DFB-Elf gegen die Niederlande:Gegen den "Hunter" mit der schwarzen Maske

Lange überlegte der DFB, wegen des kritischen Publikums kein Länderspiel mehr in Hamburg auszutragen. Nun spielt die deutsche Nationalelf gegen den ewigen Rivalen Holland. Laut Teammanager Oliver Bierhoff treffen am Dienstag zwei Mannschaften aufeinander, "die Europameister werden wollen".

Jörg Marwedel, Hamburg

Oliver Bierhoff denkt mit gemischten Gefühlen an die Duelle des deutschen Nationalteams mit den Niederländern in den achtziger Jahren zurück. "Das war fast Krieg, da wurden Feindbilder aufgebaut", erinnert sich der DFB-Manager. Das galt besonders für das EM-Halbfinale 1988 in Hamburg, das die Niederländer 2:1 gewannen.

Dutch national soccer team training

Wird mit einer Maske spielen, auf der "Hunter" steht: Klaas-Jan Huntelaar.

(Foto: dpa)

Heute aber sei das, glaubt man Jérôme Boateng, längst kein Krieg mehr. Vielmehr habe er "viele Freunde im holländischen Team", sagt der Neu-Münchner. Nur, dass zum Beispiel sein Freund Nigel - gemeint ist de Jong, sein früherer Kollege beim Hamburger SV und Manchester City - jetzt eben für 90 Minuten sein Gegner sei.

Die Freunde haben gerade das durchgemacht, was der DFB-Elf vor zwei Jahren in Hamburg beim 1:1 gegen Finnland passiert ist. Die Leistung der Holländer beim 0:0 im eigenen Stadion gegen die Schweiz wurde von gellenden Pfiffen begleitet. Beim DFB wurde nach der enttäuschenden Partie gegen die Skandinavier zum Abschluss des Jahres 2009 sogar diskutiert, ob man das kritische hanseatische Publikum vorerst meiden solle. Der damalige Kapitän Michael Ballack hatte den "respektlosen Umgang" der Hamburger mit dem Auswahlteam getadelt.

Man entschied sich anders. Das Spiel ist ausverkauft, und wenn man dem aktuell einzigen Hamburger Nationalspieler Dennis Aogo glauben darf, wird sich der Unmut kaum wiederholen. Die Fans hätten es "zuletzt mit dem HSV nicht leicht gehabt", sagt er, "trotzdem haben sie auch in der schwierigen Lage hinter uns gestanden". Eine kleine Spitze konnte sich Oliver Bierhoff aber nicht verkneifen. Die Hamburger könnten sich doch "freuen, mal wieder internationalen Fußball zu sehen", witzelte er.

Und da der frühere Stürmer Bierhoff, der zu Beginn seiner Karriere auch mal für den Hamburger SV spielte, gerade so gut in Fahrt war, hat er auch die Frage eines niederländischen Journalisten, ob das DFB-Team wegen seiner attraktiven Spielweise etwa "das neue Holland" sei, zurückgewiesen. Nein, sagte Bierhoff, das neue Holland wolle man nicht sein, denn "sonst wären wir ja immer nur Zweiter in den Endspielen".

Der Weltranglisten-Zweite wird im Prestigeduell in Hamburg ohne zwei seiner besten Offensivkräfte auskommen müssen. Rafael van der Vaart zog sich beim Spiel gegen die Schweiz eine Oberschenkelverletzung zu und flog statt in seine alte Heimat Hamburg zurück in seine neue Heimat London. Auch Stürmer Robin van Persie wird wohl nicht spielen.

Hollands Trainer Bert van Marwijk hatte mit Arsène Wenger, dem Klubtrainer von van Persies Arbeitgeber FC Arsenal, vereinbart, dass dieser nur in einem der zwei Test-Länderspiele mitwirken solle. Dafür soll Schalkes Mittelstürmer Klaas-Jan Huntelaar trotz doppelten Nasenbeinbruchs eingesetzt werden. Der beste Torjäger der EM-Qualifikation (12 Treffer) spielt mit einer Gesichtsmaske, auf der sein Spitzname ("Hunter") steht.

Mittelfeldspieler Wesley Sneijder ist überzeugt von einem guten, friedlichen Spiel: "Es werden zwei Mannschaften auf dem Platz stehen, die beide Europameister werden wollen", sagte der Profi von Inter Mailand. Die Deutschen wollen mit einem Sieg am liebsten "ein Zeichen setzen" vor der EM, sagt Bierhoff. Auch, wenn die Rivalität zum Glück nicht mehr ganz so verbissen ausgetragen wird, würde ein Sieg immer noch "doppelte Freude" auslösen.

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