DFB-Pokal, Achtelfinale:Von wegen frohes Fest

Nach dem blamablen Aus gegen Cottbus lässt Manager Hoeneß die Zukunft von VfL-Trainer McClaren offen. Auch in Köln könnte es nach der Pleite gegen Duisburg ein ungemütliches Weihnachtsfest geben. In Aachen bebt nach dem Sieg gegen Frankfurt der Tivoli.

Es hätte die Wiedergutmachung für die verkorkste Hinrunde werden sollen - doch am Ende kam alles noch schlimmer: Der VfL Wolfsburg hat sich nach einigen katastrophalen Bundesliga-Monaten auch im DFB-Pokal blamiert und den Druck auf Trainer Steve McClaren stark erhöht. Der englische Coach des Meisters von 2009 dürfte nach der deutlichen 1:3 (0:3)-Niederlage am Mittwoch im Achtelfinale gegen den Zweitligisten Energie Cottbus kaum noch zu halten sein.

DFB-Pokal VfL Wolfsburg - Energie Cottbus

Wolfsburgs Trainer Steve McClaren wendet sich mit Grausen ab.

(Foto: dpa)

Manager Dieter Hoeneß ließ die Zukunft von McClaren nach der Pleite zunächst offen: "Ich muss das erst mal sacken lassen. Man kann nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Ich werde unruhig schlafen", sagte Hoeneß nach dem enttäuschenden Auftritt der Niedersachsen: "Ich habe für Donnerstag einen Flug gebucht, den ich nicht antreten werde. Das Ergebnis hat unsere Weihnachtstage durcheinander gewirbelt. Ich kann jetzt nichts übers Knie brechen." Trotzdem könnte eine Entscheidung bereits am Donnerstag fallen.

McClaren selbst klang nach der Partie, als habe er bereits resigniert: "Ich bin enttäuscht, frustriert. Wir haben Probleme in der Kabine, auf dem Feld. Wir sind ganz unten angekommen. Der Klub braucht jetzt Veränderungen. Wie die genau aussehen, weiß ich nicht. Das kann ich nicht beurteilen. Keiner weiß, was in den nächsten Tagen passiert. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, vor Januar ein Zeichen zu setzen."

"Wir haben Probleme in der Kabine"

Das vom Mutterkonzern VW vorgegebene Saisonziel Europapokal ist nach dem überraschenden Aus für den Tabellen-13. ohnehin so gut wie unerreichbar geworden. Durch die Tore von Nils Petersen (2. Minute/43.) und Jiayi Shao (40.) stehen die Lausitzer zum zweiten Mal im Viertelfinale, vor 10.801 Zuschauern sorgte VfL-Topstürmer Edin Dzeko (56.) nur für den Ehrentreffer. Trotz der starken Leistung seines Teams überwog bei Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz wegen Ausschreitungen der eigenen Fans die Wut: "Bei mir herrscht Frust vor, weil unsere Fans uns alles versauen. Einigen wenige machen alles kaputt."

Der 45-Jährige drohte sogar mit seinem Abschied. "Irgendwann muss man sagen, dann ist es vorbei. Ich werde am 3. Januar eine Entscheidung treffen. Ich beobachte das Umfeld genau, und das Gesamtbild ist entscheidend," sagte er dem TV-Sender Sky. In der Halbzeit hatte er versucht, die Gästezuschauer, die Rauchbomben zündeten, zu beruhigen. "Das ist jetzt emotional gesagt, ich würde das nicht zu hoch hängen", sagte Energie-Präsident Ulrich Lepsch. Wolfsburgs Nationalverteidiger Marcel Schäfer sprach nach der Pleite von einer "Riesen-Enttäuschung": "Unsere Situation ist sehr, sehr schwierig. Wir haben keine Konstanz in unserem Spiel."

Rauchbomben aus dem Cottbus-Block

Der Nebel der Rauchbomben aus dem Energie-Fanblock hatte sich nach dem Anpfiff noch nicht verzogen, da schockte Petersen das Heimteam bereits nach 61 Sekunden. Unbedrängt ließ der 22-Jährige Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio mit einem Kopfball aus sechs Metern keine Chance. McClaren stürmte zum sofortigen Videostudium in die Kabine und notierte nach seiner Rückkehr auf die Bank die Mängel seiner unaufmerksamen Defensive. Anders als noch nach dem 0:2-Rückstand gegen 1899 Hoffenheim (2:2) am Wochenende feuerten die VfL-Fans ihr Team jedoch weiter an.

