Deutsches Davis-Cup-Team:Gemaule vor dem großen Duell

Davis Cup - Deutschland - Spanien

Vier deutsche Davis-Cup-Spieler im Kaisersaal des Römers, Frankfurt : Daniel Brands, Florian Mayer, Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas (von links).

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Das deutsche Davis-Cup-Team trifft in Bestbesetzung auf Spanien, doch die Stimmung ist angespannt. Teamchef Carsten Arriens muss das Verhältnis zwischen Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas moderieren - seinem Vorgänger wurde es noch zum Verhängnis.

Von Philipp Schneider, Frankfurt

In Frankfurt auf dem Römerberg, da steht ein Rathaus, das sie Römer nennen. Jedes Kind weiß das. Nicht einmal die Erwachsenen kennen aber die Gründe, warum das Rathaus Römer heißt, darüber streiten gar die Historiker. Die Geschichtskundigen haben einige Theorien entwickelt, als wahrscheinlichste von ihnen gilt, dass vor dem Haus einst italienische Kaufleute ihre Waren feilboten.

Viele von ihnen kamen nicht einmal aus Rom, aber weil den Frankfurtern Rom am gegenwärtigsten war, tauften sie das Haus am Platz einfach nach der Stadt in Italien, die sie am besten kannten. Seither steht es dort am Römerberg, und die Frankfurter haben sich längst damit abgefunden, dass es einfach irgendwann da war. Ähnlich wie bei Tommy Haas.

Haas saß also am Donnerstag im Kaisersaal im Frankfurter Römer, am Wochenende steht die Erstrunden-Partie im Davis Cup an, Deutschland trifft auf Spanien, und Haas, er war plötzlich auch wieder da. Er sagte: "Ich bin froh, dabei zu sein. Es ist immer etwas ganz Besonderes, sein Land zu repräsentieren." Sicher, die Liebe zu seinem Geburtsland gilt nicht nur bei Historikern als wahrscheinlichste Theorie für Haas' Rückmeldung im Davis Cup, weswegen ihn niemand fragte, warum er denn so lange nicht Davis Cup gespielt hatte: im Februar 2012 in Bamberg zuletzt. Haas war wieder da, das war eine gute Nachricht.

Tommy Haas wird bald 36 Jahre alt werden, er ist noch immer der beste Tennisspieler hierzulande. Und irgendwie hat es Haas mal wieder geschafft, hier in Frankfurt zum großen Thema zu werden. Obwohl seine Schulter noch Probleme bereitet und er voraussichtlich nur im Doppel zum Einsatz kommen wird: am Samstag, an der Seite von Daniel Brands gegen Fernando Verdasco und David Marrero.

Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer werden bereits am Freitag loslegen, Kohlschreiber trifft um 14 Uhr auf Roberto Bautista-Agut, danach spielen Florian Mayer und die spanische Nummer eins Feliciano Lopez gegeneinander. Wenn es gut läuft, dann führt Deutschland am Freitagabend schon 2:0, Haas und Brands könnten also einen Tag später die Partie gegen die ersatzgeschwächten Spanier entscheiden, die ohne Rafael Nadal und David Ferrer auskommen müssen.

Falls es nicht gut läuft, steht es vor dem letzten Einzel am Sonntag aber 2:2, und dann wird die Frage aufkommen, wen Teamchef Carsten Arriens in der entscheidenden Begegnung auf den Hartplatz schicken sollte: Mayer, wie geplant, oder doch Haas? Als Haas gefragt wurde, ob er sich trotz seiner lädierten Schulter ein Einzel zutrauen würde, sagte er: "Ich bin bereit, alles zu geben für das Team." Allzu schlimm dürfte sein Gelenk spätestens dann nicht schmerzen.

Drittes Spiel unter Arriens

Für Carsten Arriens wird das Match gegen Spanien die dritte Partie in Verantwortung sein, zunächst hatte seine Mannschaft 0:5 gegen Argentinien verloren, dann beim 4:1 gegen Brasilien den Abstieg aus der Weltgruppe verhindert. Tommy Haas war zweimal nicht dabei, Arriens aber sagte am Donnerstag: "Es ist immer gut, die besten Spieler dabei zu haben." Sicher, so sie sich denn vertragen.

Wie zu hören ist, soll die Stimmung mal wieder nicht die allerbeste sein in der Mannschaft. Während Kohlschreiber, Mayer und Brands am vergangenen Sonntag mit dem Zug von München nach Frankfurt fuhren, schlug Haas in Oberhaching einige Bälle mit Alexander Waske - seinem ehemaligen Doppel-Partner, den er soeben als neuen Trainer eingestellt hatte. Als Begründung für sein Fehlen wurde die Schulter angeführt, Haas lasse sich bei einem Arzt seines Vertrauens am Chiemsee behandeln (was für die Zeit vor dem Training mit Waske auch gegolten haben mag).

So aber stieß Haas erst am Montag zur Mannschaft, einen Tag nach dem Sonntag, der vor einer Davis-Cup-Woche als heilige Veranstaltung gilt. Der Teamchef hält dann die ersten wichtigen Ansprachen.

Nun muss eine Tennismannschaft zum Glück nicht harmonieren, und für Carsten Arriens ist es schon ein Erfolg, dass er erstmals die besten Spieler Deutschlands um sich versammelt hat. Seinem Vorgänger Patrik Kühnen war das zuletzt kaum gelungen, nur einmal fast: in Bamberg 2012, als sich Kohlschreiber krank gemeldet hatte. Haas war damals zwar dabei, doch nachdem er danach Kohlschreibers Gesundheitszustand in Frage gestellt hatte, war das Team nicht mehr zur Ruhe gekommen.

Und Kühnen verlor seinen Job, weil der beleidigte Kohlschreiber nicht müde wurde zu rebellieren. "Ich merke, dass ich ein paar Vorstellungen hatte, die zu idealistisch waren", das hat Arriens in Frankfurt erzählt. Das "Teambuilding" sei nicht einfach, "dazu bleibt in den paar Wochen, in denen ich die Spieler bei mir habe, einfach kaum Zeit", die "Struktur dieses Sports gibt einfach nicht mehr her", sagte er.

Ihm bleibt, die Konflikte zu moderieren - und auf sportlichen Erfolg zu hoffen, der auch gegen die spanischen Ersatzleute nicht selbstverständlich ist. Roberto Bautista-Agut, Kohlschreibers Gegner zum Auftakt, hat bei den Australian Open zuletzt den an fünf gesetzten Juan Martin del Potro aus dem Turnier befördert. "Es wäre schwieriger gegen Nadal und Ferrer", sagte Arriens: "Aber jetzt ist es nicht einfacher, weil der Sieg von uns eher erwartet wird."

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