DFB-Elf siegt in der WM-Qualifikation:Ungefährdete Nachtschicht ohne Stürmer

Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt in Kasachstan souverän 3:0 und baut ihren Vorsprung in der WM-Qualifikationsgruppe C aus. Bastian Schweinsteiger, Mario Götze und Thomas Müller treffen - Julian Draxler scheidet bei seinem Startelf-Debüt früh aus.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war auch zur "Geisterstunde" hellwach: Das Team von Bundestrainer Joachim Löw erledigte seine Pflichtaufgabe in Kasachstan auch ohne echten Stürmer weitgehend souverän und trotzte beim glanzlosen 3:0 (2:0) in lockerer Manier auch den außergewöhnlichen Umständen mit Kunstrasen und fünf Stunden Zeitverschiebung.

Durch den verdienten Sieg im 4300 Kilometer entfernten Astana festigte die DFB-Auswahl auf dem Weg zur WM 2014 in Brasilien mit nunmehr 13 Punkten ihre Tabellenführung in der Qualifikations-Gruppe C. Bereits am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Nürnberg geht es erneut gegen die Kasachen.

Mittelfeld-Chef Bastian Schweinsteiger brachte Deutschland, das erstmals in einem Pflichtspiel im "spanischen System" auflief, vor 30.000 Zuschauern in der 20. Minute in Führung. Die "falsche Neun" Mario Götze sorgte dann schon zwei Minuten später für die Vorentscheidung. Thomas Müller erzielte in einer schwachen zweiten Hälfte das 3:0 (74.).

"Es war sehr schwierig, weil Kasachstan sehr tief stand und die Räume eng gemacht hat. Es war wenig Platz, offensiv vernünftig zu spielen", sagte Götze und nannte das System ohne Stürmer "eine Variante, um flexibel zu bleiben." Müller fasste das Spiel kurz und knapp zusammen: "Drei Punkte bleiben hängen, und das war's eigentlich. Die erste Halbzeit war ganz gut, in der zweiten waren ein paar Nachlässigkeiten drin, über die wir sprechen müssen."

Die deutsche Elf ließ sich gegen den harmlosen 139. der Weltrangliste über weite Strecken weder vom ungewohnten Untergrund noch vom Anstoß um Mitternacht Ortszeit aus dem Rhythmus bringen. Die Maßnahme, in den Abläufen in der mitteleuropäischen Zeit zu bleiben, schien zu wirken. Vor allem in der ersten Hälfte ließ das flexibel agierende DFB-Team so keinen Zweifel am 62. Erfolg unter Löw aufkommen. Nach der Pause baute die deutsche Elf, die in Nürnberg auf den gelbgesperrten Schweinsteiger verzichten muss, dann aber ab.

Erste Chancen durch Draxler

Die Mannschaft tritt direkt nach der Begegnung den sechsstündigen Rückflug an und wird am Samstagmorgen um 5.15 Uhr in Nürnberg erwartet. Im Gepäck hatte der Bundestrainer immerhin die Gewissheit, dass es auch ohne klassischen Mittelstürmer gehen kann. Der 53-Jährige hatte im Vorfeld des Partie ohnehin zu dieser Variante tendiert, die er zuvor schon in den Tests gegen Frankreich (2:1) und die Niederlande (0:0) probiert hatte. Kurzfristig war ihm die Entscheidung aber abgenommen worden, da sich Mario Gomez, der einzige echte deutsche Stürmer im Aufgebot, im Abschlusstraining eine leichte Zerrung zugezogen hatte.

Die Kasachen, bei denen der Fürther Heinrich Schmidtgal in der Startformation stand, zogen sich wie erwartet weit zurück und überließen den Gästen komplett die Initiative. So entwickelte sich fast ein Powerplay der Deutschen, die immer wieder bemüht waren, schnell in die Spitze zu spielen. So wurde es bereits in der 5. Minute für das Abwehr-Bollwerk der Gastgeber gefährlich, als Götze bei einem Alleingang vier Spieler abschüttelte, dann aber an Torwart Andrej Sidelnikow scheiterte.

Nur zwei Minuten später war es dann Julian Draxler, der in aussichtsreicher Position zum Schuss kam, aber das Ziel knapp verfehlte. Der 19 Jahre alte Schalker, der überraschend begann, prüfte in seinem vierten Länderspiel kurz danach noch Sidelnikow, ehe seine Startelf-Premiere schon nach 19 Minuten vorbei war. Draxler musste nach einem Zusammenprall mit Mark Gurman mit Verdacht auf eine leichte Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. Für ihn kam Lukas Podolski zu seinem 108. Länderspiel und holte damit in der "ewigen" DFB-Rangliste Jürgen Klinsmann auf Rang drei ein.

Kaum im Spiel durfte der 27-Jährige schon jubeln. Nach Zuspiel von Özil war es Schweinsteiger, der mit seinem 24. Treffer im 98. Länderspiel für das erhoffte frühe Tor sorgte. Der Münchner hatte sich elegant in Position gebracht, sein Schuss wurde von Thomas Müller noch leicht abgefälscht.

Götze rollte nur wenig später nach einem Gewühl im Strafraum der Ball vor den Fuß: Der 20 Jahre alte Dortmunder ließ sich die Chance zu seinem vierten Tor im DFB-Dress nicht entgehen. In der Folge blieb Deutschland klar am Drücker, ließ aber nach vorne die letzte Entschlossenheit vermissen. 73 Prozent Ballbesitz vor der Pause sprachen trotzdem eine klare Sprache. Nach dem Wechsel schaltete die Löw-Elf über weite Strecken einige Gänge zurück. Immer wieder schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Glück hatte Torwart Manuel Neuer bei einem Lattenschuss von Ulan Konysbajew (69.). Zudem musste der Münchner Keeper gegen Schmidtgal (70.) retten, ehe Müller für klare Verhältnisse sorgte.

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