Alle Präsidenten des DFB:Vom Hygiene-Experten bis zum Großwinzer

Fritz Keller ist der 13. DFB-Präsident seit Gründung des Verbandes im Jahr 1900. Alle Fußball-Oberhäupter in Kurzporträts.

13 Bilder

DFB-Bundestag - Die Präsidenten seit 1900

Quelle: picture alliance / dpa

1 / 13

Beim ersten "allgemeinen deutschen Fußballtag" wurde Ferdinand Hueppe (1852-1938) zum Vorsitzenden des elfköpfigen Ausschusses berufen. 1900 wurde er offiziell Vorsitzender des DFB. Der Wissenschaftler im Fachgebiet Hygiene trat 1904 von seinem Amt zurück, weil sein Verein, der DFC Prag, nach einem Fifa-Beschluss nicht mehr zum DFB gehörte. Später ernannte ihn der Verband wegen außerordentlicher Verdienste zum Ehrenmitglied.

-

Quelle: Quelle: DFB

2 / 13

Prof. Hueppes Nachfolger war Friedrich-Wilhelm Nohe (1864-1940), der von 1904 bis 1905 das Amt des DFB-Präsidenten ausübte. Durch seinen Vorsitz beim Karlsruher Fußball-Verein (KFV) und dem Süddeutschen Verband hatte sich Nohe für den Posten empfohlen. Als Sprachlehrer an einer Militärschule in London war er zuvor mit dem Fußball in Kontakt gekommen. Nach einem Streit zwischen dem DFB und dem Süddeutschen Verband trat er als Präsident zurück.

DFB-Bundestag - Die Präsidenten seit 1900

Quelle: picture alliance / dpa

3 / 13

Zwischen 1905 und 1925 war Gottfried Hinze (1873-1953) der Chef des Verbandes. Auch als Vorsitzender stand er weiterhin im Tor des von ihm mitbegründeten Dusiburger Sportvereins. In seiner Amtszeit, in die der erste Weltkrieg fiel, wurde er vor allem für seine große Fürsorge gelobt. 1925 wurde er zum ersten Ehrenvorsitzenden des DFB ernannt. Er wehrte sich vehement dagegen die DFB-Zentrale nach Berlin zu verlegen. Nachdem der Druck auf ihn zu groß wurde, trat er von seinem Amt zurück.

DFB-Bundestag - Die Präsidenten seit 1900

Quelle: picture alliance / dpa

4 / 13

Felix Linnemann (1882-1948), der 1919 bereits Vize-Präsident war, übte den DFB-Vorsitz von 1925 bis 1945 aus. Er modernisierte den Verband und entwickelte ihn so zu einem der größten in Deutschland. Dazu leistete der Polizeibeamte einen Beitrag zur Karriere von Sepp Herberger, als er diesen ermutigte an einer Trainerausbildung teilzunehmen. Nachdem Linnemann 1940 der SS beigetreten war, saß er nach Kriegsende für sechs Monate in einem englischen Internierungslager in der Lüneburger Heide.

1. FC Kaiserslautern wird Deutscher Fußballmeister, 1951

Quelle: dpa

5 / 13

Von 1950 bis 1962 war Peter Joseph "Peco" Bauwens (rechts) erster Nachkriegspräsident des DFB. Aufgrund seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus war er nicht unumstritten. In seine Amtszeit fiel das Verbot des Frauenfußballs. Der Rheinländer war davon überzeugt, dass "Fußball kein Frauensport" ist. In der offiziellen Begründung des Verbands hieß es: "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand."

dfb präsidenten für biga

Quelle: SZ

6 / 13

Hermann Gösmann (der Herr zwischen Franz Beckenbauer und Sepp Meier) war von 1962 bis 1975 DFB-Präsident. Der Bundesliga-Skandal in den siebziger Jahren schadete auch seinem Ansehen. Seine internationale Laufbahn als Sportfunktionär indes hatte Weltformat. 1964 wählte ihn die Uefa in ihr Exekutiv-Komitee, zugleich übernahm er den Vorsitz in der Uefa-Amateurkommission. Auf dem Uefa-Kongress vier Jahre später in Rom wurde Gösmann als einer der Vertreter des europäischen Fußballs in das Exekutiv-Komitee der Fifa berufen.

Hermann Neuberger und Hans Georg Moldenhauer

Quelle: picture alliance / dpa

7 / 13

Hermann Neuberger (rechts, hier 1990 mit dem Präsidenten des deutschen Fußballbundes der DDR, Hans Georg Moldenhauer) wurde 1975 DFB-Präsident, nachdem er zuvor als Chef-Organisator der WM 1974 in Deutschland fungiert hatte. Dabei machte Hermann the German seine Aufgabe so gut, dass er bereits 1974 zum Vize-Präsidenten des Weltfußballverbandes Fifa gewählt sowie später auch als Organisationschef der Weltmeisterschaften von 1978 bis 1990 eingesetzt wurde. Das Amt des Fifa-Vize und des DFB-Präsidenten hatte er bis zu seinem Tod inne. Hermann Neuberger starb am 27. September 1992 an den Folgen einer Krebserkrankung. Die Zentrale des DFB in Frankfurt am Main - das Hermann-Neuberger-Haus - ist nach ihm benannt.

2. Liga - Alemannia Aachen - SC Freiburg

Quelle: dpa

8 / 13

Egidius Braun, Ehrenpräsident des DFB und Fan der Alemannia aus Aachen, verfolgt deren Spiele von seinem Ehrenplatz aus. Braun war von 1992 bis 2001 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Zuvor bereits von 1977 bis 1992 Schatzmeister des Verbandes. Ebenfalls Exekutivmitglied bei der Uefa. Seine stets ausgesprochen freundliche, zuweilen onkelhaft wirkende Wesensart brachte ihm innerhalb des deutschen Fußballs sehr viele Sympathien ein. Hatte seinen größten Auftritt, als er nach der fatalen WM 1994 zu Bundestrainer Berti Vogts hielt und von einer Verpflichtung Paul Breitners als Nachfolger im letzten Moment absah. 1996 führte Vogts die Nationalmannschaft dann zum EM-Titel.

EURO 2004 - Training Mayer-Vorfelder

Quelle: dpa/dpaweb

9 / 13

Das Magazin der Süddeutschen Zeitung bezeichnete Gerhard Mayer-Vorfelder als "Affärenprofi". Sowohl als Politiker (er war von 1980 bis 1991 Kultus- sowie von 1991 bis 1998 Finanzminister des Landes Baden-Württembergs) auch als Sportfunktionär war er häufig umstritten. Dies lag zum einen an seinem Wesen, ihm wurde vorgeworfen, den Verband nach Gutsherrenart zu führen. Zum anderen konnte er sich vor der ein oder anderen Affäre nicht schützen. So tauchte sein Name beispielsweise im Steuerskandal um Peter und Steffi Graf auf. Von 1975 bis 2000 war er Präsident des VfB Stuttgart. Von 2001 bis 2006 stand er an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes. Von 2007 bis 2009 war er anschließend Vizepräsident der Uefa. Mayer-Vorfelder verstarb im August 2015 an Herzversagen.

Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach.

Quelle: dpa

10 / 13

2004 wurde Theo Zwanziger (rechts) offiziell zum Geschäftsführenden Präsidenten und sein Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder zum Präsidenten gewählt - die Aufgabenbereiche wurden zwischen beiden aufgeteilt. 2006 wurde Zwanziger alleiniger Präsident. Anfangs wurde sein Stil, mit dem er das Amt führte, gelobt. So setzte er sich für den Kampf gegen Homophobie und für die Aufwertung des Frauenfußballs ein. Auch die erfolgreiche Heim-WM 2006 fiel in seine Amtszeit. Später gab er in zahlreichen Affären, etwa im Schiedsrichter-Skandal um Ex-Referee Robert Hoyzer, ein umstrittenes Bild ab. Auch seine Rolle im Fifa-Exekutivkomitee führte zu Spannungen. Im Dezember 2011 kündigte Zwanziger nach verstärkter Kritik an seiner Person seinen Rückzug an. Er übergab an Wolfgang Niersbach, den er mit Details um eine "Schwarze Kasse" im deutschen Fußball drei Jahre später so stark in Bedrängnis brachte, dass Niersbach ebenfalls zurücktreten musste.

