DFB-Elf beim Confed Cup:Kimmich wie ein Kakadu auf Koffein

Der Bayern-Profi ist der neue Lahm, Bernd Leno eher ein Taucher - und Sandro Wagner zeigt einen Flugkopfball-Bauchplatscher. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Sotschi

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Bernd Leno

Confed Cup  Australien - Deutschland

Quelle: dpa

Tauchte beim ersten Tor der Australier ab wie ein Schnorchler im Great Barrier Reef - reagierte auch ein bisschen so, als hätte er eine Taucherbrille auf. Ließ beim zweiten Gegentor den Ball fallen, als wäre es ein Kugelfisch und wollte das damit erklären, dass der Australier Tomi Juric zuvor mit dem Arm am Ball war. Der Video-Schiedsrichter überprüfte diesen Vorwurf und kam zum Entschluss: kein Handspiel, Leno hätte den Ball so halten müssen. Fischte in der 74. Minute noch einen Ball sauber herunter. Trotzdem ein Spiel zum Abtauchen.

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Joshua Kimmich

Australia v Germany - FIFA Confederations Cup Russia 2017 - Group B

Quelle: REUTERS

Spielte auf der Lahm-Position, soll beim FC Bayern Lahm-Nachfolger werden und machte gegen Australien direkt mal ein Lahm-Spiel. Formell Rechtsverteidiger, erlaubte er sich Freiheiten bei der Positionswahl, rückte immer mal wieder ins Zentrum, gab Anweisungen, klärte einmal per Hacke, einmal per Fallrückzieher. Chippte den Ball vor dem 3:1 im genau richtigen Moment zum Schalker. Spielte aufgedreht wie ein Kakadu auf Koffein und durfte dann auch kurzerhand Außenstürmer spielen. Tut sich vermutlich keinen Gefallen, wenn er die Erwartungshaltung schon im ersten Turnier-Spiel auf Lahm-Niveau hebt.

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Skhodran Mustafi

Australia v Germany: Group B - FIFA Confederations Cup Russia 2017

Quelle: Getty Images

Ist im Spielaufbau nicht so stark wie ein Mats Hummels, sondern orientiert sich in dieser Teildisziplin des Fußballs eher an Antonio Rüdiger (siehe dort). Stand hinten zumindest meistens so stabil wie der Ayers Rock im Wüstenwind, seine Pässe nach vorne kamen aber zurück wie ein Boomerang mit Gegenwind. Beim Gegentor lebende Bande beim Schuss von Tommy Rogic, der ihm an den Hintern schoss. War an diesem einen Boomerang-Ball schuldlos.

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Antonio Rüdiger

Australien - Deutschland

Quelle: dpa

Ist im Spielaufbau nicht so stark wie ein Jérôme Boateng, sondern orientiert sich in dieser Teildisziplin des Fußballs eher an Shkodran Mustafi (siehe dort). Stand hinten zumindest meistens so stabil wie ein hundert Jahre alter Eukalyptus-Baum und war irgendwann so clever, die Pässe eher kurz auf Hector als lang über den ganzen Platz zu spielen. Hat den Vorteil, dass er in Notsituationen einen mächtigen Sprint auspacken kann, hat aber den Nachteil, dass er sich oft selbst in Notsituationen bringt.

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Julian Brandt

Australia v Germany: Group B - FIFA Confederations Cup Russia 2017

Quelle: Getty Images

Hatte das Glück, Joshua Kimmich auf seiner Seite zu wissen und das Glück, mit Aziz Behich einen Gegenspieler in Wombat-Geschwindigkeit zu haben. Nutzte beides sehr konsequent aus, hob im richtigen Moment den Kopf und sah die Einsamkeit von Lars Stindl vor dem 1:0.

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Leon Goretzka

-

Quelle: AP

Spielte Pässe, künstlerisch wertvoll wie die Oper von Sydney. Fand sich in der engen Zentrale besser zurecht als Sebastian Rudy und navigierte sicher durch das Spiel wie weiland James Cook durch die Gewässer Tasmaniens. Holte dazu noch einen Elfmeter raus und machte das dritte deutsche Tor gleich selbst. Verstand sich so gut mit Kimmich, dass man auf die Idee kommen könnte, die beiden würden auch in einer Vereinsmannschaft gut harmonieren.

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Sebastian Rudy

Australien - Deutschland

Quelle: dpa

Zeigte in der ersten Halbzeit, dass er auch auf dem Platz stand, als er einen Ball volley in den Kaukasus schießen wollte. Schaffte es dann doch nur in die oberen Plätze des ersten Ranges. Drehte seine Runden im Opossum-Modus und begnügte sich damit, dass die Pässe der Kollegen Mustafi/Rüdiger nicht für ihn gedacht waren.

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Julian Draxler

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Quelle: AFP

Spielte seine Gegenspieler in der 53. Minute mal kurz her wie ein Didgeridoo. Ein Übersteiger, ein Wackler, noch ein Übersteiger und schon brummte es im Kopf der Australier. In anderen Szenen war er müde wie ein Koala auf Eukalyptus-Tee, etwa, als er vor dem ersten Tor der Australier den entscheidenden Ballverlust verursachte. Hatte aber auch den Nachteil, dass die Australier ihn als gefährlichsten Deutschen identifizierten und fast nur gegen den Kapitän zeigten, dass sie auch eine Rugby-Nation sind. Versenkte den Elfmeter.

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Jonas Hector

Australien - Deutschland

Quelle: dpa

Hatte das Pech, dass Mathew Leckie sein Gegenspieler war. Der ging als einziger Australier mit der Aggressivität eines boxenden Kängurus in die Zweikämpfe und bearbeitete den Kölner so lange, bis die Deutschen halt über Joshua Kimmich auf der anderen Seite spielten. Weil Leckie auch nach amtlichen Messungen in der Geschwindigkeit eines eilenden Emus sprinten kann (er war mal schnellster Spieler der Bundesliga), durfte Hector auch nicht so frei übers Feld mäandern wie Kollege Kimmich.

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Lars Stindl

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Quelle: AFP

Bei seinem Tor so allein wie ein Farmer im Outback. Ließ sich, wie er das aus Gladbach gewohnt ist, in die zweite Reihe zurückfallen, nur bis ans andere Ende der Welt ist die Kunde noch nicht durchgedrungen. Sah außerdem, dass Leon Goretzka vor dem Elfmeter-Foul in eine leere Zone sprintete. Stand ein bisschen überraschend in der Startelf, nachdem er gegen San Marino auch ein bisschen einsam gespielt hatte. Hat offenkundig nicht die Hochbegabung eines Julian Draxler, die Geschwindigkeit eines Timo Werner oder das Selbstvertrauen eines Sandro Wagner. Weiß aber, wo die Räume sind.

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Sandro Wagner

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Quelle: AFP

War unbestritten der Crocodile Dundee des deutschen Teams und tat alles dafür, in der Nationalelf nicht wie Sean Dundee zu enden. Gab den Strafraumalligator und vergab die erste deutsche Chance per Flugkopfball-Bauchplatscher. Blockte dann einen Abschlag von Australiens Torhüter Maty Ryan, was keinen tieferen Sinn hatte, außer um zu zeigen: Das hier ist mein Revier. Schob dann mit dem linken Fuß am rechten Toreck vorbei, und spätestens in diesem Moment hätte er als bissiger Stürmer auch mal zuschnappen können.

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Einwechselspieler

Australia v Germany - FIFA Confederations Cup Russia 2017 - Group B

Quelle: REUTERS

Timo Werner: Kam für Sandro Wagner und war offensichtlich nicht damit zufrieden, für Sandro Wagner kommen zu müssen. Setzte zu einem 40-Meter-Sprint an, nur um den Torwart bei der Ballannahme zu stören. Zerdribbelte dann alleine die australische Abwehr und schob den Ball an den Pfosten. Versuchte kurz vor Schluss dann mit dem Ball hinter der Mittellinie loszulaufen und gegen vier Australier allein zu treffen. Gelang ihm auf beeindruckende Art und Weise - fast. Zeigte in jeder Aktion: Ich. Will. Hier. Von. Beginn. An. Spielen. Punkt.

Niklas Süle: Kam in die Partie, um das Spiel zu stabilisieren. Dass das gegen Australien nötig war, sprach eher gegen andere als gegen ihn.

Emre Can: Kam für Lars Stindl und versuchte einen Khedira-haften Lauf durch die Reihen der Australier. Brach auch durch, flankte dann aber zur Eckfahne. Sonst fehlerlos.

© Süddeutsche.de/ebc
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