Deutscher Tennis-Bund:Früher aufstehen für Michael Stich

Michael Stich

Hat ein Konzept für den DTB gemacht: der frühere Tennisprofi Michael Stich

(Foto: dpa)

Der Deutsche Tennis-Bund sucht einen neuen Vorstand. Michael Stich ist plötzlich auch ein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Allerdings müsste man ihn dazu erst einmal anhören.

Von Philipp Schneider

Am Sonntag wird der Wimbledonsieger Michael Stich seine Tasche packen, dann wird er sich in Hamburg auf den Weg machen, um einen Vortrag zu halten vor einigen Zuhörern, die er mit seinen Ideen und Vorstellungen überzeugen möchte. Was Michael Stich allerdings nicht weiß: Ob die Menschen überhaupt erscheinen werden, die er gerne überzeugen würde von seinem in allen Details ausgearbeiteten Konzept, das den Deutschen Tennis-Bund (DTB) sanieren könnte. "Wer kommt, der kommt", sagt Robert Hampe: "Ich fürchte aber, es kommen nicht alle."

Robert Hampe ist Sprecher des Bundesausschusses des DTB, in dem alle 18 Landesverbände vertreten sind. Und am Sonntag werden sich 18 Landespräsidenten auf Einladung Hampes zu ihrer bereits dritten internen Sitzung zusammenfinden, um sich abermals auf den Kandidaten Ulrich Klaus zu einigen, den sie eigentlich am 16. November als Nachfolger von Karl-Georg Altenburg zum DTB-Präsidenten wählen möchten.

Die Sitzung wird um 11 Uhr beginnen, Stich muss seinen Vortrag allerdings eine Stunde früher halten, um zehn Uhr. Weil einige Landespräsidenten angedroht haben, ansonsten den Sitzungs-Ausschluss von Stich per Eil-Antrag durchzusetzen. Einer, der Stichs Worten garantiert nicht lauschen wird, ist Dirk Hordorff, Präsident in Hessen. Er sagt: "Ich kenne Herrn Stich und muss ihn nicht abermals kennenlernen. Und meine Frühstückszeiten muss ich auch nicht ändern."

Nun ist es ein bisschen schade, dass Hordorff einige Neuigkeiten verpassen wird, die Stich verkünden wird. "Ich stehe in ständigem Kontakt mit Herrn Stich und inzwischen haben sich die Sachverhalte geändert", sagt Hampe: "Herr Stich wäre inzwischen bereit, in einem Präsidium mitzuarbeiten, auch als Vize. Er hat einige Abstriche gemacht von seinen Forderungen, und ich bin der Meinung, dass man es einem Ehrenmitglied des DTB schuldig ist, ihn zumindest anzuhören."

Bild der innerlichen Zerrissenheit

Hordorff wird wohl nicht der einzige Landeschef sein, der Michael Stichs erste persönliche Präsentation seines Konzepts verpassen wird - mit dem er eigentlich DTB-Präsident werden wollte. "Ich schätze, dass ein Drittel fern bleiben wird", sagt Helmut Schmidbauer, Vorsitzender in Bayern. Weil sich die Landespräsidenten bereits ausgesprochen haben für den Kandidaten Ulrich Klaus, bislang Verbandschef in Rheinland-Pfalz, dessen Konzept "Unser DTB" noch immer recht inhaltsleer wirkt. Und der als Kandidat nicht länger nur intern angeschlagen ist, sondern auch öffentlich: Dass nun der Sprecher des Bundesausschusses Stich geladen hat, das ist auch ein Affront gegen Klaus. Inzwischen schließen einige Landespräsidenten nicht aus, dass Klaus ab Sonntag auf seine Kandidatur verzichten könnte: Er wird sich schon fragen, warum eine weitere Abstimmung notwendig ist, um zu beschließen, was längst beschlossen ist.

Es ist mal wieder ein Bild der innerlichen Zerrissenheit, des Pöstchengeschachers, das der DTB in diesen Tagen abgibt. Denn selbst wenn sich der Bundesausschuss erneut auf Klaus einigen sollte, so ist noch lange nicht klar, dass der seine Ideen auch umsetzen kann. Inzwischen sieht dessen Schattenkabinett ganze vier Landespräsidenten als Vizes vor: Außer Hordorff und Schmidbauer noch Karl-Heinz Kutz aus Mecklenburg-Vorpommern und Hans-Wolfgang Kende aus Baden. Paragraf 31 der DTB-Satzung schreibt vor, dass kein Landespräsident gleichzeitig eine Funktion im DTB-Präsidium einnehmen darf.

Am Sonntag soll beschlossen werden, dass künftig zumindest zwei von ihnen ins Präsidium rücken dürfen (Kende und Kutz sollen signalisiert haben, dass sie ihre Landesverbände aufgeben würden). Allerdings bedarf es dafür einer Zweidrittel-Mehrheit aller Stimmen - und der Zustimmung von mindestens zehn der 18 Landesverbände. Für die Satzungsänderung benötigt Klaus wohl auch die Zustimmung einiger Stich-Befürworter - diese wissen also um ein Druckmittel. Und es gibt noch eine dritte Fraktion: diejenigen, die Stich ablehnen und Klaus befürworten - aber eine Schwemme von Präsidenten-Kollegen im hohen Amt ablehnen. Angeblich, weil sie eine Unterwanderung der "Gewaltenteilung" im föderalen Tennisdeutschland befürchten, wie es Württembergs Ulrich Lange formuliert (der zufällig nicht als Vize vorgesehen ist).

Mit einem Externen wie Stich an der Spitze würde es derlei Probleme nicht geben. Inzwischen soll Stich auch von seiner Forderung abgerückt sein, seinen Geschäftspartner Detlef Hammer als Geschäftsführer im DTB zu installieren. Und Hampe stellt eine Lösung für den drohenden Interessenskonflikt in Aussicht, dass sich Stich, Direktor des verbandseigenen Turniers in Hamburg, als DTB-Präsident selbst die Lizenz erteilen könnte. "Ich habe Juristen beauftragt, eine Lösung zu finden für den Fall, dass Herr Stich Vizepräsident werden könnte", sagt Hampe. Um die verlockende Wendung im Fall Stich zu vernehmen, müssten die Landespräsidenten am Sonntag lediglich eine Stunde früher aufstehen.

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