DFB-Elf siegt in WM-Quali:Götze und Özil sorgen für Erleichterung

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Zum Start der WM-Qualifikation ringt sich die Nationalelf ein 3:0 gegen Färöer ab. In Hannover vergibt das Team von Joachim Löw zahlreiche Chancen - doch dann trifft Mario Götze, und Mesut Özil schafft beinahe einen Hattrick.

Es ist natürlich kein Zufall, dass auch dieses Länderspiel gegen die kickenden Fischer und Handwerker von den Färöern wieder in Hannover stattfand. Hannover ist ja keinesfalls nur für seine Mockturtlesuppe, den Stadtwald Eilenriede und Carsten Maschmeyer bekannt. Hannover beherbergt auch: das größte Schützenfest der Welt! Und auch wenn der Bundestrainer seine Männer am Freitag nicht mit einem zackigen "Im Doubliertritt, Marsch!" auf den Rasen geschickt hat zum Start in die Qualifikationsrunde für das WM-Turnier 2014, so erwartete doch alle Welt genau das von der Nationalelf gegen die Fußball-Amateure von den Schafsinseln: ein Schützenfest.

Schwerer Start, dann wurde doch gejubelt: Doppeltorschütze Mesut Özil (li.) und Mario Götze. (Foto: dpa)

Es hatte in den vergangenen Tagen eine Menge Debatten rund um die Nationalelf gegeben. Das 1:2 im EM-Halbfinale gegen Italien wirkt ja bis heute nach, das 1:3 im jüngsten Test gegen Argentinien hat ebenfalls Fragen aufgeworfen. Soll die DFB-Elf jetzt mehr wie Borussia Dortmund und weniger wie der FC Bayern spielen? Geht das überhaupt mit so vielen Bayern-Spielern? Braucht sie mehr Dortmund-Spieler? Der Bundestrainer, der es gerne ein bisschen weniger plakativ mag, sprach lieber davon, in Zukunft konsequenter "hohes Pressing zu spielen" und "noch früher gegen den Ball zu arbeiten" - das ist jetzt Löws neues Projekt. Doch am Freitag, gegen den Fußball-Winzling aus Europas Norden, konnten solche taktischen Feinheiten natürlich keine Rolle spielen. Da galt es, ein paar frühe Buden zu machen, um dann in aller Ruhe ein paar gepflegte Tore zu schießen.

Zur Pause stand es 1:0.

Nun ja, am Ende haben die Deutschen das Resultat dann noch ein bisschen ausgebaut: 3:0 gewannen sie dieses erste Pflichtspiel seit der Europameisterschaft, was ihnen die Tabellenführung in der Gruppe C einbrachte. Mario Götze (28.) und Mesut Özil (54., 71.) erzielten die Tore. Es war der 500. Länderspiel-Sieg in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und, wie Löw mit einem Lächeln anmerkte, "der höchste Sieg bisher gegen Färöer". Alles in allem ist es dennoch eine mühsame Pflichtübung gewesen, was Joachim Löws Männer in der Schützenfest-Metropole Hannover ablieferten, ihr Kapitän Philipp Lahm, der nun auch im Nationaldress wieder auf der rechten Seite verteidigt, leistete sich sogar ein paar groteske Italien-Gedächtnis-Schnitzer.

DFB-Elf in der Einzelkritik
:Albträume dank Gunnar Nielsen

Thomas Müller und Marco Reus verzweifeln am färinger Keeper, Mats Hummels widerlegt sich selbst, Mesut Özil hat einen neuen Trick. Und Philipp Lahm? Verliert Zweikämpfe gegen Christian Lamhauge Holst. Die DFB-Elf beim 3:0 gegen Färöer in der Einzelkritik.

Carsten Eberts

Weil sich Löw aus naheliegenden Gründen gegen die übliche Doppel-Absicherung im defensiven Mittelfeld entschieden hatte und dafür in Thomas Müller, Mesut Özil, Mario Götze und Marco Reus gleich vier offensive Mittelfeldspieler in ein 4-1-4-1- System zwängte, ging es im färingischen Strafraum bisweilen so eng zu wie vor einem Lufthansa-Schalter bei Streik. Ein Schützenfest konnte man zwar dennoch bestaunen, allerdings eines, bei dem Reus (8.), Sami Khedira (11.), Miroslav Klose (19.), Müller (20.), wieder Reus (22.) und wieder Klose (26.) zunächst den Eindruck erweckten, ihr Zielwasser sei die in Hannover obligatorische Lüttje-Lage-Mischung aus Bier und Kornbrand sowie eine Portion Mockturtlesuppe gewesen.

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Carsten Eberts

"Wir sind konzentriert zu Wege gegangen", analysierte Löw, "aber das ist im Moment ein bisschen unser Problem: dass wir so viele Chancen auslassen." Wobei es die Färinger auch ihrem famosen Torwart Gunnar Nielsen zu verdanken hatten, dem Ersatzmann des Ersatzmanns im Gehäuse von Manchester City, dass sie anfangs sogar drauf und dran waren, in Führung zu gehen. Jedenfalls, wenn man ihre Vorstöße in die deutsche Hälfte großzügig auslegt.

In Mario Götze war es dann ein Dortmunder, der, vom Dortmunder Mats Hummels angespielt, ein sehenswertes Dribbling zum 1:0 abschloss. Götze stand als einer von drei Dortmundern in der Startelf, neben Hummels und Reus. Marcel Schmelzer, der vierte BVB-Profi, der fest für den vakanten Linksverteidiger-Posten eingeplant war, hatte sich im Abschlusstraining eine Fußprellung zugezogen. Für ihn rückte Holger Badstuber (Bayern) aus der Innenverteidigung nach rechts, der EM-Tourist Per Mertesacker rochierte zurück ins Team. Lukas Podolski und Jérôme Boateng (FC Bayern) waren die beiden EM-Stammkräfte, die auf der Bank Platz nehmen mussten, Bastian Schweinsteiger (Bayern) und Mario Gomez (Bayern) fehlten ganz. Das letzte Wort in der Bayern-Dortmund-Frage ist aber noch nicht gesprochen. "Dafür war dieses Spiel nicht der Maßstab", sagte Löw.

Und obwohl Özils 3:0 tatsächlich ein aggressiver Ballgewinn (vom Dortmunder Hummels) vorausging: Auch über das moderne "hohe Pressing" dürfte man nicht mehr allzu viel hören bis zum zweiten Qualifikations-Spiel am Dienstag in Wien gegen Österreich. Das altmodische Thema "Chancenverwertung" dürfte hingegen wieder von sich reden machen.

© SZ vom 08.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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