Von der offensiven Ausrichtung mit den drei Stürmern Dzeko, Mario Mandzukic und Grafite war bei den verunsicherten Niedersachsen zunächst wenig zu sehen. Zwar verpasste Mandzukic (6./29.) zweimal den Ausgleich nur knapp, doch auch die Gäste blieben gefährlich. Der Finalist von 1997 hatte Pech, dass Schiedsrichter Peter Gagelmann nach dem Stoß von Sascha Riether gegen Petersen (9.) nicht auf Elfmeter entschied. Ein "big game" hatte McClaren angekündigt, groß waren jedoch nur die Probleme der "Wölfe"-Defensive. Erstmals in dieser Saison bildeten Simon Kjaer und der für Andrea Barzagli nominierte Alexander Madlung die Innenverteidigung - das Experiment misslang gründlich.

Kurz vor der Pause schien das Spiel bereits gelaufen: Die Kombination über Emil Jula und Petersen nutzte Shao zum 2:0. Drei Minuten später vernaschte der 21-jährige Jules Reimerink Zwölf-Millionen-Mann Kjaer, Petersen brauchte nur einzuschieben. Vor dem Seitenwechsel hallten die ersten "Wir haben die Schnauze voll"-Rufe durch die Arena.

Wolfsburg startete schwungvoller in die zweite Halbzeit und drängte die Lausitzer weit zurück. Nach einem Diego-Freistoß spitzelte Dzeko eine Kopfball-Vorlage von Madlung an Cottbus- Schlussmann Thorsten Kirschbaum vorbei. Auch Nationalverteidiger Arne Friedrich konnte bei seinem Comeback nach viermonatiger Verletzungspause das bittere Aus jedoch nicht verhindern.

Duisburg wirft Köln raus

Der Außenseiter MSV Duisburg hat dem 1. FC Köln die Weihnachtsstimmung gewaltig verdorben. Die "Zebras" setzten sich am Mittwochabend verdient mit 2:1 (1:0) im Achtelfinale durch und verhinderten als Gäste in Müngersdorf die vierte Viertelfinal-Teilnahme der Rheinländer in diesem Jahrzehnt. Stefan Maierhofer (3. Minute) und Julian Koch (76.) bescherten dem Tabellenfünften der zweiten Liga und Pokalfinalisten von 1998 mit ihren Toren vor 44.500 Zuschauern den Einzug in die Runde der letzten Acht. Für Köln konnte Simon Terrode in der 84. Minute nur noch verkürzen.

DFB-Pokal 1. FC Köln - MSV Duisburg

Freude und Leid: Die Duisburger durften jubeln, weil sie Köln aus dem DFB-Pokal kegelten.

(Foto: dpa)

"Nach dieser Niederlage gibt es nichts zu feiern. In der ersten Halbzeit haben wir den Pokalfight nicht angenommen", sagte Kölns Martin Lanig. Die Duisburger präsentierten sich stolz und selbstbewusst. "Wir hätten schon in der ersten Hälfte zwei oder drei Tore schießen müssen", sagte Filip Trojan. Das sechste Cup-Duell der alten West-Rivalen seit 1970 begann wegen des großen Zuschauerandrangs mit zehn Minuten Verspätung und entwickelte sich zu einem packenden, aber spielerisch schwachen Fight.

Der viermalige DFB-Pokalsieger Köln musste schon nach drei Minuten den Schock des 0:1 hinnehmen, als der 2,02 Meter große Maierhofer nach einer Ecke von Ivica Grlic aus kurzer Distanz per Kopf sein drittes Tor im laufenden Wettbewerb erzielte. Der Erstliga-16. aus Köln, bei dem Nationalstürmer Lukas Podolski nach seinem Außenbandriss wieder in der Startelf stand, war mächtig angestachelt. Allein Lanig hatte in den ersten 45 Minuten dreimal (5./11./44.) die Chance zum Ausgleich.

Mondragons letztes Spiel

Schmerzlich vermisst wurde der verletzte Angreifer Milivoje Novakovic, den der ehemalige Duisburger Terodde im Angriffszentrum trotz Torerfolgs nur unzureichend ersetzen konnte. Auf Kölner Seite musste der in die USA wechselnde Keeper Faryd Mondragon bei seinem 115. und letzten Einsatz für die Geißbock-Elf kaum einmal eingreifen. Bei einem Tempogegenstoß von Trojan klärte Kölns Kapitän Youssef Mohamad in letzter Sekunde, einen Maierhofer- Schuss entschärfte Mondragon sicher (35.). Gästeschlussmann Yelldell musste bei einem Podolski-Freistoß (37.) beide Fäuste einsetzen, um das 1:1 zu verhindern.

Kölns Trainer Frank Schaefer musste nach der Halbzeit die verletzten Verteidiger Mohamad und Fabrice Ehret durch Kevin McKenna und Stephan Salger ersetzen. Grlic (53.) hätte die wackelige FC- Defensive beinahe überlistet, doch Mondragon lenkte seinen Flachschuss mit dem Fuß noch zur Ecke ab. Maierhofer hatte drei Minuten danach das 2:0 des Zweitliga-Tabellenfünften auf dem Fuß.

Olcay Sahan traf in der 63. Minute noch den Pfosten. Bei Köln vermisste man das Aufbäumen. Koch bestrafte dies mit dem entscheidenden Tor. Podolski (79.) knallte noch einen indirekten Freistoß im MSV-Strafraum über das Tor und vergab noch zwei weitere Chancen. Teroddes Tor kurz darauf nutzte Köln nichts mehr.

Aachen überrascht Frankfurt

Alemannia Aachen v Eintracht Frankfurt - DFB Cup

Ekstase auf dem Tivoli: Die Spieler von Alemannia Aachen freuen sich über den Sieg gegen Frankfurt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Alemannia Aachen bleibt dank Benjamin Auer der Spezialist für Favoritenstürze im DFB-Pokal und darf sich nach dem dramatischen Einzug ins Viertelfinale auf ein zusätzliches Weihnachtsgeld freuen. Der Tabellenzehnte der 2. Liga bezwang den Erstligisten Eintracht Frankfurt mit 5:3 (1:1, 0:0, 0:0) im Elfmeterschießen und steht damit erstmals seit 2007/08 wieder in der Runde der letzten acht Mannschaften.

Auer verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Unglücksrabe der Eintracht war Alexander Meier, der seinen Schuss in den Aachener Nachthimmel setzte. Vor 32.160 Zuschauern im ausverkauften Aachener Tivoli erzielte nach torloser regulärer Spielzeit Marco Höger (93.) die Führung für die Gastgeber, die sich in der Runde zuvor gegen den FSV Mainz 05 durchsetzen konnten. Der eingewechselte Martin Fenin (99.) hatte für den Favoriten ausgeleichen können.

Sein Teamkollege Pirmin Schwegler sah wegen einer Notbremse die Rote Karte (15.). Mit dem fälligen Foulelfmeter scheiterte Höger an Eintracht-Torhüter Ralf Fährmann. Im Elfmeterschießen konnte er keinen der fünf Aachener Versuche parieren. Die Frankfurter, die mit vier Cup-Siegen zu den erfolgreichsten deutschen Pokalteams zählen, traten beflügelt von dem Erfolg gegen Borussia Dortmund zunächst selbstbewusst auf und übernahmen von Beginn an die Initiative. Trainer Michael Skibbe hatte seine Startformation auch wegen großer Personalsorgen nicht verändert.

Torjäger Theofanis Gekas hatte bereits nach acht Minuten die Chance zum Führungstreffer, verzog aber knapp. Die Gastgeber, die ebenfalls auf insgesamt zehn verletzte Profis verzichten mussten, hatten ihre erste Möglichkeit nach 14 Minuten durch Babacar Gueye, der von Schwegler im Strafraum gefoult wurde. Doch Höger schoß den Strafstoß zu schwach. Danach wurden die Gastgeber aber stärker und hatten durch Auer eine weitere gute Gelegenheit, doch Fährmann war erneut auf Posten. Auch in Unterzahl blieben die Hessen bei Kontern gefährlich.

Gekas traf in der 32. Minute nur den Pfosten, kurz vor der Pause scheiterte der beste Bundesligatorschütze aussichtsreich an Aachens Schlussmann David Hohs. Die Aachener nutzten die Überzahl und suchten immer wieder ihre Chancen. Torjäger Auer fand im ausgezeichneten Eintracht Keeper seinen Meister (52.).

Auch Gueye sorgte ständig für Gefahr in der Frankfurter Abwehrreihe. Die Gäste kamen nur noch sporadisch zu Offensivaktionen. Die Entscheidung fiel dann erst im Elfmeterschießen/in der Verlängerung. Ausgerechnet Strafstoß-Pechvogel Höger brachte die Hausherren in Front, doch Fenin gelang der Ausgleich. Im Elfmeterschießen hatten die Aachener die besseren Nerven.

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