DFB-Elf in der Einzelkritik:Schockstarre nach der Gemütlichkeit

Marco Reus macht Thomas Müller neidisch, Per Mertesacker verkürzt seinen Rückstand auf Gerd Müller auf 66 Tore, leitet aber den späten Ausgleich ein. Jérôme Boateng nutzt den zunächst gemütlichen Abend zum Flankenschlagen, bevor sein Einsatz doch noch in Arbeit ausartet. Die DFB-Elf beim 4:4 gegen Schweden in der Einzelkritik.

Christof Kneer und Philipp Selldorf

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Germany v Sweden - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Marco Reus macht Thomas Müller neidisch, Per Mertesacker verkürzt seinen Rückstand auf Gerd Müller auf 66 Tore, leitet aber den späten Ausgleich ein. Jérôme Boateng nutzt den zunächst gemütlichen Abend zum Flankenschlagen, bevor sein Einsatz doch noch in Arbeit ausartet. Die DFB-Elf beim 4:4 gegen Schweden in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Manuel Neuer: Der Bundestrainer hatte ihm versprochen, dass er gegen Schweden mehr zu tun bekäme als am Freitag gegen die Iren. Womöglich hatte er Angst, dass Neuer abreisen könnte. Der Torwart erschien aber pflichtbewusst zur zweiten Halbzeit, obwohl ihm Löw nicht die Wahrheit gesagt hatte. Der erste schwedische Torschuss landete dann gleich in seinem Tor. Der zweite auch. Der dritte auch. Einige Male mit auffallend schlechtem Timing. Solche Abende mögen Torhüter überhaupt nicht.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Germany v Sweden - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jérôme Boateng: Gilt als offensivschwacher Verteidiger, preschte deshalb gleich mal nach vorne - klar: der Heimvorteil (kommt aus Berlin-Wedding). Hatte rechts vorne mitunter so viel Platz, dass man den halben Stadtteil dort hätte unterbringen können (und der ist groß). Überzeugte in ungeliebter Rolle weitgehend. Durfte das Spiel lange Zeit als Sonderlektion im Flankenschlagen nutzen - bis dieser vermeintlich gemütliche Abend für die Abwehrspieler doch noch in Arbeit ausartete.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Per Mertesacker

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Quelle: AFP

Per Mertesacker: Nach der EM war dies eine der meist gestellten Fragen: Ist die Nationalelf-Karriere von Mertesacker jetzt endgültig zu Ende? Vorläufige Antwort: Hm. Wird zwar weder jünger noch kleiner, wirkte aber weniger staksig als zuletzt. Als er sein Tor zum 3:0 feierte, brauchte er allerdings etwa zweieinhalb Minuten, bis er an der Seitenlinie ankam, um mit der medizinischen Abteilung zu jubeln. Ihm fehlen jetzt nur noch 66 Tore zu Gerd Müller. Kam aber nicht mehr dazu, den Abstand zu verkürzen, weil der gemütliche Abend für die Abwehrspieler doch noch in Arbeit ausartete. Arbeit, die er nicht immer erfolgreich verrichtete: Kam vor dem 3:4 zu spät. Leitete das 4:4 höchstpersönlich ein.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Holger Badstuber

Germany v Sweden - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Holger Badstuber: Hatte sich so auf das Duell mit Schwedens Angreifer Zlatan Ibrahimovic gefreut und erlebte eine bittere Enttäuschung: Er bekam ihn anfangs kaum zu sehen. Bekam auch sonst keinen Gegenspieler zu sehen - obwohl sie plötzlich da waren und ihm einfach davon liefen wie Ibrahimovic nicht nur beim 1:4. Hat schon wesentlich bessere Abende erlebt.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

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Quelle: AFP

Philipp Lahm: Hatte Joachim Löw nicht gerade erst behauptet, er könne sich keinen neuen Linksverteidiger schnitzen? Nun war der umstrittene Schmelzer auf einmal verletzt, und trotzdem stand da einer auf dieser Position, Philipp Lahm mit Namen, und der benahm sich, als habe er diese Rolle schon mal gespielt. Leitete das 1:0 ein. Harmonierte hervorragend mit seinem Dortmunder Vordermann. Defensiv konzentriert und flink - wie in der 70. Minute, als er in Schwedens Drangphase Ibrahimovic aufhielt. Darf wiederkommen.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

