DFB-Pokal: FC Bayern - Werder Bremen:Schweinsteiger - Bremen 2:1

Werder Bremen hadert nach der Niederlage beim FC Bayern mit dem Schiedsrichter, trauert zahlreichen Gelegenheiten nach - und muss Bastian Schweinsteigers Klasse anerkennen.

Die letzte Heimniederlage des FC Bayern München im DFB- Pokal ist eine kleine Ewigkeit her, was man daran erkennt, dass der FC Homburg zu jener Zeit noch zum Stamm des deutschen Profifußballs zählte. 19 Jahre sind vergangen, seit es sich begab, dass der damalige Zweitligist aus dem saarländischen Universitätsstädtchen beim FC Bayern gewann. Am 17. August 1991 war das, mit 4:2 Toren nach Verlängerung.

Werder Bremen's  Arnautovic reacts after their German Soccer Cup (DFB-Pokal) match in Munich

Marko Arnautovic vergab während des Spiels zahlreiche Chancen - und saß nach dem Spiel allein auf dem Rasen.

(Foto: REUTERS)

Vor den DFB-Pokal-Heimspielen der Münchner erinnern sich Statistiker, Fernsehkommentatoren und Bayernfans aus diesem Anlass immer gerne an das sonst in Vergessenheit geratene Homburg. Der kleine Klub musste am Dienstagabend schon mit dem Ende dieses Ruhms rechnen, denn Werder Bremen befand sich auf dem Weg, den Homburgern nachzufolgen. Doch die Bremer vergaben ihre zahlreichen Chancen; und dann rettete Bastian Schweinsteiger, der auch schon das erste Tor erzielt hatte, den Münchnern den Sieg - mit einem traumhaften Schuss, aus 30Metern, aus dem Stand, traf er direkt unter die Querlatte zum 2:1-Sieg.

"Das war ein Supertor von Schweini", sagte Bremens Torschütze Claudio Pizarro, "so ist das eben: wenn du die Tore nicht machst, bekommst du die Tore." Pizarro hatte gar nicht gejubelt, als er Bremen nach zwei Minuten in Führung gebracht hatte: Marko Arnautovic setzte sich auf dem linken Flügel gegen Philipp Lahm durch und flankte, Bayerns Ersatz-Innenverteidiger Anatoli Timoschtschuk hielt einigen Abstand zu Pizarro, der den Ball mit dem Knie ins Tor beförderte. Weil der, als ehemaliger Spieler des FC Bayern und direkt vor dem Münchner Fanblock, auf einen Torjubel verzichtete, bekamen es viele Zuschauer im ersten Moment gar nicht mit, dass es schon 0:1 stand.

Die Bayern spielten danach deutlich überlegen, kamen zunächst aber nur zu ein paar kleineren Szenen: Silvestre rettete nach einem Pass von Holger Badstuber gegen Toni Kroos (4.), einen Schuss von Lahm lenkte Bremens Ersatztorwartersatz Sebastian Mielitz über die Querlatte (20.), ein Flachschuss des engagierten Hamit Altintop strich am linken Pfosten vorbei (22.).

Die Bremer präsentierten sich trotz der Führung eigentümlich passiv, dennoch hatten sie die große Chance zum zweiten Treffer. In der 25. Minute schlug Silvestre einen Eckball in den Strafraum, und die Bayern demonstrierten eine neue Art der Verteidigung: Sie hielten allesamt derart großen Abstand zu Sebastian Prödl, dass der Österreicher - als Innenverteidiger wohl völlig irritiert von derartigem Abwehrversagen - es schaffte, den ideal vorgelegten Ball ohne jegliche Störung am Tor vorbeizuköpfeln - dahin war die Chance zum 2:0. Auf der anderen Seite hingegen versemmelte Toni Kroos erst einen Schussversuch, aber dann eilte Schweinsteiger zu dem kullernden Ball und traf zum 1:1 (27.).

Van Gaal: "Fantastisch!"

In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielverlauf in den ersten Minuten wenig: Die Bremer verloren zu viele Zweikämpfe und leisteten sich zu viele Fehlpässe, um ins Spiel kommen zu können; die Münchner erarbeiteten sich weitere Möglichkeiten. Nach Pass von Thomas Müller rettete Silvestre gegen Altintop (47.); wenig später setzte sich Altintop dann gegen Silvestre durch, Mielitz lenkte seinen Flachschuss um den Pfosten (54.).

Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger erzielte beide Treffer des FC Bayern gegen Bremen.

(Foto: AP)

Doch nach einer knappen Stunde drehten die Bremer plötzlich auf, und in Homburg begann das Zittern um den Eintrag ins Geschichtsbuch: Arnautovic bediente Wesley auf halbrechts, dessen Schuss fälschte Timoschtschuk mit letztem Einsatz noch ans linke Außennetz ab (60.). Beim anschließenden Eckball verpasste Bayern-Torwart Hans-Jörg Butt den Ball, bei seinem Kopfballtor hatte sich Prödl aus Sicht von Schiedsrichter Michael Weiner jedoch bei Holger Badstuber aufgestützt. "Nie im Leben ein Foul und eine klare Fehlentscheidung" war das für Prödl, Werder-Trainer Thomas Schaaf klagte: "Die entsprechenden Leute sollen sich da mal Gedanken darüber machen."

Fast jeder Eckstoß sorgte für helle Aufregung im Strafraum der Münchner, kurz darauf klärte Altintop bei einem Kopfball von Pizarro auf der Torlinie. Dann scheiterte Marko Arnautovic gleich drei Mal: im Eins-gegen-eins an Butt (64.), mit einem Freistoß aus 24Metern an der Querlatte (65.), schließlich nach einem Fehler von Timoschtschuk mit einem Linksschuss, der knapp am rechten Pfosten vorbei strich (68.). "Wir haben uns heute selbst geschlagen", folgerte Schaaf, "wir hatten nach der Halbzeit fünf hundertprozentige Chancen und haben sie nicht genutzt, da kann man hier nicht gewinnen."

Als die 64000 Zuschauer in der nicht ausverkauften Fröttmaninger Arena allmählich zu murren begannen, beendete Schweinsteiger die Bremer Drangphase mit seinem umjubelten 30-Meter-Knaller. Dann kamen noch der wieder genesene Daniel van Buyten für Kroos und der maskierte Ivica Olic für Mario Gomez ; nach Zuspiel von Schweinsteiger schoss der Stürmer knapp am Tor vorbei (82.).

Bremens Jungtorwart Mielitz durfte sich noch einmal gegen Altintop präsentieren (87.), doch den Bremern gelang offensiv nichts mehr. Jene Bayern-Mannschaft, die zuletzt in drei Spielen gegen Hannover, Cluj und Hamburg sieben Punkte geholt hatte - mit Timoschtschuk in der Innenverteidigung, Andreas Ottl im defensiven Mittelfeld und Gomez im Sturm -, baute ihre Erfolgsserie damit aus.

"Ich finde das fantastisch, dass wir mit so vielen Verletzten auch dieses Spiel gewonnen haben", sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal. Überrascht war er keineswegs. "Ich habe mir das schon gedacht: Wenn die Bremer diese Chancen nicht reinmachen, werden wir gewinnen."

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