DFB-Elf vor Test gegen Israel:Schweinsteiger leidet an einer "ernsten" Blessur

Bayerns Mittelfeldspieler laboriert weiterhin an einer Wadenverletzung aus dem Champions-League-Finale und verpasst wohl das letzte Testspiel gegen Israel. Die Führung des DFB-Teams will sich nun auf den ersten EM-Gegner Portugal konzentrieren und nicht länger vom Finale sprechen, auch wenn Philipp Lahm "heiß" auf die EM ist.

Ohne Bastian Schweinsteiger muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft an diesem Donnerstag die EM-Generalprobe gegen Israel bestreiten. Der Mittelfeldspieler vom FC Bayern München konnte am Mittwoch vor der Abreise des DFB-Trosses aus Tourrettes zum Spielort nach Leipzig nicht am Abschlusstraining teilnehmen. Die im Champions-League-Finale erlittene Wadenverletzung erweist sich offenbar doch als schwerwiegender als erhofft.

Kapitän Philipp Lahm sprach von einer "ernsten" Blessur. Er äußerte aber ebenso wie Teammanager Oliver Bierhoff die Hoffnung, dass Schweinsteiger bis zum ersten EM-Spiel am 9. Juni im ukrainischen Lemberg gegen Portugal "fit wird". "Wenn wir den Eindruck hätten, dass sich die Verletzung durch das Turnier ziehen könnte, hätten die Trainer bei der Nominierung anders entschieden", sagte Bierhoff.

Bundestrainer Joachim Löw wird nach den Trainingseindrücken gegen Israel die Alternative mit Toni Kroos als Schweinsteiger-Ersatz an der Seite von Sami Khedria probieren. Der Bundestrainer möchte die Partie nutzen, um letzte Erkenntnisse zu gewinnen. "Das Spiel sehe ich nochmal als Test, um das ein oder andere zu probieren", äußerte der 52-Jährige.

Bierhoff glaubt aber, dass die Elf nach dem 3:5 in der Schweiz nicht noch einmal ein schwaches Spiel bieten will. "Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft vor eigenem Publikum nochmal einen starken Auftritt zeigt", sagte er. Ab dem kommenden Montag wird sich Löw mit seinem 23-köpfigen Aufgebot in Danzig intensiv auf den EM-Auftakt vorbereiten. "Richtig wichtig wird es in der nächsten Woche in Polen", sagte Löw dazu. Die deutsche Mannschaft, in der Marco Reus an seinem 23. Geburtstag wohl zum zweiten Mal in der Startformation stehen wird, muss aber schon gegen Israel auf der Hut sein. Schließlich kennt der israelische Trainer Eli Guttman die DFB-Auswahl in- und auswendig.

Der 54-Jährige, der im Dezember vergangenen Jahres den Franzosen Luis Fernandez als Nationaltrainer beerbt hat, hospitierte im Monat zuvor beim DFB. Unter anderem besuchte der langjährige Coach von Hapoel Tel Aviv auch das Training der deutschen Nationalmannschaft, die sich damals in Hamburg auf das Prestigeduell zum Jahresabschluss gegen den Erzrivalen Niederlande (3:0) vorbereitete. "Wir haben ein gutes Verhältnis. Er hat alles gesehen und kennt die Mannschaft sehr gut", sagte Löw.

Unterdessen wollen der Bundestrainer und Teammanager Bierhoff, dass öffentlich nicht mehr vom erklärten Ziel Finale gesprochen wird. "Wir sind immer gut gefahren, von Spiel zu Spiel zu denken. Wir können nicht ans Viertelfinale denken, nicht ans Halbfinale, nicht ans Finale", betonte auch Lahm. Der Kapitän versicherte, dass man sich um die mentale Verfassung der acht Münchner Profis nicht sorgen müsse. "Wir haben weitere, große Ziele. Ich denke, dass ich für alle Bayern-Spieler spreche, wenn ich sage, dass wir heiß darauf sind, mit der Nationalmannschaft erfolgreich Fußball zu spielen", erklärte Lahm.

Lahm, Klose, Podolski besuchen Auschwitz

Zur eigenen Position wollte der auf beiden Seiten einsetzbare Außenverteidiger keine Stellung beziehen. "Ich weiß, dass ich auf beiden Seiten Top-Niveau habe. Gegen Israel werde ich links spielen, und wir werden dann sehen, was das für die EM bedeutet", sagte Lahm.

Der Kapitän wird wie die in Polen geborenen Miroslav Klose und Lukas Podolski aus Anlass der EM in Polen die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau besuchen. Wie der DFB mitteilte, reist eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bereits am Freitag nach dem Länderspiel gegen Israel dorthin, um der Opfer des Holocausts zu gedenken.

"Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir als Vertreter Deutschlands haben. Wir haben das intern immer wieder diskutiert, und es ist keine Aktion der Nationalmannschaft sondern eine Aktion des DFB", sagte Oliver Bierhoff: "Wir wollen keine PR-Aktion daraus machen."

Neben den Spielern werden auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Ligapräsident Reinhard Rauball, Liga-Vizepräsident Peter Peters, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock sowie Löw und Bierhoff nach Polen reisen. Begleitet wird der DFB-Tross von Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Rüdiger Freiherr von Fritsch, dem deutschen Botschafter in Polen, sowie Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt.

Der Besuch soll größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und ist auf zweieinhalb Stunden angesetzt. Bierhoff betonte, man habe bewusst nicht die ganze Mannschaft nach Auschwitz geschickt, sondern sich auf eine Delegation geeinigt.

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