WM-Qualifikation - Deutschland - Schweden

Quelle: dpa

Toni Kroos: Erhielt den Platz von Sami Khedira, der gemeinhin und mit Recht defensiv als wertvoller gilt. Kroos gab aber anfangs keinen Anlass zur Sorge, seine Abwehrtalente waren zunächst nicht gefordert, im Offensivspiel begnügte er sich mit einer konstruktiven Mitläuferrolle. Stand vor Özils 4:0 ungeschickt im Abseits, wich aber geschickt aus. Musste auf der Sechserposition mit ansehen, wie Özil auf seiner geliebten Zehnerposition zauberte. Je mehr die Schweden kamen, desto mehr wurde aber Khedira vermisst. Traf mit ansehnlichem Schuss den Pfosten (82.), defensiv aber keine Autorität.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

WM-Qualifikation - Deutschland - Schweden

Quelle: dpa

Bastian Schweinsteiger: Dirigent im Hintergrund. Steuerte ohne große Gesten und ohne Schnörkel den Aufbau der Offensive, organisierte mit Umsicht die Deckungsarbeit. Eine Autorität und Respektsperson. Gesund und fit ist er wertvoller als angeschlagen und müde wie bei der Europameisterschaft. War später aber auch nicht in der Lage, den schicksalhaften Spielverlauf aufzuhalten. Wirkte am Ende doch etwas müde.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Germany v Sweden - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Müller: Traf früh den Pfosten und musste dann erstmal verkraften, dass der Ball auf seiner rechten Seite nur gelegentlich vorbeischaute - das ist schwierig für den hyperaktiven Münchner. Schuld war Marco Reus, über dessen linke Flanke neuerdings fast alles läuft. Immer diese Dortmunder! Beim 2:0 war Müller verdienstvoll beteiligt. Doppelpasspartner: der Dortmunder Reus. Vorlage vor dem 3:0. Vorlage vor dem 4:0.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Germany v Sweden - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mesut Özil: Hatte sichtlich Freude daran, den ebenbürtig feinfüßigen Reus an seiner Seite zu wissen. Spielt bei Real Madrid mit Cristiano Ronaldo sehr gut zusammen, aber bestimmt nicht besser als mit Reus. Spielt zwar nicht bei Barcelona, zeigte dennoch immer wieder Anflüge von tiki-taka. Grenzenlose Spielfreude, die den Zuschauern grenzenlosen Spaß bereitete. Könnte auch bei Barcelona spielen. In den letzten 30 Minuten ging er dem Spiel als Anspielstation aber zu oft verloren.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Miroslav Klose

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Quelle: AFP

Miroslav Klose: Profitierte vor dem 1:0 von der Vorlage dieses neuen Linksverteidigers namens Lahm und der Vorlage des Linksaußen namens Reus. Information für Gerd Müller: Das 1:0 war Klose-Tor Nummer 66. Noch eine Information für Gerd Müller: Nummer 67 folgte umgehend. Klose tauchte wie ein moderner Stürmer in jenen Zwischenräumen auf, in denen er von den Abwehrspielern schwer zu fassen war. Klärte nach 24 Minuten an der eigenen Eckfahne: So isser halt. Es war nicht seine Schuld, dass die Deutschen plötzlich wieder schwer ins Trudeln gerieten.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marco Reus

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Quelle: AFP

Marco Reus: Profitierte vor dem 1:0 von der Vorlage des neuen Linksverteidigers Lahm. Leitete dessen Zuspiel perfekt zu Klose weiter. Leitete auch das 2:0 ein, nach einem doppelten Doppelpass, der so schön war, dass Lukas Podolski erstmal wenig Chancen haben dürfte, sich den Stammplatz zurückzuholen. Gibt dem DFB-Spiel etwas Neues hinzu: Tempo, Schärfe, tiki- taka. Am 3:0 war er natürlich auch beteiligt. Mit einem konventionellen Flankenball, so was kann er auch. Könnte auch bei Barcelona spielen. In den letzten 30 Minuten ging er dem Spiel als Anspielstation aber zu oft verloren.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Einwechselspieler: Mario Götze

Training deutsche Fussball Nationalmannschaft

Quelle: dapd

Mario Götze: Kam für Müller und machte damit die tiki-taka-Fraktion komplett.

Lukas Podolski: Kam in der Schlussminute, um den Vorsprung zu halten.

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