Deutsches Skisprung-Team:Martin Schmitt bremst das Jugendprogramm

Four Hills Tournament - Garmisch Partenkirchen Day 2

Für zwei weitere Springen dabei: Martin Schmitt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wegen schlechter Ergebnisse der deutschen Skisprung-Jugend setzt Bundestrainer Werner Schuster auch in den beiden verbleibenden Tournee-Springen auf seinen Oldie Martin Schmitt. Das tut Schuster nur unter Bauchschmerzen - denn Schmitt ist ein Mann aus der Vergangenheit.

Von Thomas Hahn, Garmisch-Partenkirchen

Am Tag nach der Enttäuschung waren die deutschen Skispringer beim Hauptsponsor eingeladen zu einem Fahrsicherheitstraining auf Eis. Das fand Bundestrainer Werner Schuster "eine tolle Abwechslung" nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, das nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen war. Acht Leute aus seinem Team waren unter den besten 30 platziert, hinter Andreas Wellinger (9.), Andreas Wank (11.), Martin Schmitt (14.) und Severin Freund (15.) auch Michael Neumayer (21.), Maximilian Mechler (22.), Danny Queck (23.) und Richard Freitag (25.).

Aber das fand Schuster nur bedingt tröstlich, weil er nach den Lobeshymnen der ersten Weltcup-Wochen nicht ausgerechnet beim meistbeachteten Heimtermin des Jahres so viel Mittelmaß anbieten wollte. Schuster sagt: "Das ist nicht unser Anspruch."

Autofahren sollte die Springer also etwas runterbringen vor der Weiterreise nach Innsbruck - und den Coach wahrscheinlich auch, der am Abend des Neujahrstages nämlich durchaus angeschlagen wirkte. Nicht einmal so sehr wegen des Ergebnisses. So stabil ist sein junges Team nun mal noch nicht, als dass es außer Brillanz nichts anderes mehr im Repertoire hat.

Zudem bleibt es ein lohnendes Ziel, Severin Freund, den Dritten von Oberstdorf, von seinem fünften Tournee-Rang noch auf den besten Podestplatz hinter den entfernten Gesamtsieg-Duellanten Anders Jacobsen (Norwegen) und Gregor Schlierenzauer (Österreich) zu bringen.

Zweitliga-Einsätze in den Weltcup

Was den Bundestrainer mehr mitzunehmen schien, waren die Folgen der ersten Tournee-Hälfte für sein A-Team. Dem hat er nämlich ein bisschen etwas von seiner Jugend nehmen müssen, weil Martin Schmitt, der frühere Weltmeister, sich ihm nach Platz 16 in Oberstdorf und Platz 14 in Partenkirchen aufgedrängt hat. Mit sieben Leuten hat Schuster im ersten Viertel der Saison die Skisprungwelt bereisen dürfen, darunter auch Karl Geiger, 19, und Danny Queck, 23, zwei Männer der Zukunft.

Fünf weitere Sportler aus dem B-Team hat er als Bundestrainer des Gastgebers bei den ersten beiden Tournee-Springen aufbieten dürfen, darunter Schmitt, 34, einen Mann aus der Vergangenheit. In Innsbruck und Bischofshofen hat Schuster jetzt nur noch sechs Plätze, er musste jemanden streichen und die Ergebnisliste ließ ihm keine Wahl. Schmitt ist Zwölfter der Gesamtwertung, Queck 16., Geiger auf Rang 52. "Unbefriedigend für mich" nannte Schuster den Umstand, das Alter vorziehen zu müssen.

Von der Gewalt des Faktischen sieht Schuster seine Pläne durchkreuzt. Er lobte Schmitt für dessen Beharrlichkeit, sich über B-Team und Zweitliga-Einsätze in den Weltcup zurückgekämpft zu haben: "Hoher Respekt." Aber er konnte nicht verbergen, dass er lieber die jüngeren Semester im Team behalten hätte. "Es tut mir persönlich sehr weh, einen Jungen wie Danny Queck rauszustellen", sagte er, "und es tut mir verdammt weh, einen jungen Springer wie Karl Geiger rauszustellen."

Auch Maximilian Mechler, 29, einen beseelten Kämpfer zwischen erster und zweiter Reihe, hätte er gerne weiter bei der Tournee beschäftigt. "Es ist hart", sagte Werner Schuster, "aber in letzter Konsequenz machen wir Leistungssport." Und für ein paar Augenblicke schien der Bundestrainer diesen Leistungssport gar nicht zu mögen.

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