DFB-Elf in der Einzelkritik:Hummels stärkt die Abwehrkräfte

Manuel Neuer vermittelt seinen Mitspielern Gefühle von Geborgenheit, Jérôme Boateng erweist sich als wetterfest - und Mats Hummels ist nach überstandener Grippe wieder ein Segen auf dem Platz. Die DFB-Elf beim 1:0 gegen Frankreich in der Einzelkritik.

Von Claudio Catuogno und Philipp Selldorf, Rio de Janeiro

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France v Germany: Quarter Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Manuel Neuer vermittelt seinen Mitspielern Gefühle von Geborgenheit, Jérôme Boateng erweist sich als wetterfest - und Mats Hummels ist nach überstandener Grippe wieder ein Segen auf dem Platz. Die DFB-Elf beim 1:0 gegen Frankreich in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Der beste Torwart der Welt, wie jetzt ein weiterer unbestechlicher Experte festgestellt hat: Diesmal sprach Hugo Lloris, Neuers französischer Amtsbruder, das Urteil - und er wurde nicht enttäuscht. Als ballgewandter Libero und kampfstarker Ausputzer wurde der Torwart diesmal zwar nicht benötigt, weil die deutsche Abwehr viel tiefer stand als in der Partie gegen Algerien. Aber auch in seinem gelernten Beruf erwies sich Neuer wieder als außergewöhnliche Erscheinung. Allein seine Gegenwart und sein Spürsinn für das Entstehen von Gefahrenmomenten vermitteln den Mitspielern Gefühle von Geborgenheit. Wenn's drauf ankommt, unternimmt er auch konventionelle Flugparaden, wie gegen Valbuenas Schuss in der 34. Minute, oder Weltklasse-Reflexe, wie gegen Benzemas Gewaltschuss in der Nachspielzeit.

France v Germany: Quarter Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm: Das hätte niemals einer ahnen können, dass Lahm einmal der umstrittenste deutsche Spieler werden könnte. Gegen Frankreich kehrte er, wie es in Expertenrunden, Umfragen und Petitionen gefordert wurde, auf seinen alten Posten zurück. Dort brannte nun leider die Sonne auf sein leuchtend rotes Haupt - Lahm hatte die Seitenwahl verloren und kam erst in der zweiten Hälfte in den Genuss des Schattens. Bis dahin erfüllte er einerseits die alten Sehgewohnheiten, wenn er mit kleinen, schnellen Schritten den Ball über den Flügel trieb, gab aber auch gelegentlich Anlass zu Besorgnis, weil er sich im defensiven Zweikampf zu passiv verhielt. In der zweiten Hälfte kam er als Anspielstation im Aufbau oder als verkappter Rechtsaußen kaum noch zur Geltung.

World Cup 2014 - France vs Germany

Quelle: dpa

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: Der Nomade unter den Verteidigern. Von der rechten Seite ins linke und diesmal ins rechte Zentrum - weil diesmal Mertesacker nicht dabei war. Erwies sich aber auch in Rio als anpassungsfähig, robust und wetterfest. Auch gern dazu bereit, Aufklärungsausflüge in die gegnerische Hälfte zu unternehmen.

Germany's Mats Hummels celebrates after scoring a goal during the 2014 World Cup quarter-finals between France and Germany at the Maracana stadium

Quelle: REUTERS

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

Mats Hummels: Mutmaßlich war er das Wirtstier für das heimtückische Campo-Bahia-Virus, das dafür gesorgt hatte, dass gleich sieben DFB-Spieler "irgendwie erkältet" waren oder noch sind, wie der Bundestrainer am Tag vor dem Spiel enthüllt hatte. Da Hummels als erster befallen war, nämlich als die Kollegen sich gegen Algerien abmühten, war er auch als erster wieder gesund. Nun waren seine Abwehrkräfte auch auf dem Platz wieder ein Segen. Zu jeder Zeit präsent und stellungssicher, und vor allem in den Zweikämpfen mit Frankreichs Benzema gedanken- und handlungsschnell. Und die Erkältung, nach der man so kraftvoll zum Kopfball springen kann wie Hummels beim einzigen Tor der Partie (13.), möchte man auch gerne mal haben.

France v Germany: Quarter Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Benedikt Höwedes

Benedikt Höwedes: Der einzige deutsche Spieler, der schon vor dem Anpfiff gewonnen hatte: Ging aus der Platzwahl als eindeutiger Sieger hervor. Nur ein schmaler Streifen des Maracanã-Rasens lag ja im Schatten, sein Linksverteidiger-Revier - das hatte den Vorteil, dass Höwedes erst deutlich später einen roten Kopf bekam als Lahm. Beim Spiel gegen Algerien hatte er die undankbare Aufgabe, den unzähmbaren Feghouli zu bearbeiten. Nun bekam er es wieder mit einem Schlüsselspieler zu tun. Mathieu Valbuena bereitete dem zweckentfremdeten Schalker weniger Probleme als der unheimliche Algerier. Arbeitete sich zäh in seine Aufgabe, hielt seine Seite weitgehend dicht und rechtfertigte damit das Vertrauen, das Löw ihn in setzt. Nach vorn beschränkte er sich klugerweise auf die nötigsten Handlungen.

