DFB-Elf:Vom Pool zurück auf den Platz

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Neuer Bus, neues Logo: Lukas Podolski, Jonas Hector und Bastian Schweinsteiger (von links) stellen die neuen Status-Symbole der DFB-Männer vor. (Foto: Marvin Guengoer/GES)
  • Einige hatten schon Kurzurlaub, nun müssen sich die Nationalspieler noch einmal von der Hängematte losreißen.
  • Die DFB-Elf heißt jetzt offiziell "Die Mannschaft" - und die hat noch Termine: Am Mittwoch steht das Länderspiel gegen die USA an, am Samstag spielen die Deutschen in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar.
  • Ein paar Nationalspieler stehen nicht zur Verfügung.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Die Einberufung zur Nationalmannschaft steht auf der Lebenstraum-Liste zigtausender Buben ganz oben, aber unter herangewachsenen Profifußballern gibt es eine Randgruppe, bei der das mitunter auch mal anders aussehen kann. Bastian Schweinsteiger beispielsweise hat zuletzt das süße Leben als Tennisspielerinnenfreund in Paris genossen, Karim Bellarabi hat in Florida geurlaubt und Mario Götze auf Ibiza Geburtstag gefeiert.

Diese Spieler sind nur drei von 19, die nach einer langen Saison und erster Entspannung jetzt aber noch mal ins Nationaltrikot schlüpfen müssen und dies im Zustand einsetzenden Sommerfeelings nur begrenzt aufregend finden. Als Schweinsteiger vor dem Freundschaftsspiel gegen Jürgen Klinsmanns US-Team an diesem Mittwoch in Köln gefragt wurde, ob er nach einer langen Saison und seinem jüngsten Tennis-Grand-Slam-Turnierbesuch in Paris noch fit und überhaupt willens sei, setzte er ironisierend ein müdes Grinsen auf: "In solchen Spielen ist es wichtig, diszipliniert aufzutreten", sagte er seriös - und fügte über seine Zuschauerrolle beim Tennis lächelnd hinzu: "Ich habe meine Fitnesstermine wahrgenommen."

PK der Nationalelf
:Schweinsteiger distanziert sich von Blatter-Schwärmerei

Im Kinofilm "Die Mannschaft" hatte er dem Fifa-Boss für die WM in Brasilien gedankt. Jetzt nimmt Bastian Schweinsteiger Abstand von seinem Blatter-Lob. Oliver Bierhoff wundert sich.

Die Spiele, die sich Bundestrainer Joachim Löw zuletzt live im Stadion angeschaut hat, waren derweil emotionale Kracher: Karlsruhe gegen Hamburg in der Relegation und das Champions-League-Finale Barcelona - Juve in Berlin. In beiden Partien durfte Löw Fußballer beobachten, die bis in die Zehenspitzen motiviert waren. Wenn in Köln nun seine eigene Mannschaft nach zweieinhalbmonatiger Pause aufläuft, muss der Bundestrainer bei der mentalen Bereitschaft womöglich Abstriche machen.

Dem Freundschaftsspiel gegen die USA folgt am Samstag in Faro in Portugal der EM-Qualifikations-Pflichttermin gegen Gibraltar. Löw weiß, dass beide Spiele gestandenen Profis kaum noch Adrenalin durch den Körper jagen: "Vielleicht werden wir nicht die allerhöchste Anspannung hinbekommen", sagt er, "aber wichtig ist, dass wir gegen Gibraltar die drei Punkte einfahren."

Die Frage, ob die deutschen Männer gegen Gibraltar noch höher gewinnen könnten als die Frauen soeben bei der WM gegen die Elfenbeinküste (10:0), fand Teammanager Oliver Bierhoff allerdings "despektierlich". Dennoch, klar, wünsche er sich "einen Sieg mit möglichst vielen Toren". Die mangelnde Furcht vor einem Ausrutscher im Süden Portugals zeigt sich auch daran, dass Löw trotz der verletzungsbedingten Ausfälle der Verteidiger Mats Hummels und Benedikt Höwedes auch auf Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos verzichtet und Marco Reus und Julian Draxler in den Stand-by-Modus geschaltet hat: "Spieler mit hohen Belastungen können in solchen Spielen dann auch einfach mal wegbleiben", sagt Bierhoff.

Daher darf der Gladbacher Patrick Herrmann sein erstes Länderspiel bestreiten, der Kölner Jonas Hector sein viertes und der Stuttgarter Antonio Rüdiger sein sechstes. Weil Jérôme Boateng zwecks genehmigter Erholung zudem erst Dienstagabend zur Mannschaft stößt, sind am Mittwoch gegen die USA der Dortmunder Erik Durm, der Hoffenheimer Sebastian Rudy und Shkodran Mustafi vom FC Valencia mit je sieben Länderspielen die erfahrensten Abwehrspieler.

Jene müden Profis, die in dieser Woche fehlen dürfen, haben jedoch das Pech, die Jungfernfahrt im neuen mondänen Mannschaftsbus nicht mitmachen zu können. Dessen rauchumwaberte Präsentation am Montag in Köln war dem DFB extra wichtig, weil diesen Bus der stolze, beim WM-Sieg 2014 geborene Schriftzug "Die Mannschaft" ziert. So, wie die DFB-Elf von nun an ganz offiziell genannt werden will - um ein eigenes Marken-Etikett zu kreieren, wie es andere Nationalteam bereits seit Jahrzehnten besitzen ("Les Bleus", "Squadra Azzurra" etc.).

Für Spieler wie Lukas Podolski und Schweinsteiger, mit 123 und 109 Länderspielen die erfahrensten im Kader dieser Woche, bietet die Einberufung damit zumindest beim Unterpunkt "Transport" Aufregendes und Neues: "Wir freuen uns schon darauf", sagt Schweinsteiger, "mit diesem Bus künftig von Stadion zu Stadion zu fahren."

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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