DFB-Pokal:Robben fällt, Robben erzürnt

VfL Bochum - FC Bayern München

Ein Tritt, ein Treffer am Fuß, ein Abflug: Arjen Robben stürzt in der 43. Minute im Bochumer Strafraum.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)
  • Die strittige Elfmeter-Szene in der DFB-Pokalpartie in Bochum wärmt eine alte Debatte auf: Leidet Arjen Robben an chronischer Fallsucht im Strafraum?
  • Bochums Trainer Gertjan Verbeek regt sich furchtbar auf - sein Landsmann kontert.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Der Fußballer Arjen Robben soll bereits als junger Spieler in den Niederlanden recht talentiert darin gewesen sein, auch harmlose Körperkontakte im gegnerischen Strafraum zu theatralischen Stürzen zu nutzen. Das behauptete am Mittwochabend in Bochum jedenfalls ein Augen- und gewissermaßen selbsterklärter Kronzeuge, der zur Erhöhung seiner Glaubwürdigkeit mehrmals explizit auf seine niederländische Provenienz verwies.

In der Anklage dieses Zeugen klangen nach einer 0:3-Niederlage seines VfL Bochum gegen den FC Bayern allerdings deutlich Zorn und eine persönliche Schädigung mit. "Solche Schwalben hat Robben schon als 13-Jähriger gemacht", behauptete der Bochumer Trainer Gertjan Verbeek über den Flügelstürmer der Münchner. Als Robben 13 Jahre alt war, spielte er in der Jugend des FC Groningen. Verbeek war damals Assistenztrainer beim SC Heerenveen. Aus aktuellem Anlass will sich Verbeek nun an die vielseitigen Talente des jungen Fußballers erinnert haben. Er sagte: "Ich bin auch Holländer - und schäme mich."

In einer Schlüsselszene des Viertelfinal-Duells im DFB-Pokal war Robben in der 43. Minute im Bochumer Strafraum in einer für ihn durchaus typischen Manier zu Boden gestürzt. Für diese in der Branche bekannte Bewegung, in der er seine Standfestigkeit verliert und über die Schuhspitzen nach vorne abkippt, um mit ausgestreckten Armen der Länge nach auf den Boden zu schlagen, wurde der 32-Jährige in seiner Laufbahn schon häufiger gescholten.

Diesmal hatte ihn Abwehrspieler Jan Simunek zwar klar am Fuß getroffen, aber diskutabel erschien, ob die Berührung Robbens Sturz ursächlich ausgelöst hat. Obwohl Thomas Müller den Strafstoß verschoss, war die umstrittene Szene spielrelevant. Simunek erhielt für das als Vereitlung einer klaren Torchance gewertete Foul nämlich die rote Karte.

Danach mussten die zuvor clever verteidigenden und konternden Bochumer zu zehnt weiterspielen und waren fortan chancenlos. Dem 1:0 durch Robert Lewandowski (39.) noch bei paritätischer Teamstärke ließen die Bayern in Überzahl das 2:0 durch Thiago (61.) und das 3:0 durch Lewandowski (90.) folgen. "Bei elf gegen elf war's ein Spiel, aber mit zehn geht es gegen die Bayern natürlich nicht", sagte Verbeek, womit er die Niederlage an der Elfmeter-Entscheidung festzumachen versuchte.

coach Gertjan Verbeek of VFL Bochum during the Bundesliga match between VfL Bochum and Bayern Munich

Der Kläger: Gertjan Verbeek, Bochums Trainer.

(Foto: VI Images/Imago)

Eine viel beachtete Beurteilung der umstrittenen Szene lautete hinterher: "Ich kann nichts anderes machen, so sind nun mal die Regeln, das war ein Elfmeter." Was klingt wie eine Einschätzung durch Schiedsrichter Bastian Dankert war allerdings die Beurteilung von Robben selbst, der immer wieder mit den Schultern zuckte und bekannte, er könne die Enttäuschung der Bochumer natürlich verstehen, "aber ich mache die Regeln ja nicht". Robben nutzte zu seiner Entschuldigung eine sonst den Schiedsrichtern vorbehaltene Wortwahl.

Verbeek prangert an

Doch nicht einmal die regulatorische Berechtigung dieses Elfmeters wollte Verbeek anerkennen. "Der Körperkontakt war da, das habe ich auch gesehen", sagte er, "aber für mich war das trotzdem eine Schwalbe, und dafür Strafstoß und auch noch eine rote Karte zu geben, ist viel zu schwer." Verbeek sagte in einem seiner Interviews gar, es hätte Freistoß für Bochum geben müssen. Er ließ sich zudem dazu hinreißen, Robben als unfairen Fußballer darzustellen: "Bei ihm weiß man: Wenn er Kontakt spürt, geht er liegen."

Dieser Vorwurf brachte Matthias Sammer, den Sportvorstand des FC Bayern, in Rage. "Man kann gerne über die rote Karte diskutieren", sagte Sammer, "aber was wir ungeheuerlich finden, sind die Aussagen von Herrn Verbeek - das macht man nicht, dass man als gegnerischer Trainer Arjen Robben dermaßen diskreditiert und sogar ins Persönliche geht."

Robben: "Ich habe wirklich keine Lust mehr, darauf zu reagieren."

Robben hatte schon früh im Spiel den Zorn des Bochumer Publikums auf sich gezogen, weil er seinem Gegenspieler Timo Perthel während eines Zweikampfs derart mit der Hand ins Auge gekommen war, dass dieser ausgewechselt werden musste. Der für Perthel in der 29. Minute eingewechselte Simunek musste 14 Minuten später mit der roten Karte wieder vom Platz.

Von da an hatten die Bayern leichteres Spiel, weil die Bochumer zur weiteren Verdichtung des zentralen Mittelfelds die Flügel freigeben mussten - Douglas Costa und Robben hatten also mehr Platz. Vor allem Robben spürt, dass er nach seiner Verletzungspause wieder in Form gerät: "Ich merke, dass es vorangeht, aber ich habe noch ein paar Prozente aufzuholen."

Von den grellen Pfiffen der Bochumer Zuschauer, ihren aggressiven Sprechchören ("Alle auf die Zehn!") und Spottgesängen ("Ohne Holland fahr'n wir zur EM") ließ sich Robben nicht aus der Ruhe bringen. Bloß hinterher, als er sich vor den Kameras wiederholt rechtfertigen sollte, verlor er die Contenance. "Bitte, Leute, Leute, Leute, ich habe wirklich keine Lust mehr, darauf zu reagieren", sagte er auf Vorwürfe, er sei zu leicht gefallen. "Schaut euch die Bilder an - wenn das kein Elfmeter ist, dann müssen wir aufhören."

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