DFB-Pokal-Viertelfinale:Jena blamiert Stuttgart

Sensation im DFB-Pokal: Der deutsche Fußball-Meister VfB Stuttgart scheitert im Elfmeterschießen an Zweitligist Carl Zeiss Jena. Dortmund bezwang hingegen Hoffenheim souverän mit 3:1.

Der deutsche Fußball-Meister VfB Stuttgart ist im Viertelfinale des DFB-Pokals überraschend am Zweitligisten FC Carl Zeiss Jena gescheitert. Während der Außenseiter am Dienstagabend vor nur 18.500 Zuschauern in Stuttgart nach Elfmeterschießen 7:6 (2:2, 1:1, 1:0) siegte, setzte sich Borussia Dortmund im zweiten Viertelfinale wie erwartet mit 3:1 (2:1) gegen den Zweitligisten 1899 Hoffenheim durch.

Stuttgart gegen Jena

Der zweifache Torschütze Mario Gomez (links) düpiert Jenas Alexander Maul - doch am Ende halfen auch Gomez' Treffer nichts

(Foto: Foto: AP)

Der Vorjahres-Finalist Stuttgart vergab mit der Niederlage gegen Jena die letzte Titelchance in dieser Saison. Während sich Stuttgart nur noch durch einen Kraftakt im Bundesliga-Endspurt den Weg nach Europa ebnen kann, darf Jena weiter vom großen Coup wie bei den vier Cupsiegen in früheren DDR-Zeiten träumen. Zum Pechvogel wurde Antonio da Silva, der seinen Elfmeter übers Tor schoss.

Tobias Werner hatte die Thüringer, die mit Pokalsieger 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld zuvor bereits zwei Erstligisten ausgeschaltet hatten, in der 32. Minute in Führung gebracht.

Nationalstürmer Mario Gomez rettete den Meister mit seinem fünften Tor im laufenden Wettbewerb aber zunächst in die Verlängerung (81.) und brachte ihn dort auch in Führung (94.). Damit hat Deutschlands "Fußballer des Jahres 2007" in sechs Pflichtspielen des Jahres bereits neun Treffer erzielt.

Jenas Robert Müller erzwang jedoch in der 120. Minute das Elfmeterschießen. Der VfB zeigte drei Tage nach dem 3:1 im baden-württembergischen Derby gegen den Karlsruher SC diesmal wieder eine erschreckend schwache Vorstellung. Im Angriff leisteten sich die Schwaben vor 18.500 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion viele Abspielfehler. In der Defensive sorgte insbesondere Kapitän Fernando Meira für Unsicherheit und trieb Präsident Erwin Staudt auf der Tribüne einen Tag nach seinem 60. Geburtstag die Zornesröte ins Gesicht.

Die besten Gelegenheiten für den VfB hatte Spielmacher Yildiray Bastürk. Zunächst scheiterte der Türke nach gutem Zusammenspiel mit Andreas Beck an Jenas Schlussmann Wassili Chomutowski (14.). In der 27. Minute lenkte der Keeper einen Schuss von Bastürk an den Pfosten.

Weit unter Normalform

Trotz der beiden Chancen spielten die Gäste, die zuletzt auswärts am 5. November 2006 verloren hatten, mutig mit und wurden durch Werners Führungstreffer belohnt. Nach einem Stellungsfehler von Nationalspieler Roberto Hilbert traf der Stürmer per Kopfball ins lange Eck. Dabei hatte VfB-Trainer Armin Veh sein Versprechen wahr gemacht und die vermeintlich stärkste Startelf auf den Platz geschickt. Auch die angeschlagenen Gomez und Meira waren von Beginn an mit dabei.

Jenas Trainer Henning Bürger musste auf seine beiden gesperrten Stürmer Sami Allagui und Sandor Torghelle sowie auf Kapitän Darlington Omodiagwe verzichten, der am Freitag beim 2: 2 im Zweitliga-Spiel beim FSV Mainz 05 bewusstlos ausgewechselt worden war.

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Stuttgarter weit unter Normalform. Auch die beiden Nationalspieler Gomez im Sturm und Thomas Hitzlsperger im Mittelfeld konnten kaum Akzente setzen. In der 53. Minute verpasste Cacau die Möglichkeit zum Ausgleich. Sein Sturmkollege Gomez präsentierte sich anschließend treffsicherer.

