Bayern gewinnt Pokalspiel in Regensburg:Handküsse am lauen Sommerabend

Die nächste Pokal-Überraschung bleibt dann doch aus: Der FC Bayern siegt bei Jahn Regensburg ohne jegliche Schwierigkeiten 4:0. Dabei zeigt vor allem der eingewechselte Zugang Xherdan Shaqiri, dass das Team auch kreativ spielen kann: Dem Schweizer gelingen zwei Vorlagen und ein schöner Treffer - ist er damit auf dem Weg in die Startelf?

Mario Mandzukic breitete die Hand aus, als wolle er einen Handkuss auf die Reise schicken, hinüber zu Franck Ribéry. Ein Handkuss, das wäre vielleicht ein bisschen viel der Freude gewesen. Es lief die 32. Minute der Pokalpartie des FC Bayern beim SSV Jahn Regensburg, Mandzukic hatte soeben das 1:0 für den Favoriten erzielt, es konnte noch viel passieren. Also verzichtete Mandzukic auf den Handkuss, er tätschelte Ribéry liebevoll den Kopf.

SSV Jahn Regensburg - FC Bayern Muenchen

Mario Mandzukic (l.) und Thomas Müller konnten sich freuen: Gegen Regensburg hatten die Bayern keine Probleme. 

(Foto: dapd)

Das sollte der Auftakt zu einem hinreißenden Pokal-Abend werden, aber so kam es dann doch nicht ganz. Der FC Bayern gewann standesgemäß 4:0 (1:0), allein das hatte ja einen in diesen Tagen unschätzbaren Wert: Die Pokal-Überraschung blieb aus. "Nach dem 1:0 haben wir die Partie sehr souverän zu Ende gespielt", fand Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

Nach all den Sensationen in den vorherigen Spielen der ersten Runde des DFB-Pokals ging Heynckes auf Nummer sicher und verzichtete auf personelle Experimente - was angesichts der aktuellen Verletzungssorgen ohnehin schwierig gewesen wäre. Heynckes ließ mit Ausnahme des angeschlagenen Innenverteidigers Dante dieselbe Elf spielen wie eine knappe Woche zuvor im Supercup gegen Borussia Dortmund.

Gegen Dortmund hatte sein Team gewonnen, es war ein wichtiges Spiel für das Münchner Selbstvertrauen gewesen, nach zwei Jahren ohne Titel. Und dieses Selbstvertrauen sollte gegen Regensburg auf keinen Fall schon wieder Schaden nehmen. Gegen den Zweitligisten spielte daher Holger Badstuber als linker Innenverteidiger für Dante. Bastian Schweinsteiger saß dagegen zunächst auf der Bank.

Gegen Dortmund hatte der FC Bayern in den ersten Minuten furios angegriffen, das hätten sie auch gerne gegen Regensburg gemacht - wegen der berühmten Bedeutung des frühen Tores. Es wurde dann aber doch ein klassisches Pokalspiel: Die unterklassigen Gastgeber verteidigten bisweilen mit fünf Spielern an der Strafraumgrenze, davor postierten sich drei weitere defensiv ausgerichtete Spieler. Offensivkonzept? Regensburg wartete auf Konter, das Team tat es so geduldig, dass es die eine oder andere Möglichkeit gleich ausließ.

Es wurde daher früh ein grundsätzlicher Test für den FC Bayern. In der vorigen Saison krankte das Spiel des Teams ja vor allem daran, dass es so leicht auszurechnen war. Gegen Regensburg hätten die Münchner also prima beweisen können, dass sie dem ewigen Ballbesitz auch eine kreative Note zufügen können. Doch diesen Beweis blieben sie lange schuldig.

Der linke Offensivspieler Ribéry und sein Partner auf der rechten Seite, Arjen Robben, wechselten zwar hin und wieder die Seiten, das hatte gegen Dortmund noch gereicht, um für Verwirrung zu sorgen. Die Regensburger dagegen ließen die beiden Flügelspieler einfach die Seiten wechseln, sie versuchten ja ohnehin immer, sie mit zwei Spielern zuzustellen.

Zarte Annäherungsversuche

Die beste Chance der Partie blieb lange ein Kopfball von Innenverteidiger Jérôme Boateng, der das Tor weit verfehlte (4. Minute). Der FC Bayern dominierte die Partie zwar mit seinem Ballgeschiebe, aber das Kreative fehlte weiterhin. In der 27. Minute landete ein Freistoß von Robben auf dem Tornetz, es war eine erste Annäherung.

Dann kam jene 32. Minute und ein halber schöpferischer Moment von Ribéry, der reichte, um Panik erst gar nicht aufkommen zu lassen. Der Franzose nahm den Ball im Strafraum an, er wollte den jungen Philipp Ziereis ausdribbeln, er blieb hängen. Doch der Ball prallte vom Schienbein des Verteidigers zurück in den Lauf von Ribery, er brachte den Ball unter Kontrolle, passte in die Mitte zu Mandzukic. Der Stürmer stand völlig frei, er schob ein und machte die Andeutung eines Handkusses. "Es macht einfach Spaß, hier zu sein und Fußball zu spielen", sagte der Zugang vom VfL Wolfsburg.

Die Regensburger hatten in der ersten Hälfte zweimal auf das Tor geschossen, Abdenour Amachaibou (28.) und Marco Djuricin (41.) zielten jedoch direkt auf Manuel Neuer. Im zweiten Durchgang mussten sie offensiver auftreten, sie wagten sich also nach vorne, aber gefährlich wurde es nicht. Die beste Chance hatte Jim-Patrick Müller, sein Schuss ging am Tor vorbei (54.).

Für die Entscheidung reichten dem FC Bayern dann ein paar kurze Schritte. Der in der Halbzeit für Ribéry eingewechselte Xherdan Shaqiri legte sich den Ball zum Freistoß zurecht, er lief an, der Ball flog in einem ansehnlichen Bogen ins Tor (60.). Überhaupt versorgte der Schweizer das Spiel des FC Bayern mit vielen kreativen Momenten. "Er hat gezeigt, dass er ein toller Fußballer ist und uns weiterhelfen wird", lobte Heynckes.

Es wurde nun ein launig-lauer Sommerabend für den FC Bayern, sie konnten sich den Ball ohne schlechtes Gewissen zuschieben. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde Schweinsteiger eingewechselt, er sammelte ein paar Minuten lang die berühmte Spielpraxis. In der 80. Minute traf Mandzukic zum 3:0. Anschließend wurde der Stürmer ausgewechselt, für ihn kam Claudio Pizarro. Der Peruaner erzielte in der 88. Minute den Endstand. Er küsste anschließend den Ball, zumindest ganz kurz.

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