Deutschland in der Einzelkritik:Pfostengaudi mit Pfiff

Manuel Neuer wird bei jedem Ballkontakt mit hämischem Raunen bedacht, Ilkay Gündogan glänzt als Torschütze, Vorbereiter und Maßarbeiter. Vorne schießen Mario Götze und Mesut Özil um die Wette an die Torumrandung. Die deutsche Nationalmannschaft beim 4:1 gegen Kasachstan in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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WM-Qualifikation Deutschland - Kasachstan

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Deutschland in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Manuel Neuer wird bei jedem Ballkontakt mit hämischem Raunen bedacht, Ilkay Gündogan glänzt als Torschütze, Vorbereiter und Maßarbeiter. Vorne schießen Mario Götze und Mesut Özil um die Wette an die Torumrandung. Die deutsche Nationalmannschaft beim 4:1 gegen Kasachstan in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Anders als in Astana diesmal wagemutig: Und ohne lange Hose. Winterliche Kälte macht einem deutschen Nationaltorwart eben weniger aus als ein Kunstrasen. Beobachtete dann die deutschen Angriffe bisweilen stumm und regungslos als hätte er diese Art stumme Kunst zuvor in der Nürnberger Innenstadt geübt: als menschliche Statue, Typ Torwart. Fehlte nur noch, dass Tourist Jérôme aus München ihm ein paar Münzen vor die Füße geworfen hätte. Als er gerade festzufrieren schien, lief Manuel Neuer fast bis zur Mittellinie, um den Ball zu berühren, das Publikum johlte, die Statue grinste. Kam auch statuenhaft aus der Kabine und legte den Kasachen sogleich ein Tor auf. Wurde danach vom Publikum bei jedem Ballkontakt mit einem hämischen Raunen bedacht.

WM-Qualifikation Deutschland - Kasachstan

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Deutschland in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm: Was soll ein Weltklasse-Rechtsverteidiger in einem solchen Spiel machen? Sich ein wenig ausruhen rechts hinten, ein wenig mit Per Mertesacker quatschen oder der Statue Neuer zuwinken? Von wegen. Philipp Lahm ist so sehr Profi, dass er bei Minusgraden lieber viel läuft, damit seine Muskulatur nicht steif wird und die Verletzungsgefahr sinkt. Hatte gar einen Energieanfall, als er durch fünf Kasachen hindurchsprintete und zum 2:0 quer legte. Bolzte einmal aus 20 Metern Richtung Fankurve.

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Quelle: AFP

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Deutschland in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: Durfte erleichtert gewesen sein, als Benedikt Höwedes verletzt abreiste. Hätte der Bundestrainer den Schalker ein weiteres Mal vorgezogen, wäre Boatengs Platz als Ersatz vom Ersatz vom Ersatz vorerst besiegelt gewesen. Bemühte sich sichtlich, um den Sprung zum Ersatz vom Ersatz zu schaffen. Wäre 1998, in der Hochzeit deutschen Rumpelfußballs als technisch perfekt gefeiert worden. Hat das Pech, dass in der Ansammlung von DFB-Künstlern 2013 ein zu weit geratener Pass ausreicht, um als Rumpelfußballer zu gelten. Haute dann aus 40 Metern zweimal gegen die Kugel, dass es nur so rumpelte.

WM-Qualifikation Deutschland - Kasachstan

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Deutschland in der Einzelkritik:Per Mertesacker

Per Mertesacker: Bundestrainer Löw verlangte auch gegen Kasachstan eine "seriöse" Leistung, schließlich ging es um drei Punkte für die WM-Qualifikation. Das Sinnbild für Seriosität in der DFB-Elf ist Per Mertesacker. In diesem Sinne hätte er ein Gewinner der beiden Duelle gegen die Kasachen sein können, obwohl er als Innenverteidiger praktisch keinen ernsthaften Zweikampf führen und im Spielaufbau immer nur Ilkay Gündogan anspielen musste. Stand nach 78 Minuten aber ziemlich unseriös im Raum herum, Waleri Korobkin neben ihm schoss fast das 2:3. Fuchtelte wenig später mit dem Armen Richtung Linienrichter in der Meinung, der müsse Abseits anzeigen - ebenfalls wenig seriös. 

Germany v Kazakhstan - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Deutschland in der Einzelkritik:Marcel Schmelzer

Marcel Schmelzer: Nun hat Joachim Löw also Marcell Jansen in den Kader zurückgeholt. Marcell Jansen!! Einen potenziellen Linksverteidiger!!! Marcel Schmelzer verlor angesichts der neuen Gefahr gleich reihenweise Kopfballduelle. Es war aber auch ungerecht: Als hätte dieser Jansen die größten und stämmigsten Kasachen immer auf die linke Schmelzer-Seite geschickt, hüpfte Schmelzer zu Beginn immer umsonst hoch. Wirkt ja bisweilen etwas stürmisch, körperlich unbeholfen, integrierte sich aber wieder erstaunlich gut in die Künstlergarde um ihn herum.

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Deutschland in der Einzelkritik:Ilkay Gündogan

Ilkay Gündogan: Hansi Flick meinte: Er sei "sehr nah dran" an der Stammformation. Joachim Löw erklärte, er habe alle Voraussetzungen, ein "Weltklassespieler" zu werden. Nun profitierte dieser Hochgelobte Ilkay Gündogan aber von einer profanen zweiten gelben Karte für Bastian Schweinsteiger, dass er in Nürnberg von Beginn an einlaufen durfte. Hat nicht die körperliche Ausstrahlung eines Schweinsteiger, überzeugte aber wieder mit seinem Spiel. Technisch perfekt, ruhig im wirrsten Getümmel und ausgestattet mit einer strategischen Ader leitete der Dortmunder das Spiel an. Will sein Können noch mit dem Repertoire Torgefahr erweitern, seine schöne Volleyabnahme landete noch am Pfosten, erzielte dann das 3:0. Traf dann nochmal den Pfosten, stellte damit sogar in dieser Kategorie die Kollegen in den Schatten. Rundete seinen gelungenen Abend schließlich ab, indem er Reus das 4:1 auflegte. 

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Deutschland in der Einzelkritik:Sami Khedira

Sami Khedira: Während die Öffentlichkeit diskutiert, ob Schweinsteiger oder Gündogan besser sind, spielt Sami Khedira einfach weiter. War seit der EM außer beim Testspiel in den Niederlanden immer dabei, sein stets kämpferischer Beitrag wirkt in der Künstlerschar auch unverzichtbar. Als die meisten der 43.000 Zuschauer schon anfingen, den Kasachen ob ihrer Unterlegenheit ein Tor zu gönnen, da rauschte Khedira im Mittelfeld in einen Zweikampf und verpasste Kapitän Kairat Nourdauletov einen Rempler mit dem Arm. Hinkte hinter Gündogan insofern zurück, als er nur einmal den Pfosten traf.

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Deutschland in der Einzelkritik:Mesut Özil

Mesut Özil: In einem Raum, in dem sich die Reporter und allerlei wichtige Personen vor dem Spiel aufhielten, flimmerte ein Film über die Leinwände, die Mesut Özil bei einem Jugend-Hallenturnier mit dem FC Schalke 04 zeigte. Er musste etwa 16 Jahre alt gewesen sein und der neue Bundes-Co-Trainer Joachim Löw dozierte darüber, wie viel Potenzial der Junge habe. Der 24-jährige Mesut Özil spielte dann in Nürnberg in etwa so, wie der 16-Jährige zuvor im Film. Gegen die chancenlosen Kasachen lupfte er den Ball über das Gegenspieler-Knie, streichelte den Ball, täuschte, fintierte, leitete das 1:0 ein und das 3:0. Traf dann, wie könnte es anders sein, den Pfosten.

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Deutschland in der Einzelkritik:Thomas Müller

Thomas Müller: Stand bisweilen etwas am Rande, wenn Gündogan, Reus, Özil und Götze die Kasachen mit dem vierfachen Doppelpass an den Rande der Bewusstseinsstörung kombinierten. Kam da nicht immer mit. Aber wer kommt da schon mit? Andere würden sagen: Der Müller ist halt nicht so verspielt. Traf nicht einmal den Pfosten, seine verunglückte Flanke wurde von Torwart Andrej Sidelnikow erst ans Gebälk gelenkt.

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Quelle: dpa

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Deutschland in der Einzelkritik:Marco Reus

Marco Reus: Hatte trotz einer Gelbsperre den 4500-Kilometer-Ausflug nach Astana mitgemacht. Hatte sich soweit erholt, dass er gleich einen 50-Meter-Sprint in die eigene Abwehr zeigte samt gekonnter Grätsche und Ballgewinn. Hatte offenbar einige Wut als er sah, dass die Kumpels Gündogan und Götze binnen 60 Sekunden zweimal den Pfosten trafen. Rächte beim nächsten Angriff mit einem Beinschuss an Waleri Korobkin und dem anschließenden Schuss ins Tor zum 1:0. Ließ später noch das 4:1 folgen, als er den Temperaturen entsprechend (eiskalt!) ein feines Zuspiel von Gündogan veredelte. 

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Quelle: dpa

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Deutschland in der Einzelkritik:Mario Götze

Mario Götze: Hatte sich gleich eine blutige Nase geholt, musste zweimal an der Seitenlinie behandelt werden. Zum Glück für das Publikum im Stadion und am Fernsehen konnte der Dortmunder weiterspielen, denn so eine Attraktion will man doch sehen. Es scheint bisweilen so, als habe er schon im Kinderbett mit dem Ball jongliert, so perfekt ist die Ballbehandlung von Mario Götze. Ballannahme, Körpertäuschung, Ballmitnahme, Doppelpass und Abschluss - alles ist eine Bewegung, alles geschieht in einem irren Tempo. Man hätte den Kasachen gerne zum Trost "Drei im Weckla" - Drei Bratwürste im Brötchen - gebracht. Schoss das 2:0, war überall und nirgends zu fassen. Vergab aber viel zu viele Chancen. Traf immerhin einmal den Pfosten.

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Quelle: dpa

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Deutschland in der Einzelkritik:Einwechselspieler: Marcell Jansen

Marcell Jansen: Kam in der 90. Minute für Marco Reus. Traf nicht mehr den Pfosten. 

© SZ.de/jbe/ska/kjan
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