DFB-Elf in der Einzelkritik:Kaltschnäuzige und geniale Stolperer

Thomas Müller zeigt irre Verrenkungen und wenig Eifer in der Abwehr, Per Mertesacker wird vom Schatzmeister zum Finanzminister und Lukas Podolski ist gänzlich ungefährlich. Die deutsche Mannschaft beim 2:1 gegen Frankreich in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Paris

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DFB-Elf in der Einzelkritik:René Adler

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Quelle: AFP

Thomas Müller zeigt irre Verrenkungen und wenig Eifer in der Abwehr, Per Mertesacker wird vom Schatzmeister zum Finanzminister und Lukas Podolski ist gänzlich ungefährlich. Die deutsche Mannschaft beim 2:1 gegen Frankreich in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Paris

René Adler: Erster Einsatz seit 812 Tagen im deutschen Eliteteam. Erlebte dann eine seltsame erste Halbzeit für einen Torhüter. Schoss einmal einen Gegenspieler an, dann streifte ihn Stürmer Karim Benzema mit den Stollen an der Hüfte, als er den Ball schon gefasst hatte. Hielt einmal glänzend gegen den im Abseits stehenden Stürmer. Schaute dann Benzemas Freistoß an die Latte doch der Abpraller trudelte von Mathieu Valbuenas Kopf über die Linie. Rettete kurz vor dem Ende gegen Franck Ribéry den deutschen Erfolg. Manuel Neuer draußen dürfte sich dennoch gefreut haben, an diesem kalten Pariser Abend im Gegensatz zu Adler eine warme Hose angehabt zu haben.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

France's Ribery challenges Germany's Lahm during their international friendly soccer match at the Stade de France stadium in Saint-Denis

Quelle: REUTERS

Philipp Lahm: Wer weiß, wie oft Philipp Lahm im Training schon gegen Franck Ribéry gespielt hat? "Wir kennen uns nun schon so lange", sagte der Bayern-Kapitän über seinen Bayern-Dribbler. Da wusste er wohl schon, dass man an diesem Ribéry einfach abprallt, wenn man dagegen rennt. Es passierte ihm dennoch ein paar Mal. Doch alleine kann diesen Ribéry eben keiner stoppen, auch das hätte Lahm eigentlich wissen können. Und Hilfe kam häufig zu spät. So durfte sich Ribéry ordentlich austoben.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Per Mertesacker

France v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Per Mertesacker: Hat zuletzt einige neue Aufgaben übernommen: Kapitän beim FC Arsenal. Dazu Mannschafts-Kassenwart. Benimmt sich ein Profi in London daneben, kommt Onkel Per und treibt die Pfund ein. Sang die Hymne akkurat wie der Schatzmeister seiner Heimatstadt Pattensen das tun würde. Spielte zunächst nüchtern, stoisch und fehlerfrei wie ein Finanzminister. Die Franzosen täuschten und fintierten - Per Mertesacker stand einfach da und klärte. Bei den schnellen Kontern aber auf Hilfe von Mats Hummels angewiesen.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

France v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mats Hummels: Ihm erging es wohl ähnlich wie seinem BVB-Kameraden Gündogan (siehe Gündogan): Wunderte sich, mit wie viel Freiräumen die Franzosen auf ihn zulaufen durften. Musste häufig Feuerwehrmann spielen und hatte dabei vor allem nach der Pause viele gute Szenen. Hatte aber auch einige fahrige Szenen und musste einen aufsehenerregenden Beinschuss von Franck Ribéry hinnehmen, der ihn merklich ärgerte.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Benedikt Höwedes

Germany's Hoewedes challenges France's Sissoko during their international friendly soccer match at the Stade de France stadium in Saint-Denis

Quelle: REUTERS

Benedikt Höwedes: Als Bundestrainer Joachim Löw zuletzt verkündete, Philipp Lahm werde trotz Marcel Schmelzers Ausfall rechts hinten spielen, begann die Spekulation. Spielt Jérome Boateng wieder hinten links wie einst in Südafrika? Oder Lars Bender, wie das die Zeitung Le Parisien vorschlug? Nein, der Schalker Benedikt Höwedes musste die Problemposition im deutschen Team übernehmen. Höwedes? Der Schalker Innen-Rechtsverteidiger? Seinen ersten Pass brachte er regelkonform beim Mitspieler an. Bot einige Laufwege an, die einem echten Linksverteidiger à la Marcel Schmelzer zugerechnet werden - allerdings kam wenig überraschend zum Vorschein, dass Höwedes mit dem rechten Fuß eben stärker ist. Und so flogen einige Bälle Richtung Balljungen hinter dem Tor. In der Abwehrarbeit durchaus beachtlich.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

France's Ribery challenges Germany's Khedira during their international friendly soccer match at the Stade de France stadium in Saint-Denis

Quelle: REUTERS

Sami Khedira: Nahm die Nominierung von Gündogan statt Kroos zum Anlass, seinen Offensivgeist mal so wichtig auszuleben. Kaum ein Angriff der Deutschen, an dessen Ende nicht Sami Khedira mit im Strafraum stand. Doch weniger die Franzosen kamen dabei durcheinander, als die deutsche Stabilität. Wurde von den französischen Abwehrspielern dann ein paar Mal hart gestoppt. Nahm Revanche, wie das ein Spieler von Real Madrid zu tun pflegt. Doch sein Foul im Mittelfeld mündete in das 0:1. Seine ewigen Sprints nach vorne lohnten sich dann endlich, als ihm Mesut Özil den Ball wunderbar servierte und er zum 2:1 einschob. Wenngleich er leicht im Abseits stand.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Ilkay Gündogan

