DFB-Elf in der Einzelkritik:Sogar Manuel Neuer geht mit unter

Die deutsche Abwehr wird vom englischen Sturm weggeblasen. Nur Mario Gomez ganz vorne muss sich keine Sorgen machen. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Berlin

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Manuel Neuer

Deutschland - England

Quelle: Soeren Stache/dpa

Steht im Berliner Wachfigurenkabinett von Madame Tussaud. Musste vor der Pause genau so viele Bälle abwehren wie sein ziemlich naturgetreu aussehendes Double in der Straße Unter den Linden 17. Danach war ein Neuer in Fleisch und Blut mehrfach gefordert. Zweimal stark gegen Dele Alli. Konnte seiner sehr unerfahrenen Abwehrmannschaft in der zweiten Halbzeit nicht helfen. Ging mit ihr unter.

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Emre Can

Germany v England - International Friendly

Quelle: Getty Images

Ginter? Rudy? Mustafi? Nein, Bundestrainer Joachim Löw setzte wieder auf Emre Can. Klang schlüssig, schließlich spielt der Frankfurter ja in Liverpool und kannte deshalb den Gegner. Mühte sich bisweilen gegen die flinken Welbeck, Alli und Rose. Sah etwas schwerfällig aus, brachte aber immer noch einen Zeh dazwischen. Hatte einmal gesagt, er habe in England noch Muskelmasse draufgepackt, was seinem Spiel als Außenverteidiger, wo vor allem Schnelligkeit gefragt ist, nicht immer gut tut. Je flinker die Engländer wurden, desto schlechter sah Can aus.

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Antonio Rüdiger

Deutschland - England

Quelle: dpa

War eher am Dienstag erwartet worden, wenn es gegen seine Serie-A-Kollegen aus Italien geht. Doch schnell wurde klar, warum er als Boateng-Ersatz diesmal richtig lag: Warf sich robust in die Zweikämpfe, was genau das richtige Mittel war gegen die jungen Engländer. Musste nach der Pause Abwehrchef spielen neben Debütant Tah und zeigte dabei, dass er längst noch nicht soweit ist.

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Mats Hummels

-

Quelle: AP

Von ihm ist noch keine Wachsfigur gesehen worden, was im Selbstverständnis von Mats Hummels selbstverständlich ein Missstand ist. War zumeist der erste Spielaufbauer der DFB-Elf, was dem deutschen Spiel generell gut tat. Hüpfte einmal unter einer Flanke hindurch, hinter ihm verpasste der Gegner aber die Führung, was die Zuschauer ja schon aus dem WM-Finale gewohnt sind. Ging in der Pause raus - danach fielen die drei Gegentore.

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Jonas Hector

Germany v England - International Friendly

Quelle: REUTERS

Hatte mitunter auf der linken Seite mehr verwaisten, grünen Rasen um sich als jeder andere Spieler auf dem Platz. Winkte dann auch und bekam den Ball, flankte dann aber regelmäßig ins Nichts oder zu einem Engländer. Da hätte man sich manchmal, ähem, sorry Herr Löw, Marcel Schmelzer gewünscht. Doch für den Bundestrainer ist Hector eine Art Lieblingsschüler, der seinen Stammplatz sicher hat. "Er lernt wahnsinnig schnell", schwärmte Löw zuletzt. Dann sollte er bis zur EM auch lernen, einen Nathaniel Clyne nicht so davonsausen und flanken zu lassen wie vor dem 2:2.

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Thomas Müller

Germany v England - International Friendly

Quelle: REUTERS

Während er in München derzeit in der Mitte so erfolgreich ist wie nie zuvor in seiner Karriere, musste er bei Löw mal wieder nach rechts ausweichen. Tat sich dort durchaus schwer, wirkte nicht so gefährlich wie sonst. Doch das gute für jede seiner Mannschaften ist ja: Müller lässt sich deshalb keineswegs hängen, sucht seine Räume, rumpelt und rackert und ist so immer eine Gefahr für jeden Gegner. Hätte vor dem 1:2 aber gegen Harry Kane ruhig ein bisschen energischer hingehen dürfen.

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Sami Khedira

Germany v England - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist er nun der neue Chef im Mittelfeld nach Bastian Schweinsteigers Ausfall? Tat dafür alles, was in seiner Macht stand. Rackerte im Mittelfeld und bemühte sich heftig um den Spielaufbau. Strahlte dabei nicht die Eleganz und Kontrolle von Kroos aus, holte dafür umso mehr Zweikämpfe im Mittelfeld. Flankte herrlich auf Gomez vor dem 2:0. Wäre aber zunehmend wichtig gewesen, dass er sich noch mehr um den Schutz der jungen Abwehr verdient gemacht hätte. Stattdessen spielte er einen schlimmen Fehlpass. Konnte die Niederlage am Ende nicht verhindern.

