DFB-Pokal:Bochum hat eine Statistik zum Fürchten

VfL Bochum - SC Freiburg

Gertjan Verbeek: "Ich würde lieber zweimal im Jahr gegen die Bayern spielen - aber daran arbeiten wir"

(Foto: dpa)

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Der Schriftsteller Frank Goosen trägt bei seinen Lesungen auch aus Fußballartikeln vor. Er ist nicht nur Entertainer, sondern auch stellvertretender Aufsichtsrat-Vorsitzender beim VfL Bochum. Freude machen ihm alte Zeitungsausrisse. In den Siebzigerjahren hat der VfL den FC Bayern München noch ab und zu ärgern können. Mittlerweile ist es zwölf Jahre her, dass die Bayern in Bochum mal verloren haben. Aber auf unvorteilhafte Statistiken haben sie im Herzen des Ruhrgebiets noch nie etwas gegeben. An diesem Mittwoch nehmen es die Bochumer Zweitliga-Fußballer im Viertelfinale des DFB-Pokals mit dem FC Bayern auf und hoffen, die Münchner erstmals seit 48 Jahren im Pokal besiegen zu können. "Wir gehen da rein, um zu gewinnen", sagt der Kabarettist Goosen, "und das ist keine absurde Komik."

Mit dem Scherzen hat es der Bochumer Trainer Gertjan Verbeek ohnehin nicht so. Der 53-jährige Niederländer gilt als Grantler, der sich in dieser Saison sogar mal darüber aufgeregt hat, dass man seiner Mannschaft den Aufstieg zugetraut hat. Dass er auf den Plakaten der VfL-Mitgliederkampagne "Wir wollen Dich" eine beinahe lustige Grimasse zieht, liegt wohl an der jüngsten Erfolgsserie des Teams. Zurzeit steht Bochum mit den zweitwenigsten Gegentreffern (18) der zweiten Liga auf dem fünften Platz und entwickelt nach zuletzt drei Spielen mit sieben Punkten wieder zarte Tendenzen in Richtung Spitze.

Vor Weihnachten hat Verbeek dem langjährigen Torwart Andreas Luthe den Stammplatz weggenommen. Manuel Riemann, der seither das Tor bewacht, hat in fünf Pflichtspielen bloß ein Gegentor zugelassen, seit 6 Stunden und 58 Minuten sogar überhaupt keins mehr. Der Torwart hofft, dass diese Statistik auch Robert Lewandowski und Thomas Müller verunsichert. Im Gegensatz zu den Bayern haben die Bochumer jedenfalls im gegenwärtigen Pokalwettbewerb noch kein Gegentor bekommen.

Am Dienstag hatte der Trainer Verbeek seinen größten medialen Auftritt, seit er am 1. Januar 2015 in Bochum den Dienst angetreten hat. In den kleinen Medienraum im Stadion an der Castroper Straße waren auch allerhand niederländische Journalisten gekommen, die Verbeek strahlend fragten, ob dieses Spiel gegen die Bayern "der Höhepunkt" der Saison sei. Als er wortkarg verneint hatte, weil ihm der mögliche Aufstieg wichtiger sei, gaben sie sich damit zufrieden, dass dieses Spiel immerhin "ein Höhepunkt" sei. "Das ist eine der besten Mannschaften Europas", lobte Verbeek die Münchner, "und wenn man gegen diese Leute spielen darf, muss man sich schon freuen."

Verbeek will zurück in die Bundesliga

In Zukunft würde er gern "wieder zweimal im Jahr gegen sie spielen". Seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2010 spielen die Bochumer das sechste Jahr nacheinander in der zweiten Liga. So lange haben sie sich dort seit 45 Jahren nicht mehr am Stück aufhalten müssen. Jetzt reicht es ihnen langsam. Mit Abwehrspielern wie Stefano Celozzi, Patrick Fabian oder Felix Bastians, Mittelfeldmännern wie Tim Hoogland oder Marco Terrazzino und dem Mittelstürmer Simon Terodde, mit zehn Treffern zweitbester Torjäger der zweiten Liga, haben die Bochumer zumindest die Qualität, bis zum Saisonende um einen der vorderen Plätze mitzuspielen.

Bayern-Trainer Pep Guardiola lobt den Trainer Verbeek als "große Persönlichkeit". Guardiola sagt: "Der Charakter dieses Trainers spiegelt sich in der Mannschaft wider, sie spielt ein sehr gutes Angriffspressing, fast Mann gegen Mann."

Bei den Münchnern soll wieder Joshua Kimmich in der Innenverteidigung spielen, weil Serdar Tasci noch die nötige Spielpraxis fehlt. Tasci wird allerdings wie Arturo Vidal wohl zum Kader gehören, während dies bei Franck Ribéry und Mario Götze zunächst offen blieb. Dem Bochumer Strategen Verbeek sind derlei Details in einem ohnehin gut besetzten Bayern-Team einerlei. "Die Qualität der Bayern wird uns sowieso zur Verteidigung zwingen, aber in diesem Rahmen werden wir versuchen, Fußball zu spielen."

Mehr noch als das Wunder, das zu einem Sieg nötig wäre, gefielen den Bochumern die gut zwei Millionen Euro, die sie für den Einzug ins Halbfinale bekämen. "Dieses Geld könnten wir für eine bessere Perspektive gut gebrauchen", sagt Sportdirektor Christian Hochstätter. Die könnten die Bochumer sich auch in den nächsten Ligaspielen verschaffen. Ihre wirklich wichtigen Spiele gegen bayerische Teams stehen am kommenden Montag und am Sonntag drauf an: beim 1. FC Nürnberg und bei 1860 München.

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