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Quelle: AFP

Ilkay Gündogan: Schweinsteiger-Ersatz auf der Position des defensiven Mittelfelds, was für Toni Kroos bedeutet, dass er hier wohl nur noch Ersatz des Ersatzes ist. Gündogan machte sich zu Beginn sehr verdient um das deutsche  Aufbaubauspiel. Zeigte seine Beweglichkeit und Zweikampfstärke, stellte eine Art Charles de Gaulle Etoile dar, den Pariser Platz rund um den Arc de Triomphe, von dem zwölf Straßen weggehen - das Zentrum der DFB-Elf. Wunderte sich wohl bisweilen, wie viele Mitspieler bei der Nationalmannschaft mit nach vorne sprinten und sollte dann häufig alleine den französischen Konter verhindern. Zeigte beim 1:1 vorzüglichen Dortmunder Umschaltfußball: Eroberte den Ball und spielte sogleich auf Müller.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Länderspiel Frankreich - Deutschland

Quelle: dpa

Thomas Müller: Dieser Thomas Müller stellt einem ja immer wieder Rätsel. War die Vorlage auf Mesut Özil in der ersten Halbzeit nun genial oder eher ein glücklicher Verstolperer? Man hat ja von dem Oberbayern schon die wildesten Verrenkungen gesehen, die sich als tollste Manöver herausstellten. Hatte aber auch einen schweren Stand gegen ManUnited-Verteidiger Patrice Evra und zeigte bisweilen wenig Eifer, seinem Kollegen Lahm hinten gegen Ribéry zu helfen. Zeigte beim 1:1 seine Kaltschnäuzigkeit, als er dem heranstürmenden Verteidiger und Torwart keine Chance ließ.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Länderspiel Frankreich - Deutschland

Quelle: dpa

Mesut Özil: Mittelpunkt in Joachim Löws Experiment nach der Pause. Ist Mesut Özil ein Mittelstürmer? Kurze, schnelle Antwort: Nein. Kann zwar möglicherweise mal für ein paar Minuten vorne drinstehen, sucht aber schneller als Joachim Löw "höggschd" sagen kann, wieder den Weg raus aus dieser gefährlichen Zone, zurück ins Mittelfeld. Und für den, der Mesut Özil in Madrid nicht beobachten kann, zeigte er wieder einmal, dass er im Mittelfeld fast einzigartige Talente besitzt. Verändert mit einer Ballberührung oft mehr am Spiel als andere mit zwölf Kilometern Laufleistung. Zu bewundern bei seinem Zauberpass auf Khedira vor dem 2:1. Allerdings auch wieder sehr schwach im Abschluss, hätte nach sechs Minuten ein Tor erzielen müssen. Mesut Özil ein Mittelstürmer? Nein.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Lukas Podolski

Länderspiel Frankreich - Deutschland

Quelle: dpa

Lukas Podolski: Länderspiel Nummer 107, damit nun abgesetzt von Jürgen Kohler und Franz Beckenbauer und knapp hinter Jürgen Klinsmann. Ist für Bundestrainer Joachim Löw ja immer eine Option in der Offensive, diesmal vor allem nach den Absagen von Reus und Götze. Doch große Wirkung ging von Lukas Podolski nicht aus, eigentlich gar keine. Sein Arsenal-Kollegen Bacary Sagna wusste wohl genau, wie er Podolski stoppen kann. Der Ex-Kölner zeigte sich immerhin eifrig im Abwehrdienst.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mario Gomez

159955952

Quelle: AFP

Mario Gomez: Es habe schon Spieler gegeben, die sich über die Nationalmannschaft ihr Selbstvertrauen zurückholten. Sagte Oliver Bierhoff vor dem Spiel. Damit war diesmal der Stürmer gemeint, der ja beim FC Bayern derzeit auf der Ersatzbank sitzt. Doch zum Selbstvertrauen-Holen wollten die französischen Innenverteidiger nicht herhalten. Gegen Laurent Kosciellny und Mamadou Sakho musste sich Gomez fühlen wie im Pariser Stau: Da konnte er hupen und schimpfen wie er wollte, es gab kein Durch- oder Vorbeikommen. Versuchte sich bisweilen als Rechtsaußen (mit wenig Erfolg) oder als Verteidiger (mit mehr Erfolg, nahm einmal gar Franck Ribéry den Ball ab, was selbst im Bayern-Training noch nie vorgekommen sein dürfte). Ging nach knapp einer Stunde vom Platz.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Einwechselspieler: Toni Kroos, André Schürrle und Lars Bender

Fußball-Nationalmannschaft - Training

Quelle: dpa

Toni Kroos: Als er für Mario Gomez kam, bedeutete das für das deutsche Spiel die Null-Stürmer-Variante. Doch für ihn gilt das gleiche wie für Mesut Özil. Mittelstürmer? Nein. Flüchtete baldmöglichst ins Mittelfeld zurück. Fügte sich ein in die deutsche Bälle-Halten-Strategie am Ende.

André Schürrle: Kam wie so häufig in der Nationalmannschaft für Lukas Podolski auf die linke Seite. Sein erstes Dribbling missriet ordentlich, als er einen Übersteiger versuchte, aber nicht überstieg, sondern den Ball Richtung Verteidiger stubste.

Lars Bender: Gewann zwei Minuten vor dem Ende das Duell gegen Bruder Sven um die letzte Einwechslung. Trug damit seinen Teil zum deutschen Erfolg bei.

© SZ.de/ska
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