DFB-Elf gegen Russland:Und die Offensiven bauen ab

Adler erlebt zwei Spiele in einem, Lahm überzeugt bis auf eine Szene, und die Videoschulung hilft nicht allen. Die Einzelkritik

Johannes Aumüller, Dortmund

1 / 15
(Foto: N/A)

Joachim LöwSuchte sich einen ziemlich lässigen Platz kurz vor der Pause. Sagte nach dem Spiel: "In der ersten Halbzeit hat die Mannschaft das klasse gemacht, in der zweiten Halbzeit sind wir dann ins Straucheln geraten." Auch er selbst.Foto: AP

2 / 15
(Foto: N/A)

René AdlerSpielte bei seinem ersten Länderspiel eigentlich zwei Länderspiele in einem (so etwas ist kein Problem mehr in Zeiten, in denen Jürgen Klinsmann zwei Spiele in einem coacht). Erlebte eine weitestgehend ruhige erste Hälfte, bei der er lediglich bei einem Schuss von Syrjanow (20.) nicht sicher wirkte. Und erlebte eine deutlich turbulentere zweite Hälfte, in der er zwar vor dem Gegentor getunnelt wurde, aber ansonsten bei den wenigen russischen Chancen aufmerksam reagierte. Und er parierte auch die Chancen, die offiziell nicht als Chancen zählen, weil es abseits war. War trotzdem schön anzuschauen.Foto: ddp

3 / 15
(Foto: N/A)

Arne FriedrichHatte noch in der Pressekonferenz vor dem Spiel signalisiert, dass er bei Urs Siegenthalers Videoschulung ganz besonders gut aufgepasst hatte. Dieser Schirkow, dieser Linksverteidiger, der eigentlich als verkappter Linksaußen agiere, sei brandgefährlich, merkte Friedrich an. War vielleicht dann etwas verwundert, dass Schirkow in der ersten Hälfte nicht nur ein verkappter, sondern ziemlich oft ein ganz und gar echter Linksaußen war - und dem Berliner öfter gegenüberstand als das nach der Videoschulung zu erwarten war. Mehrere Male brach Schirkow gefährlich durch und flankte scharf nach innen.Foto: ddp

4 / 15
(Foto: N/A)

Per MertesackerGalt ja vor der Partie als einer der ersten Wackelkandidaten des großen Geheimniskrämers Joachim Löw. Spielte dann über weite Strecken gar nicht wie ein Wackelkandidat, sondern äußerst solide. Angesichts seines Fitnesszustandes eine über weite Strecken ordentliche Leistung, kurz vor Schluss aber mit einem dicken Patzer, der beinahe den Sieg gekostet hätte.Foto: ddp

5 / 15
(Foto: N/A)

Heiko WestermannSpielte als Innenverteidiger, nachdem er zuletzt bei seinem Klub FC Schalke häufig im Mittelfeld aufgeboten worden war. Fühlte sich aber manches Mal noch als Mittelfeldspieler und sorgte für Druck im Spiel nach vorne. Leistete sich im Gegenzug einige ungenaue und unsaubere Abspiele in der Defensive. Hatte so zumindest eine Teilschuld am Gegentreffer, weil er Philipp Lahm zu scharf anspielte.Foto: ddp

6 / 15
(Foto: N/A)

Philipp LahmSetzte in der sechsten Minute zu einem Costa-Rica-Solo an und zog die Aktion auch Costa-Rica-mäßig durch, versucht es dann aber nicht mit einem Costa-Rica-Winkel-, sondern mit einem Russland-Flachschuss - und traf nicht. Wiederholte das in der 46. Minute. Spielte dann meist wie Philipp Lahm so oft spielt: Hinten hielt er seine Seite dicht, nach vorne hatte fast jede Aktion Hand und Fuß. Spielte dann aber einmal so wie Philipp Lahm normalerweise nicht spielt: vertendelte den Ball gegen Anjukow und verschuldete so den Anschlusstreffer zum 1:2 (51.)Foto: ddp

7 / 15
(Foto: N/A)

Bastian SchweinsteigerHatte bei Urs Siegenthalers Videoschulung wohl nicht so gut aufgepasst. Erkannte offenbar in der erste Hälfte des Spiels nicht, dass ihm gegenüber nicht der starke Jurij Schirkow (braunhaarig, 1,80 Meter groß, 75 kg), sondern Herr Renat Janbajew (blond, 1,78 Meter, 71 Kilo, kann man also schon mal verwechseln ...) spielte - seines Zeichens bis vor kurzem noch russischer Zweitligaspieler und ganz eindeutig nicht den internationalen Ansprüchen genügend. Machte viel zu wenig aus dieser Konstellation. Entschädigte teilweise mit einer herrlichen Vorlage zu Ballacks 2:0. Baute nach dem Seitenwechsel ab - wie alle anderen Offensivspieler auch.Foto: dpa

8 / 15
(Foto: N/A)

