DFB-Pokal:Würzburger Groll

Der Drittliga-Aufsteiger bekommt beim 0:2 gegen Werder Bremen seinen Führungstreffer fälschlich aberkannt.

Von Fabian Swidrak

Erschöpft sanken die Würzburger Kickers zu Boden, als der Schiedsrichter die Partie nach 120 Minuten abpfiff. Ungläubig schüttelten einige mit dem Kopf. Lange war der Drittliga-Aufsteiger im Duell mit Bundesligist Werder Bremen die bessere Mannschaft gewesen, hatte dessen Offensive in Schach gehalten und sich selbst beste Chancen erspielt. Doch das alles half nun nichts mehr. Mit einem 0:2 nach Verlängerung sind die Unterfranken nach der ersten Runde raus aus dem DFB-Pokal.

Nichts wurde es mit einer Neuauflage der Pokalsensation von vor einem Jahr, als der damalige Regionalligist Zweitligist Fortuna Düsseldorf aus dem Wettbewerb warf. "Das war ein richtiger Pokalfight bei nicht gerade angenehmen Temperaturen. Schade, dass wir uns dafür nicht belohnt haben", sagte Trainer Bernd Hollerbach, der sichtlich enttäuscht war. "Kompliment an meine Spieler. Ich bin wirklich stolz auf die Mannschaft." Würzburg agierte aus einer guten Ordnung heraus, spielte mit Tempo nach vorne und zwang die Bremer so in die Verlängerung. Anthony Ujah (102.) und Fin Bartels (108.) waren es, die dann doch noch eiskalt zuschlugen.

Zwei Unentschieden gegen Wehen Wiesbaden (0:0) und Dynamo Dresden (1:1) zum Start in die dritte Liga und ein starkes Spiel gegen Werder: Hollerbachs Mannschaft ist auf einem guten Weg und scheint topfit zu sein. "Wir haben gezeigt, was wir können. Darauf können wir stolz sein und müssen daran anknüpfen", sagte Würzburgs Abwehrchef Clemens Schoppenhauer. Mit etwas mehr Glück wäre ein Weiterkommen gegen Bremen durchaus möglich gewesen. 80 Minuten waren gespielt, als Marco Haller den Würzburger Führungstreffer erzielte. Das Schiedsrichtergespann aber erkannte das Tor wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht an. Es war eine Fehlentscheidung.

Nicht nur sportlich schmerzen Würzburg der falsche Pfiff und das Ausscheiden weh, auch wirtschaftlich sind sie ärgerlich. 268 000 Euro schüttet der DFB pro Klub in der zweiten Runde aus, Einnahmen aus dem Kartenverkauf für ein weiteres Pokalspiel hätten diesen Betrag noch erhöht. Geld, das die Kickers nach eigener Aussage bestens hätten gebrauchen können. Die für den Erhalt der Drittligalizenz erforderliche Umbaumaßnahmen des vereinseigenen Stadions hatten in der Sommerpause eine Menge Geld verschlungen. "Wir haben Rechnungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro beglichen", sagt Schlagbauer, der davon ausgeht, dass dieser Betrag noch auf rund zwei Millionen Euro anwachsen wird. Im Juni hatte die Stadt Würzburg den Kickers deshalb finanzielle Unterstützung in Höhe von 300 000 Euro zugesagt. "Bei uns ist bis heute kein einziger Cent eingetroffen", sagt Schlagbauer. Die Umbauten seien nur dank einer Zwischenfinanzierung durch Sponsoren möglich gewesen.

Immerhin 138 900 Euro verbleiben nun als Antrittsprämie des DFB aus der ersten Runde gegen Bremen. 25 Prozent (34 500 Euro) dieser Einnahmen müssen die Würzburger, die sich als bayerischer Amateurmeister für den DFB-Pokal qualifiziert hatten, allerdings an einen Solidartopf des bayerischen Fußball-Verbands (BFV) abtreten, der daraus die Prämien für den Toto-Pokal speist. Dennoch: Für einen Drittliga-Klub lässt sich im DFB-Pokal viel Geld verdienen. "Wir waren jetzt zweimal dabei und wissen, wie lukrativ das ist. Es ist unser großes Ziel, nächste Saison erneut am Wettbewerb teilzunehmen", sagt Schlagbauer.

Die Teilnahme hängt allerdings vom sportlichen Erfolg in dieser Saison ab. Für eine Qualifikation über die Liga müsste Hollerbachs Team am Saisonende mindestens Tabellenplatz vier erreichen. Der wohl einfachere Weg führt über den Toto-Pokal, dessen Sieger ebenfalls das Startrecht für den DFB-Pokal erhält. Als einziger bayerischer Drittligist gehen die Würzburger dort als Favorit ins Rennen. Bereits am Mittwoch (18.15 Uhr) treffen die Kickers in der ersten Runde auf den FC Teutonia Reichenbach aus der Kreisliga Rhön. Für einen Sieg zahlt der Bayerische Fußball-Verband 300 Euro Prämie.

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