World Cup 2014 - Quarter final - France vs Germany

Quelle: dpa

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger: In Expertenrunden, Umfragen und Petitionen als eine Art körperliches Wrack eingestuft, weshalb er keinesfalls 90 oder 120 Minuten durchhalten würde, schon gar nicht gemeinsam mit Sami Khedira. (Wer sonst den Platz in der Zentrale einnehmen könnte, wenn Lahm wieder zum Rechtsverteidiger umschult, darüber schwiegen sich die Experten auf erstaunliche Weise aus). Als Ballabfänger in der defensiven Zentrale effektiv, rustikal und kampfbetont. Als Spiellenker aus dem Hintergrund weniger präsent. Mit zunehmender Spielzeit konnte er die Anstrengungen der Partie nicht mehr verbergen.

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Quelle: AP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

Sami Khedira: In Expertenrunden, Umfragen und Petitionen als eine Art körperliches Wrack eingestuft, weshalb er keinesfalls 90 oder 120 Minuten durchhalten würde, schon gar nicht gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger. Hielt dann aber ebenfalls durch, ohne allzu viele Akzente, aber mit der gewohnten Sicherheit. Ließ sich in der zweiten Hälfte von Griezmann tunneln, sah danach die gelbe Karte für ein taktisches Foul. Macht aber nichts: Die werden nach dem Viertelfinale gestrichen.

Germany's Toni Kroos tries to score against France during their 2014 World Cup quarter-finals at the Maracana stadium in Rio de Janeiro

Quelle: REUTERS

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

Toni Kroos: Spielte nach nicht mal zehn Sekunden einen teuflischen Fehlpass. Vermutlich ein Täuschungsmanöver. Diesmal etwas offensiver platziert als in den vorigen Partien. Bekam es dort meistens mit Paul Pogba zu tun, den er aus dem Spiel nahm, was mitentscheidend war.

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Quelle: AFP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Thomas Müller: Bezog wieder seine alte Position auf der rechten Angriffsseite und war damit zunächst auf dem unwirtlichsten Posten zu Hause - dort, wo die Sonne mit voller Kraft auf das Spielfeld brannte. Aber Müller tat, was er tun muss, er rannte und rannte. Bot sich an der Mittellinie an, auf dem Flügel, an der Strafraumkante, in der Tiefe. Frankreichs altgedienter Abwehrmann Evra erschwerte Müller allerdings die Arbeit.

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Quelle: AFP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Mesut Özil: Identischer Auftritt wie bisher fast immer bei der WM: eifrig um Teilnahme bemüht. Rannte fleißig auf und ab, war auch stets anspielbar, das ist aber schon alles, was man sagen kann. Wartet weiter auf den kreativen Durchbruch und ist nun mal ohne kreativen Durchbruch nur ein Schatten seiner selbst.

France v Germany: Quarter Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Miroslav Klose

Miroslav Klose: Nicht erst seit gestern 36 Jahre alt. Inwieweit die Summe seiner Lebensjahre mit der Zahl der Celsiusgrade im Kessel des Maracanã korrespondieren würde, das war eine der großen Ungewissheiten vor dem Spiel. Klose hatte seine Mühen, das Tempo der Gegner aufzunehmen. Lief oft nur hinterher, wenn ihn die Gegenspieler in den Strafraum zu schicken versuchten. Riss einige Lücken, wurde dann ausgewechselt.

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Quelle: AFP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:André Schürrle

André Schürrle: Kam Mitte der zweiten Halbzeit - für Klose und mit dem Auftrag, wieder mehr Geschwindigkeit ins stark abgeflachte Spiel zu bringen. Das gelang: Zeigte mit mehreren Sprints auf der rechten Seite, dass der Campo-Bahia-Virus bei ihm keine Chance hat. Braucht nie viel Anlauf, um in der Partie zu sein, war auch diesmal sofort präsent. Vergab dann allerdings zehn Minuten vor Schluss die beste Gelegenheit, weil er ebenfalls keinen Anlauf nahm - und nur einen schlappen Schuss zuwege brachte. Bekam fast die identische Gelegenheit erneut - schoss diesmal aber bloß den Innenverteidiger Varane über den Haufen. Am Ende war es egal.

World Cup 2014 - France vs Germany

Quelle: dpa

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mario Götze

Mario Götze: Kam zehn Minuten vor Spielende für Özil, obwohl er gegen Algerien so schlapp über den Platz getrottet war, als hätte das Campo-Bahia-Virus in seinem Fall noch ein paar gemeine Freunde mitgebracht. Fiel nicht weiter auf - und konnte am Ende auf dem Rasen des Maracanã den Einzug ins Halbfinale feiern. Weiß manchmal gar nicht, wie gut es ihm geht.

France v Germany: Quarter Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Christoph Kramer

Christoph Kramer: Zweiter WM-Einsatz. Durfte vier Minuten zeigen, dass er immer bereit ist, viel zu laufen.

© SZ vom 05.07.2014/bero
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