Wolfgang Niersbach

Quelle: Arne Dedert/dpa

11 / 13

Wolfgang Niersbach, geboren 1950 in Nettesheim, widmete sein Leben voll und ganz dem DFB. 1988 war der gelernte Sportjournalist Pressechef bei der Fußball-EM in Deutschland, anschließend wurde er Mediendirektor beim Verband. Später Mitglied des Bwerbungskomittees zur WM 2006, ab 2007 Generalsekretär. Als Zwanziger 2011 zurücktrat, wurde nach einer internen Lösung gesucht: Die Wahl konnte nur auf Niersbach fallen.

Niersbach regierte lange störungsfrei, bejubelte den WM-Titel 2014, blieb jedoch nur dreieinhalb Jahre im Amt, ehe ihn die Vergangenheit einholte. In der Affäre um mutmaßlichen Stimmenkauf bei der Vergabe der WM 2006 fiel auch Niersbachs Name. Sein Name stand unter der Steuererklärung, in der der DFB offensichtlich falsche Angaben gemacht hatte. Auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte gegen ihn. Am 9. November 2015 trat er zurück.

Real Madrid v Atletico Madrid - UEFA Super Cup

Quelle: Alexander Hassenstein/Getty Images

12 / 13

Wie sein Vorgänger Niersbach sammelte auch Reinhard Grindel Erfahrungen als Journalist, bevor er DFB-Präsident wurde. Beim ZDF leitete er das Studio in Berlin, später das in Brüssel. Grindel hielt es aber nicht im Journalismus. 2002 wechselte er in die Politik, zog für Niedersachsen in den Bundestag ein. Der CDU-Mann machte sich einen Ruf als Hardliner in Integrationsfragen. Zudem enthielt er sich bei einer Abstimmung zur Verschärfung der Strafen bei Abgeordnetenbestechung - beides sollte während seiner DFB-Präsidentschaft, die 2016 nach dem Rücktritt von Niersbach etwas unverhofft kam, eine Rolle spielen.

In seiner rund zweieinhalbjährigen Amtszeit beschwor Grindel viel Kritik herauf. Ohne Not verlängerte er den Vertrag von Bundestrainer Joachim Löw noch vor der WM 2018. Die öffentliche Integrations-Diskussion um Mesut Özil verschärfte er mit seinem Schlingerkurs. Zudem brach Herr Grindel ein Interview ab, weil ihm die Fragen nicht gefielen. Gegen Ende seiner ehrenamtlichen Präsidentschaft kam heraus, dass er für einen Posten bei einer Tochtergesellschaft des Verbands 78 000 Euro kassiert hatte. Zu Fall brachte ihn schlussendlich die Annahme einer Luxusuhr, die ihm ein ukrainischer Oligarch geschenkt hatte. Im April 2019 trat Grindel zurück.

Generalversammlung der DFL

Quelle: dpa

13 / 13

Der Nachfolger von Grindel heißt Fritz Keller, am 27. September 2019 wurde er gewählt. Im Fußball hatte der Großwinzer, Sterne-Gastronom und Mittelstandsunternehmer bis zu seiner Nominierung wenig auf sich aufmerksam gemacht. Als Präsident des SC Freiburg reichte seine Bekanntheit kaum über das Breisgau hinaus. Nun ist er das Oberhaupt des deutschen Fußballs, doch im Zuge seiner Kür wurde auch eine Satzungsänderung verabschiedet. Diese entzieht dem neuen DFB-Präsidenten explizit die Richtlinienkompetenz. Zwar wird Keller noch Gespräche initiieren, moderieren und die Aufsicht führen dürfen - Entscheidungen trifft zukünftig aber das Präsidium als Kollegialorgan.

© Süddeutsche.de/mike/ebc/tbr
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: