kehrte heim nach Freiburg. Seine Nationalspieler flogen weiter nach München, London oder Rom.

Neun Tage, eine ungewöhnlich lange Zeit, hatte der Bundestrainer seine Nationalspieler beisammen - zunächst in München, dann im Nordatlantik. Am Ende der Zusammenkunft standen nicht nur zwei 3:0-Siege gegen Österreich und gegen die Färöer, dank derer die deutsche Nationalmannschaft nahezu sicher für die Weltmeisterschaft in Brasilien qualifiziert ist.

Löw hat vor allem gesehen, dass seine Mannschaft doch noch Defensive kann. Neun Gegentore innerhalb weniger Wochen gegen Ecuador, USA und Paraguay hatten im Vorfeld die Diskussion nach der Qualität des deutschen Abwehrverbunds aufkommen lassen. Nun zählten die jüngsten Gegner, Österreich und Färöer, nicht zu den Größten des Weltfußballs. Doch alleine die Tatsache, dass am Ende der beiden Begegnungen seit langer Zeit die Null stand, hat die Debatte merklich abgeschwächt.

Das Duell gegen den 175. der Weltrangliste war die erwartet geduldsfordernde Angelegenheit. Ohne die Kreativkräfte Götze, Schweinsteiger, Reus, Gündogan und Podolski war auf dem Kunstrasen von Kombinationsklasse und Spielfreude zunächst wenig zu erkennen. Die tapferen Färinger verbarrikadierten sich am eigenen Sechzehnmeterraum, wogegen die DFB-Elf kaum ankam. "Wenn da zehn Spieler sind mit zwei Beinen, ist es schwierig durchzukommen und eine Lücke zum Torabschluss zu finden", sagte Julian Draxler, der den erkrankten Reus zu ersetzen versuchte. Seine Kollegen taten sich ähnlich schwer. Kaum etwas wollte gelingen.

Erst ein Abwehrspieler, Per Mertesacker, traf nach 22 Minuten zum 1:0. Sein drittes Tor im 93. Spiel registrierte der Verteidiger des FC Arsenal mit Wohlwollen: "Beim Tor habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen kleinen Stürmerinstinkt gezeigt. Manchmal bringen die Gräten eben doch was." Seine Zusammenfassung des gesamten Gastspiels war humorloser: "Wir hatten gute Passagen und viel Ballbesitz, insgesamt können wir aber einiges besser machen."

Der Bundestrainer sah es ähnlich: "Manchmal war's wie beim Hallenhandball, dass neun oder zehn gegnerische Spieler um den Sechzehner standen. Unsere finale Aktion, der letzte Pass, die letzte Konsequenz im Abschluss - daran können, daran müssen wir noch arbeiten." Erst spät im Spiel, Mesut Özil mit einem Foulelfmeter (74.) und Thomas Müller (84.) brachten vor 4800 Zuschauern die Entscheidung.

Vertragsgespräche Mitte Oktober

Den deutschen Kapitän interessierte das "Wie" des zweiten Erfolgs auf dem Torshavner Kunstrasen nur bedingt. "Jetzt haben wir 6:0 Tore, 6:0 Punkte - das ist doch optimal", bilanzierte Philipp Lahm. Neben dem stets untriebigen Münchner waren es vor allem Jérôme Boateng und Mertesacker, die den Färignern auf die Nerven gingen. Sami Khedira und Toni Kroos stabilisierten die Reihe davor, so es denn von Nöten war.

Leidtragender der Planspiele des Bundestrainers war abermals Mats Hummels. "Ich sage nach wie vor, dass Mats eine großartige EM gespielt hat und auf diesem Niveau spielen kann", sagte Löw über seinen prominenten Bankdrücker: "Ich habe mich in diesen Spielen jetzt aber bewusst für diese Variante entschieden." Das sind Worte, die Hummels in beide Richtungen deuten kann. Insbesondere aber auch in jene, dass ohne ihn zweimal die Null stand.

Ebenso bewusst verzichtete Löw auf den Einsatz des Neu-Fiorentiners Mario Gomez, stattdessen durfte in Torshavn neben Sidney Sam auch Max Kruse in der Schlussviertelstunde mitwirken. Löw bekräftigte: "Max hat sich im Training ballsicher und kombinationsfreudig präsentiert, ich wollte ihm einfach die Chance geben." Zu Gomez ließ der Bundestrainer knapp verlauten: "Mario war lange in der Vorbereitung, er braucht eventuell noch ein bisschen. Ich weiß aber, welche Qualitäten er hat."

Nun ist der deutschen Mannschaft nach dem siebten Sieg im achten Qualifikationsspiel die Playoff-Teilnahme nicht mehr zu nehmen. Bei fünf Punkten Vorsprung auf die zweitplatzierten Schweden und nur noch zwei Spielen gegen Irland und eben jene die Skandinavier ist auch die direkte Qualifikation in Gruppe C fast erledigt. "Das werden wir auch schaffen", ist sich Löw sicher.

Am kommenden Wochenende wird der Bundestrainer zwei Bundesliga-Spiele ansehen, auch die Champions League hat er im Terminkalender vermerkt. Und nein, er werde voerst keine weiteren Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung führen. Frühestens im Oktober, wenn die Qualifikation geschafft sei. Sagte es, und entschwand Richtung Mannschaftsbus. Auf den Färöern kehrte nun wieder Ruhe ein.

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