Michael BallackHatte bei Siegenthalers Videoschulung vermutlich am besten aufgepasst, ist ja schließlich der Kapitän. Weder er noch Siegenthaler müssen sich aber den Vorwurf anhören, nicht das auf Band gehabt zu haben, was Ballack in der ersten Hälfte auf dem Spielfeld erwartete. Denn das, was ihn da erwartete, wurde im internationalen Fußball zuletzt gezeigt, als es noch keine Videogeräte gab. Ballack sah sich einer sturen Ein-Mann-Bewachung ausgesetzt, Russlands Igor Denisow folgte dem deutschen Kapitän auf Schritt und Tritt - und als Denisow einmal nicht aufpasste, war Ballack zur Stelle und traf zum 2:0 (28.). Hatte nach der Pause mehr Platz, nutzte ihn aber nicht.Foto: ddp

9 / 15
(Foto: N/A)

Thomas HitzlspergerWar offenbar das größte Geheimnis des Geheimniskrämers Löw der vergangenen Tage. Stand vor dem Spiel in keiner Aufstellungsvariante der Journaille - dafür aber in der Aufstellungsvariante des Bundestrainers. Spielte dabei wie Thomas Hitzlsperger so oft spielt: unauffällig, aber effizient - nur auf einen seinen gefürchteten tödlichen Pässe oder seiner Fernschuss-Kracher musste die deutsche Elf verzichten. Auf die Frage "Frings oder Rolfes?" könnte durchaus dauerhaft "Hitzlsperger" die Antwort sein.Foto: dpa

10 / 15
(Foto: N/A)

Piotr TrochowskiProfitierte von Denisows rigoroser Ballack-Beobachtung, weil auf seiner Seite dadurch ein russischer Gegenspieler weniger war. Profitierte zudem von der Nominierung Hitzlspergers und dem Einsatz von Podolski, weil diese beiden ein wenig Linksdrall aufwiesen. Und profitierte schließlich auch noch von einem guten Philipp Lahm hinter sich. Nutzte diese Voraussetzungen zunächst für eine überzeugende Leistung, mit vielen auffälligen Dribblings und zwei sehenswerten Schüssen; einen hielt Russlands Torwart Akinfejew nur mit Mühe (33.), der anderen ging an die Latte (64.). Baute nach dem Seitenwechsel ab - wie alle anderen Offensivspieler auch.Foto: Reuters

11 / 15
(Foto: N/A)

Lukas PodolskiWo spielt Podolski? Links offensiv im Mittelfeld oder zentral vorne im Sturm? Das war vor dem Spiel die Frage. Die Antwort: zentral offensiv im Mittelfeld, zumindest meistens. Podolski ließ sich oft fallen und brachte mit schnellem Spiel aus der Tiefe die russischen Innenverteidiger Ignaschewitsch und Beresuzki in die Bredouille, mustergültig bei seinem Tor zum 1:0 (10.). Dass Ignaschewitsch und Beresuzki zwar ziemlich robust, aber eher langsam sind, hat er vielleicht bei der Videoschulung ...; hat er vielleicht aber auch ganz schnell verstanden, weil es ganz einfach zu verstehen war. Baute nach dem Seitenwechsel ...Foto: dpa

12 / 15
(Foto: N/A)

Miroslav KloseDass es Miroslav Klose zweimal gibt, war die Erkenntnis der vergangenen Wochen und Monate. Einmal den Weltklasse-Klose (wie gegen Finnland) und einmal den Kreisklassen-Klose (wie gegen Liechtenstein). Bewies gegen Russland, dass es auch noch einen dritten Klose gibt: den Durchschnitts-Klose. Ein guter Pass auf Podolski vor dem Tor (10.), einige gute kleine Aktionen, aber nicht so stark wie die Offensivleute um ihm herum. Baute nach dem ... und wurde wieder zum schwachen Klose - und konsequenterweise auch in der 70. Minute gegen Mario Gomez ausgetauscht.Foto: ddp

13 / 15
(Foto: N/A)

Mario GomezBaute nach dem Seitenwechsel natürlich nicht ab, weil er von nichts abbauen konnte. Baute aber auch nichts auf, nachdem er in der 70. Minute für Klose gekommen war. Bewerbungsminuten für einen Nationalmannschaftsstammplatz sehen anders aus.Foto: Getty

14 / 15
(Foto: N/A)

Torsten FringsKam rund zehn Minuten vor Schluss für Trochowski und sollte helfen, die unter Druck geratene Defensive zu stabilisieren. Zum Leitwolf-sein zu wenig, zum als-Leitwolf-schon-abgeschrieben-sein zu viel. Sein hierarchischer Status innerhalb der DFB-Elf klärt sich erst in den nächsten Länderspielen.Foto: dpa

15 / 15
(Foto: N/A)

Simon RolfesKam in der Nachspielzeit für Hitzlsperger. Hätte sich die Videoschulung vor dem Spiel schenken können.Foto: AP

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: