DFB-Pokal:Dembélé ist zu schnell für Lotte

SF Lotte - Borussia Dortmund

Lottes Gerrit Nauber tritt vor Enttäuschung gegen den Pfosten.

(Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund gewinnt gegen die Sportfreunde Lotte mit 3:0 und trifft im Halbfinale des DFB-Pokals auf Bayern München.
  • Christian Pulisic, André Schürrle und Marcel Schmelzer treffen für Dortmund.
  • Der Drittligist spielt in der ersten Halbzeit besser als der Favorit. Am Ende geht Lotte aber die Kraft aus.

Von Ulrich Hartmann, Osnabrück

Der FC Bayern München muss Ende April nicht nach Lotte. Seine Fans werden folglich keine Gelegenheit erhalten, in dem nordwestfälischen Städtchen die Sloopsteine zu besichtigen, das Kloster Osterberg oder diverse alte Mühlen. Sie können diese kulturelle Entbehrung aber womöglich ganz gut aushalten, denn sie werden mit einem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund im heimischen Fröttmaning entschädigt.

Die Dortmunder haben am Dienstagabend, wenn auch mit gewisser Mühe, das in Osnabrück nachgeholte Viertelfinalspiel gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte gewonnen. 3:0 (0:0) durch Tore von Christian Pulisic, André Schürrle und Marcel Schmelzer hieß es am Ende. Es war ein Spiel, das den leidenschaftlichen Lottern aber durchaus wieder zur Ehre gereichte. Die Dortmunder erfüllten bloß ihre Pflicht. "Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir keinen Schönheitspreis erringen wollen. Wir haben das gespielt, was der Platz uns erlaubt hat und nach schwieriger Anfangsphase verdient gewonnen", sagte Dortmunds Mittelfeldspieler Gonzalo Castro.

Der passable Zustand des Fußballrasens im Stadion "Bremer Brücke" war vor dem Anpfiff im entspannten Gesicht des Schiedsrichters Felix Brych abzulesen gewesen. Der Münchner war erneut angesetzt worden, nachdem er den ersten Versuch zwei Wochen zuvor in Lotte wegen eines allzu morastigen Untergrunds kurzfristig abgesagt hatte. Brych wurde von den Lotter Fans für den ungeliebten, 15 Kilometer weiten Umzug allerdings nicht ausgepfiffen. Daheim in Lotte hätte man diesmal sicher auch spielen können, aber das konnte vorher ja niemand ahnen.

Den Lotter Spielern war das offenbar gleich, sie begannen das gefühlte Auswärtsspiel mit riesigem Elan und frühen Attacken auf die Dortmunder Ballführer: Lotter Extrem-Pressing eben. Damit haben es die Westfalen gar in den Aufstiegskampf der dritten Liga geschafft. Dortmunds Viererabwehrkette hatte schwer zu tun. Raphael Guerreiro sah nach acht Minuten Gelb, Gonzalo Castro nach 39 Minuten.

"Auch Dortmund kocht nur mit Wasser", hatte Lottes Trainer Ismail Atalan vor dem Spiel behauptet, dabei gibt es doch beim Wasser enorme Unterschiede. Einen Liter Leitungswasser zapft man für 0,2 Cent, wohingegen eine Literflasche No-Mizu-Mineralwasser aus dem japanischen Rokko-Gebirge 124 Euro kosten kann. Nicht ganz so drastisch fallen die Unterschiede beim Marktwert des Lotter und des Dortmunder Kaders aus: auf vier Millionen Euro wird der Wert des Drittligisten taxiert, auf 400 Millionen jener des Champions-League-Viertelfinalisten.

Allerdings vermisste man diesmal mit Pierre-Emerick Aubameyang den größten Posten in dieser Kalkulation. Der erfolgreichste Torschütze der Bundesliga fehlte wegen Adduktoren-Problemen genauso wie Julian Weigl, während Sokratis gelb-rot-gesperrt in Dortmund verblieben war. Schürrle spielte Mittelstürmer, aber auffällig wurde er in der ersten Hälfte nur ein Mal, als er nach 15 Minuten Ousmane Dembelé beflankte. Lottes Tim Wendel hatte vier Minuten zuvor eine Riesenchance zur Führung erhalten, tauchte allein vor BVB-Torwart Roman Bürki auf, scheiterte aber an diesem.

Erst Mitte der ersten Spielhälfte vermochten die Dortmunder dem Drittliga-Neuling ihr Champions-League-Potenzial zumindest mal anzudeuten. Dass es ihnen bis hierher an Ausstrahlung und Torchancen mangelte, dürfte auch daran gelegen haben, dass sie zunächst nur einen Bruchteil der Lotter Leidenschaft aufbrachten. Außerdem verkehrten sie ständig im Abseits. Als es torlos in die Pause ging, flippten die Lotter Fans regelrecht aus.

Der BVB legte im zweiten Durchgang zu, sicher auch, weil er keine Lust aufs dritte Elfmeterschießen in Serie im Pokal hatten. Schon Union und Hertha BSC Berlin hatte er daheim erst im Ausschuss-Verfahren besiegt. Diesmal kam er drumherum, weil der zuvor eher schwache Pulisic auf Vorlage von Dembelé in der 57. Minute das 1:0 erzielte. Nur auf diese Art und Weise schienen die Dortmunder an diesem Abend auf den Weg des Erfolgs zu finden: Dembelé ergatterte in der eigenen Hälfte den Ball und lief seinen Gegenspielern 60 Meter lang davon wie eine Gazelle einem alten Löwen. Mit dem nötigen Raum in der sonst recht dichten Lotter Abwehr setzte er Pulisic in Szene.

Neun Minuten später machte Schürrle nach einer Kopfball-Vorlage von Guerreiro mit dem 2:0 alles klar. Schmelzer traf acht Minuten vor Schluss per Freistoß. Damit war Lottes Pokalmärchen zu Ende - sie können sich aber damit trösten, sich ab sofort auf den Kampf um den Aufstieg in die zweite Liga konzentrieren zu können. "Ich glaube, dass wir erhobenen Hauptes nach Hause fahren können", sagte Offensivspieler Kevin Freiberger.

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