DFB-Pokal-Spiele am Sonntag:Stolperstein für Erstligisten

SV Sandhausen - 1. FC Nürnberg

Konnte keinen Elfmeter entschärfen: Nürnberg-Torwart Raphael Schäfer.

(Foto: dpa)

Schon die erste DFB-Pokalrunde gerät zum Stolperstein für einige Erstligisten. Erst scheitern Mönchengladbach und Braunschweig, zum Schluss fliegt auch der 1. FC Nürnberg raus. Hamburg und Stuttgart mühen sich in Runde zwei.

Die Pokalspiele im Überblick.

Die erste DFB-Pokalrunde verlangte so manchen Erstligisten alles ab. Während sich Hamburg und Stuttgart in die zweite Runde quälen, scheiterten gleich mehrere andere Bundesligisten an ihren unterklassigen Herausforderern: Eintracht Braunschweig verlor gegen Zweitligaaufsteiger Arminia Bielefeld, Borussia Mönchengladbach fliegt in Darmstadt aus dem Pokal. Sandhausen bereitete den Nürnbergern einen Albtraum im Elfmeterschießen.

Die Mannschaft von Trainer Michael Wiesinger hat sich im DFB-Pokal mal wieder kräftig blamiert. Ein Jahr nach dem Desaster beim TSV Havelse unterlag der Fußball-Bundesligist gegen den tapferen SV Sandhausen mit 3:4 (1:1, 1:1, 1:0) im Elfmeterschießen und verpasste damit erneut den Einzug in die zweite Runde des Wettbewerbs.

Torhüter Manuel Riemann wurde zum Held, hielt zwei Elfmeter von Hanno Balitsch und Marvin Plattenhardt und machte am Sonntagabend die Demütigung der enttäuschenden Gäste perfekt. Vor 7300 Zuschauern im Hardtwaldstadion hatte Daniel Ginczek (27. Minute) die Franken in Führung gebracht. Julian Schauerte (58.) erzielte per Foulelfmeter den 1:1-Ausgleich, der auch nach 120 Minuten noch Bestand hatte und am Ende Gold wert war.

Das Ziel von "Club"-Coach Michael Wiesinger war klar. "Wir wollen unser Spiel durchziehen und, egal wie, weiterkommen", hatte er vor dem ersten Pflichtspiel der Franken gefordert. Und der Bundesligist zeigte zunächst auch seine Entschlossenheit, ehe er immer mehr abbaute und erhebliche Defizite im Spiel nach vorne offenbarte. Die Gastgeber machten es dem FCN im ersten direkten Duell in einem Pflichtspiel schwer, doch im Aufbau zeigte sich das Wiesinger-Team erstmal klar besser. Viel lief über Timo Gebhart, der sich zuletzt mit Adduktorenproblemen herumgeplagt hatte. Aber auch Robert Mak wusste im variablen Mittelfeld zu gefallen.

Bei weitem nicht jeder Pass der Nürnberger in die Spitze kam an. Doch eine Vorlage von Mak konnte Ginczek, Neuzugang von Borussia Dortmund, gegen den noch sieglosen Tabellen-Dreizehnten der 2. Bundesliga kaltblütig verwandeln. Zündende Ideen hatte Sandhausen, in der vergangenen Saison in der 1. Runde noch mit 3:0 gegen Energie Cottbus erfolgreich, nicht zu bieten. Immerhin übten sie zum Ende der ersten Hälfte mehr Druck aus. Sechs Tage vor dem Bundesligastart in Hoffenheim trieben die mitgereisten "Club"-Fans ihr Team immer wieder lautstark an.

Den besseren Start in den zweiten Abschnitt hatte aber das Team von Coach Alois Schwartz. Mit einem Kopfball aus kurzer Distanz verpasste Marco Thiede (51.) den möglichen Ausgleich. Kurz darauf verhielt sich Timothy Chandler im Zweikampf mit Julian Schauerte ungeschickt - der Gefoulte verwandelte den Foulelfmeter lässig.

Einige FCN-Fans murrten und brannten bengalische Feuer ab. Der "Club" tat nach der Führung einfach zu wenig, um die Vorentscheidung gegen den SV zu erzwingen. Der Gastgeber rackerte hingegen nach Leibeskräften, rettete sich noch in die Verlängerung und wurde am Ende belohnt.

Auch Gladbach patzt im Elfmeterschießen

Fünf Tage vor dem Bundesliga-Auftakt beim FC Bayern München hat das Team von Trainer Lucien Favre die Generalprobe verpatzt und ist bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden. Die erschreckend schwachen Gladbacher mussten sich beim Drittligisten SV Darmstadt 98 im Elfmeterschießen mit 4:5 geschlagen geben. Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden.

Der fünfmalige deutsche Meister verpasste damit erstmals seit 2004 (6:7 n.E. bei Bayern München Amateure) die zweite Runde des Pokals. Vor 16.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor scheiterte Luuk de Jong im Elfmeterschießen an Torhüter Jan Zimmermann. Branimir Hrgota setzte zudem den letzten Elfmeter an die Unterkante der Latte. Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen hatte nur gegen Dominik Stroh-Engel pariert.

Eintracht Frankfurt glanzlos gegen Illertissen

Eintracht Frankfurt hat sich ohne jeden Glanz in die zweite Runde des DFB-Pokals gequält. Die Europa-League-Starter von Trainer Armin Veh taten sich gegen den Fußball-Regionalligisten FV Illertissen am Sonntag wesentlich schwerer als gedacht, erst durch eine Leistungssteigerung in der Schlussphase sprang in der Augsburger Bundesliga-Arena noch ein 2:0 (0:0)-Sieg für die Hessen heraus.

Neuzugang Joselu (64. Minute) und Sebastian Rode (90+2) erzielten die einzigen Treffer für die Eintracht, die sechs Tage vor dem Punktspielstart bei Hertha BSC erheblichen Steigerungsbedarf offenbarte. Rund eine Stunde lang fehlte es Vehs Team gegen den Tabellensiebten der Regionalliga Bayern an jeglichem Durchsetzungsvermögen, vor allem im Spiel nach vorn blieben die Frankfurter gegen tapfere Amateure erstaunlich ideenlos.

Eintracht Braunschweig scheitert an Bielefeld

Sechs Tage vor dem Bundesliga-Comeback nach 28 Jahren scheitert Eintracht Braunschweig bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals. Die Eintracht verlor bei Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld - und damit am Ort des letzten Erstliga-Abstiegs - hochverdient mit 1:2 (0:1).

Ein Pokalteam ist die Eintracht ohnehin nicht: Seit 2006 überstand sie nur einmal die erste Runde. Zu allem Überfluss sah Deniz Dogan in der Nachspielzeit (90+4) noch nach einer Tätlichkeit die Rote Karte. Die Ostwestfalen, die im selben Zeitraum nur einmal in der Auftaktrunde gescheitert waren, feierten dagegen erneut auch dank "Aufstiegs-Held" Sebastian Hille. Das 2011 zurückgekehrte Eigengewächs, das gegen den VfL Osnabrück bereits das entscheidende Tor zur Rückkehr in die 2. Bundesliga erzielt hatte, köpfte in der 36. Minute das Führungstor. Nach dem Ausgleich des aus Duisburg gekommenen Timo Perthel (66.) sicherte Tim Jerat der Arminia per Handelfmeter den Sieg (71.).

Hannover 96 mit Mühe gegen SC Victoria Hamburg

Hannover 96 verhinderte währenddessen nur mit Mühe und Not eine Blamage. Beim Nord-Regionalligisten SC Victoria Hamburg setzte sich der klar favorisierte Bundesligist am Sonntag trotz einer schwachen Vorstellung knapp mit 2:0 (0:0) durch und zog doch in die zweite 2. DFB-Pokalrunde ein.

Vor 4784 Fans im seit Wochen ausverkauften Hoheluft-Stadion wurde der kurz zuvor eingewechselte Edeljoker Artur Sobiech (69. Minute) zum Matchwinner. Szabolcs Huszti (90.+2) machte in der Nachspielzeit alles klar. Die kampfstarke Hamburger Mannschaft von Trainer Lutz Göttling, der die Chance auf das Weiterkommen vor der Partie auf "maximal vier Prozent" taxiert hatte, verkaufte ihre Haut teuer. Sie darf sich mit einer Einnahme von immerhin etwa 100.000 Euro trösten.

Der VfB Stuttgart hat nur mit viel Glück und dank der Treffsicherheit von Torjäger Vedad Ibisevic die zweite Runde erreicht. Der enttäuschende Fußball-Bundesligist setzte sich am Sonntag beim vier Klassen tiefer spielenden BFC Dynamo in Berlin mit einem schmeichelhaften 2:0 (1:0) durch.

Stuttgart mit Glück, Hamburg tut sich schwer

Drei Tage nach dem ebenfalls ernüchternden Auftritt in der Europa League beim 1:1 in Plowdiw traf Ibisevic vor 9227 Zuschauern im Jahn-Sportpark per Kopfball (40.) und Foulelfmeter (75.). Dynamos Philipp Haastrup hatte den eingewechselten Martin Harnik von den Beinen geholt. Die befürchteten Ausschreitungen blieben dieses Mal aus. Etwa 500 Polizei-Beamte und ein großes Aufgebot von Ordnern sorgten für eine friedlichen Verlauf des "erhöhten Risiko"-Spiels. Beim Pokal-Auftritt des BFC vor zwei Jahren gegen Kaiserslautern hatten Hooligans noch für Gewalt-Exzesse auf den Rängen gesorgt.

Hamburg tut sich lange schwer

Dank Joker Artjoms Rudnevs hat es der Hamburger SV in die zweite Runde geschafft. Der lettische Stürmer brach gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Fünftligisten SV Schott Jena nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung den Torbann und führte den spielerisch enttäuschenden Favoriten am Sonntag mit dem 4:0 (0:0) zum zumindest ergebnistechnisch sicheren Erfolg.

Vor 11.800 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld sorgten neben Rudnevs (72./77.) noch Kapitän Rafael van der Vaart (79.) und Jacques Zoua (82.) für das Weiterkommen des HSV, der in der Vorsaison noch zum Pokal-Auftakt gescheitert war.

Ebenso schwer tat sich die Berliner Hertha, die ein peinliches Auftakt-Aus wie im Vorjahr nur knapp vermieden. Der Berliner Fußball-Bundesligist gewann beim Regionalligisten VfR Neumünster schmeichelhaft mit 3:2 (2:2, 2:1) nach Verlängerung.

In den Nachspielminuten der Extrazeit erzielte Sami Allagui per Foulelfmeter den entscheidenden Treffer. Den Rückstand durch Michél Harrer (5. Minute) hatte Änis Ben-Hatira (16./30.) mit einem Doppelschlag gedreht. Christopher Kramer (59.) erzielte den Ausgleich für Neumünster, bevor er die Gelb-Rote Karte (89.) sah. Vergangene Saison war Hertha bei Wormatia Worms gescheitert.

Regionalligist Wiedenbrück schockt Düsseldorf

Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat sich hingegen bis auf die Knochen blamiert. Der Bundesliga-Absteiger unterlag beim Regionalligisten SC Wiedenbrück am Ende unglücklich mit 0:1 (0:0) und kassierte somit in seinem dritten Pflichtspiel der neuen Spielzeit die erste Niederlage. Den entscheidenden Treffer für den Außenseiter erzielte Marwin Studtrucker in der ersten Minute der Nachspielzeit per Foulelfmeter. Zuvor hatte Tobias Levels für seine Attacke im Strafraum gegen Studtrucker die Rote Karte gesehen.

Vor 4500 Zuschauern in Gütersloh dominierten die Gäste von Beginn an das Geschehen, vergaben aber wie schon in den beiden Ligaspielen gegen Cottbus (1:0) und in Köln (1:1) reihenweise gute Chancen. Axel Bellinghausen, Charli Benschop und Stefan Reisinger ließen vor der Pause hervorragende Möglichkeiten aus. Nach Wiederanfpfiff erhöhten die Gäste den Druck, aber Benschop und Bellinghausen ließen weitere gute Gelegenheiten ungenutzt. In der 63. Minute hätte allerdings Studtrucker nach einer Unachtsamkeit in der Fortuna-Abwehr die emsigen Gastgeber in Führung bringen können, ehe er dann kurz vor Schluss den Traum des Viertligisten wahr machte.

Fußball-Zweitligist SpVgg Greuther Fürth hat die Auftakthürde im DFB-Pokal problemlos gemeistert. Der Bundesligaabsteiger setzte sich beim Oberligisten TSG Pfeddersheim trotz drückender Überlegenheit aber nur mit 2:0 (1:0) durch. Zsolt Korcsmár (32.) und Nikola Djurdjic (84.) erzielten die Treffer der in allen Belangen überlegenen Gäste. Der Favorit übernahm von Beginn an das Kommando und schnürte den Fünftligisten in der eigenen Hälfte ein. Das Führungstor ließ dennoch auf sich warten, da TSG-Schlussmann Thorsten Müller gegen Zoltan Stieber (8.), Dominick Drexler (11.) und Djurdjic (16.) glänzend reagierte. Beim Gegentreffer von Korcsmár aus kurzer Distanz war Müller ebenso machtlos wie auch beim zweiten Gegentreffer.

Auch nach dem Wechsel war Fürth die deutlich bessere Mannschaft. Die Gäste verpassten es bei einigen guten Gelegenheiten allerdings, frühzeitig für die Entscheidung zu sorgen. So schoss Djurdjic einen Foulelfmeter über das Tor (65.).

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