DFB-Co-Trainer Thomas Schneider:Neuer Beifahrer mit ähnlichen Ideen

Thomas Schneider

Der Neue an Löws Seite: Thomas Schneider wird viele Gespräche mit Joachim Löw führen

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Als Nachfolger von Hansi Flick holt Joachim Löw einen alten Bekannten: Thomas Schneider, den er einst in Stuttgart trainierte. Dass der neue Assistent als Coach in der Bundesliga bisher kein Glück hatte, stört den Bundestrainer nicht. Er setzt auf andere Qualitäten.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Mann, der nie auffallen wollte, hatte zuletzt einen großen Auftritt auf dem Beifahrersitz. Es war der zweite Märzsonntag, ein Frühlingsmorgen auf dem Vereinsgelände des VfB Stuttgart, Thomas Schneider war kurz zuvor als Trainer beurlaubt worden. Die Haare hatte er sich mit den Händen hinter die Ohren gelegt, eine Fliegerbrille verdeckte seine Augen. Schneider winkte. Dann war er weg.

An diesem Dienstag kehrte Schneider, 41, zurück. Als wichtigster Beifahrer der deutschen Trainerbranche. Es ist ein stiller, uneitler Mann, den Bundestrainer Joachim Löw als seinen neuen Co-Trainer präsentiert hat, als Nachfolger von Hansi Flick, der seit Montag als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) arbeitet. Schneider unterschrieb einen Vertrag bis 2016, erstmals wird er in den EM-Qualifikationsspielen im Oktober gegen Irland und Polen auf der Trainerbank sitzen.

Lange hatte Löw offen gelassen, wer auf Flick folgen wird; Schneider selbst hatte Gespräche immer wieder dementiert, zuletzt am Montag. Nun hat sich Löw gegen einen selbstbewussten Mann wie den U20-Nationaltrainer Frank Wormuth entschieden, mit dem er zwar schon im Urlaub war, der aber auch ein lautes Sendungsbewusstsein besitzt. Er hat sich entschieden für einen ruhigen Trainerflüsterer, wie schon Flick einer war.

Für einen, auf den er sich verlassen kann, der sich als Teamspieler sieht. "Er ist loyal", sagte Löw am Dienstag. Der Bundestrainer erhofft sich allerdings durchaus eigene Ideen, er sagte über Schneider: "Er hat eine eigene Meinung und einen starken Charakter." Die beiden Männer kennen sich seit 1995, als Löw erst Co-Trainer und dann zwei Jahre lang Cheftrainer beim VfB war.

Über die drei Jahre sagte der damalige Außenverteidiger Schneider am Dienstag in einer DFB-Mitteilung: "Schon damals habe ich gemerkt, dass wir sehr ähnlich über den Fußball denken."

Seine Spielerkarriere beendete Schneider 2005 aufgrund einer Borreliose nach einem spät erkannten Zeckenbiss, drei Jahre lang wurde er mit Antibiotika behandelt. Erstmals für einen Trainerjob angefragt wurde Schneider 2007. Von seiner Nachbarin in Straubing, einer Spielermutter. Schneider nahm an. Und trainierte zwei Jahre lang die U19 des FC Dingolfing, scheiterte mit dieser knapp am Aufstieg in die Bundesliga. Es war der Start einer akribischen, nie überambitionierten, aber doch erfolgreichen Laufbahn.

Immer ruhig und akribisch

Schneider betreute ein Jahr lang die Männer in Dingolfing, im März 2011 schloss er den Trainerlehrgang als Zweitbester ab, mit der Note 1,3. Anschließend trainierte er die U17 des VfB Stuttgart, im ersten Jahr erreichte er das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, im zweiten gewann er es. Wenige Wochen später, Ende August 2013, wurde er Profitrainer beim VfB, als Nachfolger des beurlaubten Bruno Labbadia.

Er blieb ruhig, er blieb akribisch. Aber er blieb nicht lange erfolgreich. In der Liga verlor der VfB unter Schneider die ersten beiden Monate nicht, er gewann dreimal, spielte viermal remis. Von den nächsten 14 Spielen gewann das Team nur zwei, in seinen letzten neun Partien holte Schneider nur einen Punkt, zu Hause gegen Braunschweig (2:2). Am nächsten Morgen saß er auf dem Beifahrersitz.

Schneider war mit dem Team in eine rasante Abwärtsspirale geraten, mit zahlreichen Gegentoren in den letzten zehn Spielminuten. Schneider stand stets still am Spielfeldrand, steckte sich das Shirt in die Hose, legte sich die Haare hinter die Ohren. Wütend wurde er nie.

Es war auch diese unaufgeregte Art, die Löw überzeugte. "Auch menschlich", sagt er, passe Schneider ins Team, das ist ihm wichtig. Löw kennt seinen Weg ohnehin, er hat sich keinen Beifahrer ausgesucht, der die Karte kontrollierend ausbreitet. Sondern einen, der Löws Musikgeschmack versteht.

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