DFB-Pokal: Nürnberg siegt in Trier:Bangen bis zum Schluss

Der 1. FC Nürnberg ermöglicht dem Regionalligisten Eintracht Trier eine Vielzahl von Torchancen und siegt am Ende doch mit 2:0. "Club"-Trainer Dieter Hecking bleibt damit ein Déjà-vu erspart.

Johannes Aumüller, Trier

Kurz vor Schluss machte sich an der Seitenlinie die letzte Hoffnung des Regionalligisten Eintracht Trier bemerkbar. Rudi Thömmes spurtete am Schiedsrichter-Assistenten vorbei, in kurzen Hosen und mit Fußballschuhen, und alles sah so aus, als wolle er sich warm machen für seine Einwechselung. Jener "Pokalschreck" Rudi Thömmes, der 1997 maßgeblich an den Trierer Überraschungssiegen gegen die amtierenden Europapokal-Sieger FC Schalke 04 und Borussia Dortmund beteiligt war.

Aber in die Erstrundenpartie des laufenden DFB-Pokals gegen den 1. FC Nürnberg konnte er nicht mehr eingreifen, Thömmes ist mittlerweile Co-Trainer, und so gab es in der Schlussphase auf Trierer Seite niemanden mehr, der den Erfolg des Clubs zu verhindern wusste. Mit einem mühsamen 2:0 qualifizierte sich der 1. FC Nürnberg nach Toren von Albert Bunjaku (15.) und Mehmet Ekici (89.) für die zweite Runde. Doch mit der Leistung seiner Elf konnte Dieter Hecking "nicht zufrieden sein", wie der Club-Trainer nach dem ersten Pflichtspiel der Saison sagte. "Wir haben teilweise zu schlampig gespielt und Trier wieder aufgebaut."

Heckings Erinnerungen

Drei Zugänge hatte Hecking in die Startelf beordert: Innenverteidiger Per Nilsson, Mittelfeldspieler Timmy Simons und Angreifer Julian Schieber; der vom FC Bayern ausgeliehene Ekici hingegen musste zugunsten von Marek Mintal auf der Bank bleiben. Doch auch die Neuen leisteten ihren Beitrag, dass Nürnberg etwas fahrig in die Partie startete - mit einigen Fehlpässen und einem Abstimmungsproblem in der von Nilsson und Andreas Wolf gebildeten Innenverteidigung, das schon nach fünf Minuten zur ersten Chance für Trier führte. Der in Mitte völlig ungedeckte Nico Patschinski verpasste eine Hereingabe von Albert Meha knapp (5.).

Danach allerdings konnten sich die Nürnberger Fans erstmals von den Fähigkeiten des neuen Sechsers Timmy Simons überzeugen. Der Belgier sorgte mit Ilkay Gündogan im zentralen Mittelfeld dafür, dass der Bundesligist die Ordnung fand. Der Lohn für das strukturierte Spiel folgte bald: Nach einer Viertelstunde nutzten die Nürnberger ihre erste Chance zum 1:0, Bunjaku traf nach einer Flanke von Christian Eigler.

Es gibt ja Bundesligisten, die nach so einem frühen 1:0 gegen einen Amateurverein erst einmal einen Gang rausnehmen, doch Nürnberg erlag dieser Versuchung zunächst nicht. Aber Gündogan vertändelte vor dem gegnerischen Tor (22.) den Ball, Bunjaku verfehlte per Kopf nur knapp (34.) und Javier Pinola (35.) streifte mit einem Distanzschuss die Latte. Bis zum Nürnberger 2:0 schien es nur eine Frage der Zeit zu sein.

Viele Trierer Chancen

Hecking war mit schlechten Erfahrungen nach Trier gefahren, vor einem Jahr hatte er in der ersten DFB-Pokal-Runde mit Hannover 1:3 verloren. Und was nach Pinolas Schuss kam, musste ihn schon schwer ans Vorjahr erinnern. Auch damals war die von ihm trainierte Mannschaft 1:0 in Führung gegangen, und wie damals ließ die von ihm trainierte Mannschaft von der einen auf die andere Sekunde merklich nach. Der Spielfluss war dahin, das Duo Nilsson/Wolf leistete sich manche Unsicherheit - und der Gegner fand besser in die Partie.

Selten dürfte ein Regionalligist gegen einen drei Klassen höher spielenden Profiklub zu so vielen Chancen gekommen sein: Erst köpfelte Patschinski unbedrängt (37.), dann tauchte Albert Meha völlig frei vor FCN-Torwart Raphael Schäfer auf (40.) und schließlich sprang bei einer Standardsituation Josef Cinar am höchsten (42.). Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Trierer gefährlich: Bei einem Freistoß von Meha (48.) und einem 20-Meter-Schuss von Thomas Kraus geriet Schäfer mächtig in die Bedrängnis. Und weil Bunjaku auf der Gegenseite seine Chance nach einem Konter vergab, mussten die Nürnberger bis zur 89. Minute etliche bange Momente überstehen - bis der eingewechselte Ekici nach einem Abwehrfehler das 2:0 erzielte. "Es ist gut, dass wir nach dieser Leistung nicht klarer gewonnen haben", meinte Hecking.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: