DFB-Frauen verpassen Auftakt-Sieg bei EM:Verzockt in Växjö

Germany v Netherlands - UEFA Women's Euro 2013: Group B

Umkämpft und ohne Tore: Deutschlands Fußballfrauen schafften zum EM-Auftakt keinen Sieg. 

(Foto: Getty Images)

So wird es schwer mit der Titelverteidigung: Die deutsche Frauenfußball-Nationalelf muss sich zum Start der EM nach einer mäßigen Leistung gegen die Niederlande mit einem 0:0 begnügen. Nach einigen vergebenen Chancen in der ersten Halbzeit enttäuschen die Spielerinnen von Trainerin Silvia Neid vor allem nach der Pause.

Von Kathrin Steinbichler, Växjö

In den vergangenen Tagen war aus dem Teamquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen vor allem ein Satz zu hören: "Wir sind froh, wenn es endlich losgeht", hatte Teammanagerin Doris Fitschen die Gemütslage zusammengefasst, "wir haben lange genug darauf gewartet". Zwei Jahre sind seit der WM vergangen, zwei Jahre wussten die deutschen Fußballerinnen nicht, wo sie im internationalen Vergleich wirklich stehen.

Am Donnerstagabend war es endlich so weit, Deutschland durfte gegen die Niederlande wieder ein Turnierspiel bestreiten. Die einzige Gewissheit danach war schlicht: Es wird noch ein hartes Stück Arbeit werden für die verjüngte Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid, um den Ruf als ewiger Titelkandidat auch in Schweden aufrecht zu erhalten.

Das zähe 0:0 (0:0) gegen die Niederlande vor knapp 9000 Zuschauern in der kleinen Myresjöhus Arena von Växjö am zweiten Spieltag hatte bei Neid immer wieder ein Kopfschütteln hervorgerufen. Im Spielaufbau kamen Pässe oft nicht bei der Mitspielerin an, in der Defensivarbeit hatte die deutsche Mannschaft Mühe, die auf ein schnelles Direktspiel ausgerichteten Niederländerinnen nicht zu weit davonlaufen zu lassen.

"Natürlich sind die Deutschen hier einer der Favoriten"

Zwischendurch drohte sogar der Rückstand: Torhüterin Nadine Angerer musste sich sehr strecken, um einen Distanzschuss von Stürmerin Lieke Martens gerade noch über die Latte zu lenken (17.). Vier Minuten später parierte die deutsche Spielführerin erneut stark, als sie bei einem Kopfball von Kirsten van de Ven noch rechtzeitig abtauchte (21.). Im Gegenzug schob Bayern Münchens Lena Lotzen den Ball kurz vor dem Halbzeitpfiff nur knapp am niederländischen Tor vorbei (44.).

20 Jahre ist es her, dass Deutschlands Fußballerinnen bei einer Europameisterschaft verloren haben. 1993 war das, als Deutschland im Halbfinale gegen Italien im Elfmeterschießen das Nachsehen hatte. Seitdem hat die deutsche Elf keines der folgenden 26 EM-Endrundenspiele mehr verloren, fünf Titel waren die Folge, es ist eine beeindruckende Serie, noch immer.

Schwerfälliges Mittelfeld

"Natürlich sind die Deutschen hier einer der Favoriten", hatte Daphne Koster vorab gesagt. Die Innenverteidigerin von Ajax Amsterdam hatte aber auch klar gemacht, dass die Vergangenheit nicht mehr zählt. "Wir wollen hier auch ins Finale."

Bei der jüngsten Europameisterschaft 2009 schafften es die Niederlande immerhin ins Halbfinale, jetzt wollen sie noch mehr. "Wir glauben mehr als 2009 daran, dass wir hier etwas Großes leisten können", hatte Koster angekündigt. Ihre Mannschaft ließ am Donnerstag prompt Taten folgen.

Für einen Sieg muss mehr kommen

Nach der Halbzeit brachte Bundestrainerin Neid die lange verletzte Simone Laudehr anstatt von Nadine Keßler ins Spiel, um neuen Schwung ins schwerfällige Mittelfeld zu bekommen. Vor der Partie noch hatte die 26-jährige Keßler bekannt gegeben, ihren Vertrag beim Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg vorzeitig um weitere drei Jahre verlängert zu haben. Die Gewissheit hätte sie beflügeln können, doch sie wirkte schwer, wie die gesamte Mannschaft.

Die Deutschen müssen sich nun steigern, um in der schwierigen Vorrundengruppe B einen aussichtsreichen Platz für das Viertelfinale zu erreichen. Ein Trost blieb: In der ersten Abendpartie der Vorrundengruppe waren auch die stark eingeschätzten Norwegerinnen in Kalmar gegen Island nicht über ein 1:1 hinausgekommen.

"Man darf diesen Gegner nicht ins Spiel kommen lassen, weil er technisch sehr versiert ist", hatte Neid vorab gewarnt. "Wir müssen auf allen Positionen gut zusammenarbeiten und nach vorne das Tempo hoch halten." Das aber gelang eher den Niederländerinnen, die in der Schlussminute bei einem letzten Angriff noch den Sieg vergaben - Saskia Bartusiak bekam gerade noch ein Bein vor den Ball (90.+2).

Nach dem Schlusspfiff klatschte Silvia Neid alle ihre Spielerinnen ab, es war wohl aufmunternd gemeint. Immerhin hat die deutsche Serie gehalten. 27 Spiele sind es nun, die eine deutsche Mannschaft bei einer EM nicht verloren hat. Für einen Sieg aber muss mehr kommen.

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