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Mesut Özil

Germany v England - International Friendly

Quelle: REUTERS

Steht wie Manuel Neuer als Wachsfigur in der Straße Unter den Linden. Wurde auch vom Fanklub Nationalmannschaft zum x-ten Male zum Spieler des Jahres gewählt. Da buhten einige im Berliner Rund vor dem Spiel. Doch schon in den 90 Minuten danach anerkennen, dass dieser Özil ein einzigartiger Bällelenker ist. Er spielte ja dort, wo es am engsten zugeht und verarbeitet Pässe wie kaum einer auf dieser Welt. Die kleine Kunst des Mesut Özil wirkte wie ein Gift für die Engländer, die ja stets auf Fehler im Mittelfeld hofften. Dass später Robustheit gefragt war, kam seinem Spiel nicht so entgegen.

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Toni Kroos

Germany v England - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Endlich mal ein bisschen grünes Gras vor ihm. Ein paar Meter laufen, niemand greift an, Schuss mit links an den Innenpfosten. Manchmal lenkt eine Aktion eines Weltklasse-Spielern ein enges Spiel in eine Richtung. Konnte Toni Kroos wissen, dass sich der englische Torhüter vorher verletzt hatte und umfallen würde wie eine Wachsfigur? Egal, es war folgerichtig, dass Kroos das erste Loch in der Abwehr fand. Obwohl die Gegner gerade im Mittelfeld heftig attackierten, ordnete er das Spiel der Deutschen mit seinen symmetrischen Pässen wie ein Geometriker. Die Engländer standen lange "under Kroos control". Als die dann immer mehr riskierten, ließ auch er nach und offenbarte seine defensiven Schwächen.

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Marco Reus

Germany v England - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der DFB druckte ein Bild von ihm auf die Titelseite des Stadionheftes, was ein gefährliches Unterfangen war. Weiß man doch, dass sich der Dortmunder gerne noch schnell verletzt, wenn ein Länderspiel ansteht. Nein, er war diesmal dabei. Allerdings von dem Marco Reus, der in Dortmund eine famose Saison spielt, selten was zu sehen. Wirkte bisweilen wie seine eigene Wachsfigur. Konnte sich mit seiner federleichten Art kaum einbringen in die Angriffe.

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Mario Gomez

Deutschland - England

Quelle: dpa

Seine Kritiker halten ihn vermutlich für die größte und schwerste Wachsfigur, die je ein deutsches Stürmertrikot überziehen durfte. Wurde häufig bei Länderspielen von den eigenen Fans ausgepfiffen. Doch in Berlin durften die Zuschauer einen Mario Gomez in Bestform erleben. Durchtrainiert, robust und zielstrebig. Erzielte vor der Pause ein Tor, was ihm zu Unrecht aberkannt wurde. Erzielte nach der Pause ein Tor mit Kopf im Stile eines Torjägers. Braucht sich keine Sorgen um seine EM-Nominierung machen.

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Jonathan Tah

Germany v England - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam zur Pause für Hummels und durfte an der Seite des ebenfalls unerfahrenen Rüdiger ein Debüt feiern. Keine leichte Aufgabe gegen immer offensiver werdende Engländer. Gewann seinen ersten Zweikampf nach fünf Sekunden, danach nicht mehr viele und wurde vom englischen Sturm mit weggeblasen.

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André Schürrle

Germany v England - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam in der 64. Minute für Marco Reus. Gab sich sehr viel Mühe - zeigte aber Fußballdeutschland, was sie in Fußballwolfsburg schon wussten: Ist längst nicht mehr in der Verfassung wie bei der WM 2014. Kam beim 2:3 viel zu spät in den Zweikampf.

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Lukas Podolski

Germany v England - International Friendly

Quelle: REUTERS

Kam natürlich zu seinem nächsten Länderspiel. Eine Nationalmannschaft ohne Podolski ist ja nicht mehr vorstellbar. Mehr als anwesend war er allerdings nicht.

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Mario Götze

Germany v England - International Friendly

Quelle: REUTERS

Den echten Mario Götze hatten zuletzt viele nur im Internet gesehen. Auf dem Fußballplatz kommt er ja kaum mehr zum Einsatz. Löw schickte ihn nach 79 Minuten hinein und seine Fans konnten erleichtert feststellen: Er ist nicht aus Wachs.

© Süddeutsche.de/hum/ebc
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