Beim VfB wusste neben Gomez mit Abstrichen Bastürk zu überzeugen. Beste Spieler bei Jena waren Werner und U21-Nationalspieler Niels Petersen.

Lesen Sie im zweiten Teil, wie wackere Hoffenheimer gegen souveräne Dortmunder verloren.

Jena blamiert Stuttgart

Borussia Dortmund steht erstmals seit dem letzten Cupsieg 1989 im Halbfinale des DFB-Pokals. Die Mannschaft von Trainer Thomas Doll besiegte den Zweitliga-Aufsteiger 1899 Hoffenheim mit 3:1 (2:1) und beendete damit gleichzeitig die Serie der "Mannschaft der Stunde", die zuvor ihre bisherigen fünf Pflichtspiele seit der Winterpause gewonnen hatte.

Während die Badener sich nunmehr auf den Kampf um den Bundesliga-Aufstieg konzentrieren können, träumen die Fans des BVB bereits vom Einzug ins Endspiel am 19. April in Berlin und der UEFA-Cup-Teilnahme in der kommenden Saison.

"Über die 90 Minuten gesehen sind wir verdient ins Halbfinale eingezogen", meinte Doll, der allerdings auch Anlass zur Kritik sah: "Besonders in der zweiten Halbzeit habe ich viel Licht und Schatten gesehen, weil wir es selbst nach dem 3:1 nicht geschafft haben, Ruhe ins Spiel zu bringen."

Gäste-Trainer Ralf Rangnick war nur ein wenig enttäuscht: "Die letzte Konsequenz hat gefehlt, um das Spiel zum Kippen zu bringen. Wir konnten an die Topleistungen der vergangenen Wochen nicht ganz anknüpfen."

Drängen auf den Anschlusstreffer

Ein "Doppelschlag" von Giovanni Federico (20.) und Tinga (23.) sowie ein Treffer von Mladen Petric (54.) bei einem Gegentor von Francisco Copado (38., Foulelfmeter) sorgten für den dritten Pflichtspielsieg der Westfalen in Folge und für eine weitere Millionen-Einnahme. Im Halbfinale (18./19. März), für das sich die Klubführung erneut ein Heimspiel wünscht, sind bereits 1,1 Millionen Euro allein aus den TV-Rechten und der Bandenwerbung garantiert.

Die Voraussetzungen dafür schuf die Borussia, die vor 55.400 Zuschauern gegen den Tabellen-Sechsten der zweiten Liga äußerst konzentriert begann und durch Alexander Frei sowie Robert Kovac die ersten guten Möglichkeiten besaß. Nach einem wuchtigen Schuss aus 18 Metern in den Torwinkel und dem anschließenden Kopfball von Tinga auf Vorlage von Sebastian Kehl schien die Vorentscheidung gefallen.

Doch die Hoffenheimer drängten auf den Anschlusstreffer. Ba und der Sieben-Millionen-Einkauf Carlos Eduardo hatten bereits das 1:2 auf dem Fuß, bevor Schiedsrichter Felix Brych aus München einen äußerst zweifelhaften Strafstoß nach einem angeblichen Foul von Martin Amedick an Ba pfiff. Copado verwandelte sicher und brachte die Gäste in ihrem ersten Auswärtsspiel im insgesamt 12. DFB-Pokal-Einsatz wieder ins Spiel.

Spielerisch nicht überzeugend

Die Dortmunder zeigten sich besonders in den Zweikämpfen wesentlich energischer und cleverer gegen die technisch versierten Gäste, die zunächst versuchten, aus einer gut organisierten Defensive zum Erfolg zu kommen. Die Dortmunder hätten bereits vor dem Halbzeitpfiff durch Kehl und Petric zu weiteren Toren kommen können, doch Gäste-Torhüter Ramazan Özcan verhinderte mit Glanzparaden die Vorentscheidung.

Der BVB vermochte trotz der sicheren 3:1-Führung in der zweiten Halbzeit spielerisch erneut nicht zu überzeugen und ließ einige Konterchancen leichtfertig ungenutzt. Vorbildlich zeigten sich die Hoffenheimer, die zu keiner Zeit das Spiel verloren gaben und sogar durch Obasi (57., 60.) zwei hochkarätige Möglichkeiten zum erneuten Anschluss hatten.

Der Brasilianer Tinga und Torhüter Marc Ziegler waren die stärksten Dortmunder, während die Gäste aus dem Breisgau in Torschütze Copado und dem stets torgefährlichen Obasi ihre herausragenden Spieler hatten.

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