Deutscher Eishockey-Meister:Der Pokal bleibt in München

Mit einem klaren 4:0-Sieg im fünften Finalspiel verteidigt der EHC München gegen Wolfsburg seinen Meistertitel in der Deutschen Eishockey-Liga. Selten war ein DEL-Klub derart dominant.

Von Christian Bernhard

Konrad Abeltshauser versuchte, seine Worte zu finden. Und er fand sie. "Als kleiner Bub spielt man oft auf der Straße gegen imaginäre Gegner und träumt davon, irgendwann Meister zu sein. Und jetzt stehe ich hier", sagte der Verteidiger des EHC Red Bull München auf dem Eis der Münchner Olympia-Eishalle. "Ich komme mir vor wie im Traum." Der EHC hat sich am Ostermontag durch einen 4:0 (1:0, 1:0, 2:0)-Sieg im fünften Finalspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den Meistertitel gesichert und den Vorjahres-Triumph wiederholt. Um 17.45 Uhr reckte EHC-Kapitän Michael Wolf unter goldenem Konfetti-Regen den silbernen Pokal in die Höhe. Damit verteidigte erstmals seit den Eisbären Berlin 2012 eine DEL-Mannschaft ihren Titel aus dem Vorjahr. Zum besten Spieler der Finalserie wurde Yannic Seidenberg gewählt, der sein 100. DEL-Playoff-Spiel bestritt. "Als Meister hatten wir größeren Druck, als wir in die Saison starteten. Deshalb fühlt es sich jetzt wie eine Erleichterung an", sagte Verteidiger Matt Smaby. Für Trainer Don Jackson war es sein siebter Titel in Deutschland, der zweite mit dem EHC. "Beide sind großartig, beide sind emotional", sagte der 60-Jährige, der auch im Moment des Triumphs nicht seine Ruhe verlor. Wie im Vorjahr verlor der EHC auf dem Weg zum Titel nur zwei Playoff-Partien. Von 14 Playoff-Spielen gegen Bremerhaven (Viertelfinale, 4:0 in der Best-of-seven-Serie), Berlin (Halbfinale, 4:1) und Wolfsburg (Endspiel, 4:1) gewann der EHC zwölf, das Torverhältnis von 50:20 verdeutlicht die Dominanz zusätzlich. Keinem Playoff-Gegner gelang es, mehr als zwei Tore in der regulären Spielzeit gegen den alten und neuen Meister zu erzielen. "Wir sind an einer Mannschaft und Organisation gescheitert, die momentan die beste ist", sagte Wolfsburg-Manager Charly Fliegauf. Mangelnden Einsatz konnte man den Wolfsburgern keinesfalls vorwerfen, am Ostermontag hatten sie dem EHC in den ersten zwei Spielminuten unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht als Partygäste angereist waren. Der Ex-Münchner Brent Aubin hätte seine Mannschaft nach 31 Sekunden in Führung schießen müssen, traf aber den Pfosten, als er das freie Tor vor sich hatte. In der zweiten Minute ging ein gefährlicher Versuch von Gerrit Fauser knapp am Münchner Tor vorbei. Der Meister brauchte ungewohnt lange, um ins Spiel zu kommen. Die oft benutzte Redewendung, der letzte Sieg sei der schwierigste, schien zuzutreffen. "Wir waren am Anfang ein bisschen nervös", gab Maximilian Kastner zu. Mitte des Drittels fand das Jackson-Team ins Spiel, Kastner (13.), Florian Kettemer (14.) und Dominik Kahun (15.) prüften Wolfsburgs Torhüter Felix Brückmann. Kurz vor der ersten Pause schlug der Meister dann zu: Jon Matsumoto stibitzte Jamie Sharrow die Scheibe vor dem Gäste-Tor vom Schläger und versenkte sie über Brückmanns Fanghand im Netz. Sollte zum fünften Mal in der Finalserie jene Mannschaft gewinnen, die 0:1 zurücklag?

Finale EHC Red Bull München Wolfsburg Grizzlys

Die Hände zur Hallendecke: Die Münchner Eishockeyspieler um Torwart Danny aus den Birken (ganz rechts) feiern nach der Schlusssirene.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Diesmal nicht. Nachdem Kahun eine sehr gute Chance vergeben (22.) und die Münchner ihr erstes Unterzahlspiel einmal mehr souverän überstanden hatten, wurde Jerome Flaake auf dem Weg zum Gäste-Tor gefoult und bekam einen Penalty zugesprochen. Flaake, der in seinen vorangegangenen 29 Spielen nur ein Tor erzielt hatte, besprach sich vor der Ausführung kurz mit Keith Aucoin auf der Bank - und ließ Brückmann dann mit einer starken Bewegung keine Chance (25.).

Zweiter Titel für München - Deutsche Eishockeymeister seit 2000

2000/01 A. Mannheim - München Barons 3:1

2001/02 Kölner Haie - Adler Mannheim 3:2

2002/03 Krefeld Pinguine - Köln 3:2

2003/04 Frankfurt Lions - Eisbären Berlin 3:1

2004/05 Berlin - Mannheim 3:0

2005/06 Berlin - Düsseldorfer EG 3:0

2006/07 Mannheim - Nürnberg Ice Tigers 3:0

2007/08 Berlin - Köln 3:1

2008/09 Berlin - Düsseldorf 3:1

2009/10 Hannover Scorpions - Augsburg 3:0

2010/11 Berlin - Grizzly Adams Wolfsburg 3:0

2011/12 Berlin - Mannheim 3:2

2012/13 Berlin - Köln 3:1

2013/14 ERC Ingolstadt - Köln 4:3

2014/15 Mannheim - Ingolstadt 4:2

2015/16 EHC München - Wolfsburg 4:0

2016/17 EHC München - Wolfsburg 4:1

Danny aus den Birken hielt auch im Schlussdrittel den EHC-Kasten sauber und Derek Joslin (47.) sowie Brooks Macek (50.) erhöhten auf 4:0. Bereits zwölf Minuten vor Spielende tönte es laut "Hey das geht ab, wir holen die Meisterschaft" durch die ausverkaufte Münchner Olympia-Eishalle. Nachdem sich Steve Pinizzotto noch eine Spieldauerdisziplinarstrafe abgeholt hatte, war das Spiel vorbei - und die Party begann. Ab diesem Moment hatte Jackson erstmals in dieser Saison keinen Einfluss mehr auf seine Spieler. "Meine Entscheidungen endeten mit der letzten Spielsekunde", sagte er lächelnd. Ab jetzt werde er zum Mitläufer. "Ich suche jemanden, der mir sagt, wo ich hin muss."

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